Vatermord und andere Familienvergnuegen
nicht mag. Aber so ist die Liebe! Das zeigt dass Liebe herzlich wenig mit dem anderen Menschen zu tun hat dass es darum geht was in dir selbst vorgeht - deswegen lieben Männer Autos Berge Katzen die eigene Bauchmuskulatur deswegen lieben wir Hurensöhne & kaltherzige Nutten. Ich mag Astrid nicht die Spur ich liebe sie.
Vielleicht hatte Carolines stillschweigende Zurückweisung auf meine Liebe zu Astrid die gleiche Wirkung wie die Abkühlung des Universums auf die Entstehung von Materie & wer hätte geahnt, dass das Herz geräumig genug ist nicht nur einen Menschen sondern zwei auf einmal zu lieben? Oder gar drei? Vielleicht kann ich auch meinen Sohn lieben.
Das Ende!
Das ist das Ende!
Alles hat sich dramatisch & unwiderruflich geändert. Die letzte große Wandlung - das Leben wird nie wieder sein wie es war!
Es fing ganz harmlos an. War in der Buchhandlung Shakespeare & Co. und blätterte durch gebrauchte Taschenbücher als ich den Ruf hörte: »He, Celine!«
Eine vertraute Stimme eine vertraute Hässlichkeit. Der Husky kam auf mich zu & ging nicht langsamer wie die Leute es normalerweise tun sondern kam mit Höchstgeschwindigkeit auf mich zu und trat erst Zentimeter vor meinem Gesicht auf die Bremse.
»Dich hab ich gesucht. Geh heute Abend nicht zum Kai«, sagte er.
»Warum nicht?«
»Bist du mit der Reise schon durch?« »Noch nicht«, log ich.
»Heute Nacht ist die Kacke am Dampfen. Mehr darf ich nicht sagen.«
»Erzähl mehr.«
»Okay. Wir werden euren Kahn in die Luft jagen.« »Warum?«
»Weil ihr unsere Konkurrenten seid.«
»Ich nicht. Ich weiß nicht mal, was in diesen Kisten drin ist.«
»Deswegen solltest du dich auch gar nicht erst blicken lassen.«
Lief den ganzen Nachmittag rum auf der Suche nach Eddie & schrieb Zettel die ich überall für ihn hinterließ bei ihm zu Hause in seinem Lieblingsrestaurant bei seinem Friseur. Auf allen stand dasselbe:
»Geh heute Abend nicht zur Arbeit. Sie wollen das Boot in zigtausend Stücke sprengen.«
Ließ sogar bei mir zu Hause auf dem Küchentisch so einen Zettel für Astrid liegen, den sie Eddie geben sollte, falls sie ihn sieht. Sie war nicht da. Wieso hatte ich so furchtbare Angst, Eddie könnte sterben? Freundschaften sind eine nicht berechenbare Belastung.
Um 4 ging ich ins Kino & dann auf dem Nachhauseweg noch mal bei Eddie vorbei, aber er war nicht da & als ich nach Haus kam & die Tür aufmachte, saß er mit einem Bier in der Hand in der Küche, als sei es ein ganz normaler Tag, obwohl ich kleine Lücken in seinem ewigen Optimismus entdeckte. Ich ertappte ihn dabei, wie er matt seufzte.
»Du hast Astrid gerade verpasst«, sagte er.
»Ich hab dich den ganzen Tag gesucht. In was hast du mich da bloß reingezogen!«
»Mal wieder Rückenschmerzen? Na ja, ich dachte, wir gehen zusammen zur Arbeit.«
»Wovon redest du da? Hat Astrid dir nicht den Zettel mit der Nachricht gegeben?«
»Nein, sie hat gesagt, sie wolle runter gehen an die Seine.«
Ich stand da und überlegte ein paar Sekunden lang, bevor der Groschen fiel. Ich sah auf meine Uhr: 7 Uhr 40.
Ließ das Baby bei Eddie & rannte aus dem Haus & stolperte schweißbedeckt durch die nassen Straßen Richtung Seine. Woran denkt sie? Rannte mit rasendem Puls, Füße trommelten auf nassen Asphalt wie kleine Herzschläge. Was wird sie tun? Ich lief & war plötzlich nicht mehr allein: Die Scham eines Mannes, der schlagartig begreift, dass er undankbar war, begleitete mich, und wir waren zu dritt: ich & die Scham & die Undankbarkeit rannten gemeinsam wie drei Schatten von drei Männern, die direkt vor uns liefen. Ich weiß, woran sie denkt. Kriege fast keine Luft mehr. Sind meine Lungen halb leer oder halb voll? Ich weiß nicht, wie umgehen mit meinen Gelüsten. Astrid liebte mich gierig & ich liebte sie zögernd, in Häppchen. Ich hatte geglaubt, mich schon winzig klein zu fühlen, doch nun war ich noch weiter geschrumpft. Ich weiß, was sie tun wird!
Plötzlich konnte ich sie direkt vor mir ausmachen. Ein kleines Ding in einem schwarzen Kleid wurde sie in den Lichtpfützen der Laternen sichtbar, eine gertenschlanke Gestalt die in die Dunkelheit schlüpfte und wieder hinaus. Natürlich ist sie verrückt das weiß ich weiß sie will sich umbringen jetzt wo sie endlich die originelle Methode gefunden hat nach der sie schon so lange suchte. Sie rennt darauf zu - was sonst? Niemand schlendert seinem eigenen Tod entgegen. Man lässt den Tod nicht warten. Man trödelt nicht.
Ich
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