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Vater unser

Vater unser

Titel: Vater unser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jilliane Hoffman
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den Tisch.
« Du kannst mir danken, wenn die Kinder auf der Welt sind.»
« Du bist schrecklich.»
« Apropos Kinderkriegen, dein Detective ist echt süß. Nicht der, der aussieht wie eine Waschanlage. Der Rebell. Und einen italienischen Namen hat er auch. Genau mein Typ.» Stirnrunzelnd griff Julia nach dem nächsten Zwiebelring.
« Ich werde es ihm ausrichten.»
« Bitte.» Day schwieg kurz, dann fragte sie:
« Wie fühlt es sich an, wenn es um die Todesstrafe geht? Geht es dir gut? Ziemlich heftig, oder?»
« Nein. Ja. Ich weiß nicht genau», antwortete Julia leise.
« Ich wusste nicht, dass es schon heute kommt, Day. Ich kann dir die Frage nicht beantworten.» Julia dachte immer noch, sie könnte alles schwarz und weiß sehen, wie bisher. Doch ihre Gefühle waren nicht mehr so klar, nicht mehr so eindeutig wie früher. Sie haben das Gesetz gebrochen, und dafür werden Sie bestraft. So steht es geschrieben. Ich habe die Gesetze nicht gemacht. Nun schienen die Zeilen zu verschwimmen, und die grellen Farben, die die Grenzen markierten, verblassten. Alles, was sie sah, war grau – die Lieblingsfarbe der Verteidiger –, und sie fühlte sich nicht wohl dabei.
« Als wahrscheinlich einzige Demokratin in diesem Wahlkreis», sagte Day, « kann ich dir sagen, dass ich kein Befürworter der Todesstrafe bin. Aber dein Angeklagter ist ein verdammtes Ungeheuer. Schon von seinem Anblick bekomme ich Gänsehaut. Er erinnert mich an Danny Rolling, den Gainsville Ripper – wie er heute im Gerichtssaal saß, ohne jegliche Emotion. Und diese Augen – wie aus einem Horrorfilm. Tote Augen wie Michael Myers aus Halloween. Als der Richter beschrieb, was er den Kindern angetan hat ...», sagte sie schaudernd und biss in den Hamburger.
« Es wird jedenfalls nicht schwer werden, zwölf Geschworene zu finden, die für die Spritze stimmen. Sei also darauf vorbereitet.» Schweigend nagte Julia an ihrem Strohhalm. Ein Übertragungswagen von Channel 10 parkte auf dem vollen Parkplatz. Einen der drei Reporter, die ausstiegen, erkannte sie und drehte das Gesicht weg vom Fenster.
« Zeit zu gehen», sagte sie zu Day.
« Und auch darauf solltest du vorbereitet sein.» Dayanara setzte ihre Sonnenbrille auf, während das Reporterteam sich in die Schlange an der Theke einreihte.
« Ich habe so ein Gefühl, dass du ganz groß rauskommst. Vergiss den Liebhaber – besorg dir lieber einen Stylisten.»
« Ich werde darüber nachdenken», flüsterte Julia und duckte sich, als sie das Lokal durch die Hintertür verließen.
KAPITEL 33
    CHARLEY RIFKIN öffnete die grauen Flügeltüren, die in das Büro des Generalstaatsanwaltes im dritten Stock führten.
« Ich habe Rick Bellido dabei», sagte er. In einem überdimensionierten Ledersessel, der seinen mageren Körper fast verschluckte, saß Jerry Tigler hinter einem wuchtigen Kirschholzschreibtisch und betrachtete durch die Fensterfront die Skyline von Miami. Die Stadt hüllte sich schon seit einer Woche in tristes Grau, und die oberen Etagen der Wolkenkratzer verschwanden hinter den dunklen Wolken. Immer wieder prasselten Regenschauer gegen die Fenster, und das Wasser lief in verschlungenen Bächen am Glas hinab, sodass die Scheiben auf den ersten Blick wie zerbrochen wirkten.
« Sehr schön», sagte Tigler geistesabwesend, ohne sich umzudrehen.
« Bring ihn rein, Charley.» Rick rückte seine Krawatte zurecht und folgte Rifkin in Tiglers Büro. Er war zwar schon häufig zum Generalstaatsanwalt gerufen worden, doch diesmal spürte er, dass etwas anders war. Das Graham Building war erst zwölf Jahre zuvor erbaut worden, und es würde mit Sicherheit weitere zwölf Jahre dauern, bis der Staat Geld für eine Renovierung bereitstellte. Das Zimmer wirkte müde: Der fliederfarbene Teppich war stellenweise abgewetzt, die graugestrichenen Wände sahen schäbig aus und hatten Macken.
« Nehmen Sie Platz, Rick», sagte Rifkin und setzte sich in einen der beiden Ledersessel vor Tiglers Schreibtisch. Einen Augenblick lang herrschte höfliches Schweigen. Schließlich drehte sich Tigler zu ihnen um und streckte Rick die Hand entgegen. Er lächelte, doch er wirkte zerstreut.
« Schön, Sie zu sehen, Rick. Wie ist die Anklageerhebung heute Morgen gelaufen?»
« Gut», erwiderte Rick.
« Haben Sie schon gehört, dass Farley den Vorsitz führt?» Tigler zwinkerte ihm zu.
« Ja, ich weiß. Und trotzdem sagen Sie, dass es gut gelaufen ist. Das klingt ermutigend.»
« Der Fall ist wasserdicht. Selbst Farley wird ihn nicht

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