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Vater unser

Vater unser

Titel: Vater unser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jilliane Hoffman
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Barhocker entdeckte sie den kleinsten Baseballhandschuh, den sie je gesehen hatte, zusammen mit einem Wiffle-Ball und einem Plastikschläger. In der Küche hatten sich zwei Männer in den Poloshirts der Spurenermittlung versammelt, ein uniformierter Polizist und ein Detective in Zivil, die Ärmel hochgekrempelt, seine Dienstwaffe lässig im Holster. Aus dem Schrank unter der Spüle ragten zwei Beine hervor.
« Hat Probleme mit dem Siphon», erklärte der Mann in Zivil belustigt, als Rick sich neben ihn stellte.
« Als brauchte man einen Abschluss in Raketentechnik, um einen beschissenen Siphon abzuschrauben! Satty, soll ich den Klempner rufen, damit er deine Arbeit macht?»
« Leck mich am Arsch, Brill», erklang es dumpf unter der Spüle.
« Hey, Leute», sagte Rick und deutete auf Julia.
« Reißt euch ein bisschen zusammen.»
« Oh, Entschuldigung», sagte der Mann in Zivil und drehte sich um. Er war klein und untersetzt und hatte einen riesigen buschigen Schnurrbart. Am Hinterkopf lichtete sich sein Haar, und Julia musste unwillkürlich an das tote Stück Gras auf dem Rasen denken, wenn man am Ende des Sommers das aufblasbare Schwimmbad wegräumte. Er musterte Julia mit einem Lächeln, das sowohl Anerkennung als auch Enttäuschung bedeuten konnte.
« Hatte nicht mitgekriegt, dass du in Begleitung da bist, Ricky.»
« Steve Brill – Julia Valenciano. Julia unterstützt mich bei diesem Fall. Julia, Steve ist Detective beim Coral Gables Police Department.»
« Sind Sie die neue Praktikantin?», fragte Brill.
« Sie ist Staatsanwältin, du Vollidiot», entgegnete Rick.
« Hoppla, tut mir leid», sagte der Detective und hielt entschuldigend die Hände hoch.
« Ich halte ab sofort lieber den Mund.»
« Endlich!», sagte die Stimme unter der Spüle.
« Hast du’s?», fragte Brill.
« Nein, endlich hältst du die Klappe.» Die Anwesenden grinsten.
« Das reicht. Ich rufe den Klempner, du unfähiger –» Brill sah Julia an, zögerte und beendete den Satz schließlich mit:
« Trottel.» Ein verlegenes Schweigen machte sich breit. Julia tat so, als würde sie aus der Glastür in den Garten mit dem Swimmingpool sehen. Dort draußen waren noch mehr Uniformierte bei der Arbeit. Sie stellte sich vor, dass sich ungefähr so die erste weibliche Sportreporterin in der Männerumkleide gefühlt haben muss-te. Sie war nicht nur die einzige Frau vor Ort, sondern auch mindestens zehn Jahre jünger als alle anderen. Natürlich gab es Frauen in diesem Bereich, doch egal, was die Quoten sagten, im Großen und Ganzen war es immer noch ein Männerclub. Vor allem in den südlichen Staaten. Und wenn es das Gesetz erlauben würde, hätten die Jungs hier nur allzu gern ein
« Mädchen verboten»-Schild draußen an die Tür gehängt. Obendrein war sie Staatsanwältin, und auch wenn Polizisten und Staatsanwälte auf derselben Seite des Gesetzes standen, machte sie das noch lange nicht zu Freunden. Staatsanwälte hatten oft die undankbare Aufgabe, schlechte Nachrichten zu überbringen. Tut mir leid, der geständige Berufsverbrecher, den ihr gerade auf frischer Tat ertappt habt, muss wegen eines Formfehlers auf freien Fuß gesetzt werden. Dann ernteten die Staatsanwälte den Unmut und das Misstrauen der Cops, vor allem, da ihnen eine gewisse Machtposition zukam – zumindest aus der Sicht der Polizisten. Noch dazu als Frau und zehn Jahre jünger, konnte die Zusammenarbeit schnell ziemlich heikel werden.
« Was macht ihr da eigentlich?», brach Rick das Schweigen.
« Wonach sieht es denn aus? Wir bauen die Siphons von diesem Arschloch aus, um nachzusehen, ob wir was finden», sagte Brill. Er sah zu Julia hinüber.
« Scheiße. Entschuldigen Sie die Kraftausdrücke.» Julia schüttelte den Kopf.
« Schon gut. Auf mich brauchen Sie keine Rücksicht zu nehmen.»
« Da wir gerade vom Abfluss reden ...», erklang es unter der Spüle.
« Schön dranbleiben, Satty», sagte Brill und verpasste dem Bein vor ihm einen leichten Tritt.
« Vergiss nicht, du hast auch noch ‘nen anderen Job.»
« Schon klar», sagte die Stimme grummelnd.
« So, ich hab das Ding. Gib mir mal ‘nen Beutel.»
« Wo ist Latarrino?», fragte Rick.
« War auch schön, dich zu sehen, Ricky. Freundlich wie immer», gab Brill zurück.
« Oben im Elternschlafzimmer, soweit ich weiß.»
« Du siehst gut aus, Steve.» Rick klopfte dem Detective auf die Schulter.
« Das Haarwuchsmittel scheint zu wirken.»
« Das ist schon besser», erwiderte der Detective lachend.
« Okay, Julia, wir

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