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Vater unser

Vater unser

Titel: Vater unser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jilliane Hoffman
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einen Vorsprung geben, damit die Wahl zur reinen Formsache wird.» Er hob den Zeigefinger.
« Es gibt eine Menge Leute hier, für die Beständigkeit in diesem Amt wichtig ist, Rick. Das brauchen sie. Und sie brauchen einen Namen und ein Gesicht, mit dem sie sich identifizieren können –jemanden, der auf ihrer Seite steht. Diese Leute werden nicht auf ein unbekanntes Pferd setzen, das ihnen eine unsichere Zukunft verspricht.» Rick nickte. Adrenalin schoss durch seinen Körper, und er fühlte sich wie kurz vor einer Urteilsverkündung; er sah es den Geschworenen immer an, ob sie den Angeklagten für schuldig befunden hatten, und jetzt blickte er in Jerry Tiglers faltiges Gesicht und wusste, was er als Nächstes sagen würde.
« Mit Ihren zwanzig Jahren bei der Staatsanwaltschaft haben Sie sich sowohl bei den Mitarbeitern als auch bei den Anwälten, Verteidigern und Richtern einen außerordentlich guten Ruf erworben, Rick», sagte Tigler.
« Sie besitzen hervorragende Führungsqualitäten und sind ein großartiger stellvertretender Abteilungsleiter bei Major Crimes. Charley lobt Sie in den höchsten Tönen. Sie verstehen etwas von dem System, von der Politik und von den Menschen. Und Sie haben immer weise Entscheidungen getroffen. Ich glaube übrigens auch, dass es sehr klug von Ihnen war, im Fall Marquette Ms. Valenciano als zweite Anwältin ins Boot zu holen. Sie ist zwar noch ein bisschen grün hinter den Ohren, aber die Anwälte der anderen Abteilungen fühlen sich jetzt nicht mehr so isoliert. Die Arbeitsmoral hat in letzter Zeit ein bisschen gelitten, weil die Kollegen aus den anderen Abteilungen sich unterbezahlt und überarbeitet fühlen im Vergleich mit den Spezialeinheiten – besonders mit dem Elite-Club von Major Crimes. Ihre Entscheidung lässt Ihre Truppe zugänglicher und greifbarer erscheinen. Vor allem Sie – und das wird 2008 das Wichtigste sein.»
« Danke, Jerry. Ich weiß Ihr Vertrauen zu schätzen», sagte Rick und holte Luft.
« Also, was sagen Sie? Sind Sie bereit für eine neue Herausforderung?», fragte Tigler schließlich.
« Mehr als bereit. Ich steile mich gern allen Aufgaben, die dieser Posten mit sich bringt.»
« Sehr schön», sagte Tigler und nickte bedächtig.
« Dann möchte ich gleich jetzt mit der Übergabe beginnen und Sie mit den Tagesgeschäften dieses Büros vertraut machen – mit den Kopfschmerzen, wie Charley es nennt. Ich will nächsten September meinen Abschied bekannt geben. Und ich würde Jeb Bush gerne schon einmal Ihren Namen nennen, damit es keine Missverständnisse gibt. Er ist nächste Woche in der Stadt, und wir gehen Mittag essen. Wie sieht der Zeitrahmen für den Fall Marquette aus?»
« Februar.»
« Aber die Verhandlung wird sich ziehen?»
« Das nehme ich an. Bei Farley weiß man nie. Wenn Levenson keinen Aufschub beantragt, wird er zumindest seine Vertagung ausschöpfen», erklärte Rick schulterzuckend.
« Ich schätze, dass die Sache mindestens bis zum Sommer dauert.»
« Den Fall zu gewinnen wäre ein schöner Auftakt, Rick. Kostenlose Publicity verschafft Ihnen den Eintritt in mehr Haushalte, als bezahlte Werbespots es können. Also verstehen wir uns? Je schneller die Sache über die Bühne ist, desto besser.» Er stand auf und ging um seinen Schreibtisch herum.
« Herzlichen Glückwunsch, Ricky», sagte Rifkin mit einem breiten Grinsen und schüttelte ihm die Hand.
« Ganz recht», sagte Tigler und schüttelte Rick ebenfalls die Hand.
« Ich gratuliere.»
KAPITEL 34
    I RGENDWO IN der Ferne – irgendwo in dem kalten, fauligen Labyrinth, in dem er gefangen war – hörte er die klackenden Absätze des Wachmannes. Langsam bewegten sie sich über die leeren, grell erleuchteten Flure. Klack, klack, klack. Sie kamen näher. Sie kamen zu ihm. Er richtete sich auf und lauschte angestrengt, bis sein Kopf zu schmerzen begann. Es waren zwei Paar Absätze, die beinahe – beinahe – im Gleichschritt nebeneinander herliefen. Das schwere Klack, Klack wurde zu einem Schlurfen und verstummte schließlich. Er erstarrte. Irgendwo auf der Strecke mussten sie stehen geblieben sein, um eins der Tiere zu betrachten, die sie in den Käfigen gefangen hielten. Er stellte sich vor, wie sie durch die Gitterstäbe in die schmutzigen, mit gleißend hellem Licht erhellten Zellen schauten – Tag und Nacht – und mit ihren unförmigen Gürteln klimperten, um Aufmerksamkeit zu erregen. Sie hielten die Abwehrsprays griffbereit, und die schwarzen Schlagstöcke hingen wie dritte

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