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Vatermord und andere Familienvergnuegen

Vatermord und andere Familienvergnuegen

Titel: Vatermord und andere Familienvergnuegen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steve Toltz
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mich, aber verrat mir nicht den Schluss!«
    Er senkte die Waffe & sagte: »Du verstehst es erst, wenn du es als Ganzes betrachtest. Es funktioniert nicht kapitelweise. Was liest du sonst noch so?«
    »Die Russen.«
    »Gut, ja, die Russen. Was hältst du von den Amerikanern?« »Hemingway ist okay.«
    »Mir gefallen seine Kurzgeschichten. Die Romane nicht. Magst du Henry James?«
    »Nicht besonders. Aber seinen Bruder find ich toll.«
    »William James! Der ist genial!«
    »Absolut.«
    Er nahm die Waffe runter & sagte: »Scheiße, bringen wir das Boot zurück.«
    Eddie & der Husky & ich starteten das Boot & steuerten es zurück ans Ufer. Gerettet durch ein Buch!
    »Was soll denn das alles?«, fragte ich ihn. »Konkurrenzkampf. Mein Boss will, dass euer Boss den Laden dichtmacht.«
    »Mann, Scheiße, das heißt doch nicht, dass du um dich schießen musst, oder?« »Doch, heißt es.«
    Das musste ja sein. Die meisten Menschen werden schleichend über Jahrzehnte hinweg von ihren Jobs umgebracht & ich musste bei einem landen, der mich wahrscheinlich innerhalb einer Woche den Kopf kosten wird.
     
     
    Leben mit Baby
    Riesenprobleme zu Haus. Astrids Schlafbedürfnis ist nicht zu stillen - ihre Ermüdung ist unermüdlich & vielleicht behandelt sie deswegen das arme Baby als wäre es die Zahnprothese eines Fremden. Auch ihre Liebe zu mir ist komplett abgeschlafft. Ich bin jetzt ein störender Fremdkörper für sie.
    Manchmal finde ich Baby auf dem Fußboden, manchmal hinter dem Sofa einmal kam ich nach Hause & es lag in der leeren Badewanne den Kopf auf dem Abfluss. Dann wieder wird sie ihrer Mutterrolle gerecht & lässt das Baby mit ausdrucksloser Miene an ihren Nippeln saugen. Ich frage ob's wehtut & sie schüttelt den Kopf & sagt: »Du Idiot, kriegst aber auch gar nichts mit, oder?«
    Sie ist nicht zu durchschauen.
    Vor fünf Minuten erst saß sie mit angezogenen Knien auf der Couch. Ich hatte mich lediglich geräuspert, da stieß sie schon einen Schrei aus. Kann es sein dass hinter verschlossenen Türen alle Beziehungen so sind wie unsere?
    »Es war das Einzige, was ich noch nicht gemacht hatte«, sagte sie. »Ich dachte, dieses Baby würde etwas in mir verändern.«
    »Es ist eine große Veränderung.«
    »Ich meine, tief in mir.«
    »Ich finde, du hast dich verändert.«
    »Ich meine, wirklich tief drin, in meinem Innersten.«
    Ich weiß nicht, was sie meint. Sie ist verrückt. Ich bin sprachlos, wenn ich an ihre heimlichen Helfershelfer denke. Was für Differenzen werden in dieser Frau ausgetragen? Ein verdammtes Tollhaus! Ich glaube, sie ist selbstmordgefährdet - bis in die letzte Darmschlinge heimtückische Extremisten, die das Ende herbeiwünschen.
    Ich nehme das Baby & tröste es.
    Ich weiß nicht, was ich tun soll.
    Ich sage zu Astrid: »Ich hab schon davon gehört. Wochenbettdepressionen.«
    Sie lacht laut über diese Vorstellung obwohl die nicht so lustig ist. Ein bemerkenswerter Tag!
    Wie üblich rausgegangen & meine Ängste auf den Boulevards spazieren geführt bis ich ein Cafe zum Pausieren fand weil Ängste Kaffee & eine Zigarette wollten. Überall um mich herum Paris. Ein Betrunkener pisst als wäre er nichts als eine Blase mit Hut sein Band aus Urin schlängelt sich zwischen dem Kopfsteinpflaster hindurch. Zwei Polizisten schreiten den Boulevard ab weil Marschieren den falschen Eindruck vermitteln würde. Ging zur Seine & setzte mich ans Ufer.
    Auf der Bank neben mir hatte eine Frau die Beine lang ausgestreckt um die schwache Sonne auszunutzen. Hübsche Beine - lang & sehnig. Sie sah mich an während ich ihre Beine begutachtete. Ich legte eine Achselzucken-Lächeln-Kombination hin & noch bevor mein Gehirn sie erkannte, erkannte mein Mund sie.
    »Caroline!«, stieß ich hervor.
    »Marty!«
    Wir sprangen gleichzeitig auf & sahen uns mit tiefempfundener Freude & Überraschung an.
    »Ich hab dich gesucht!«, rief ich. »Dad ist gestorben!«
    »Ich weiß! Ich hab sein Grab gesehen!« »Es war schrecklich!« »Meine Lieben sind auch alle tot!«
    »Ich weiß!«
    »Alle! Mum! Dad! Terry! Harry!«
    »Hab ich gehört! Ich hab zu Hause angerufen, als Dad starb, und mein Onkel in Sydney hat mir alles erzählt!« »Es war schrecklich!« »Ich bin verheiratet! Es ist scheußlich!« »Nein!« »Doch!«
    »Und ich bin Vater!« »Nein!«
    »Wenn ich's doch sage!«
    »Lass uns zusammen fortlaufen, Marty!«
    »Das kann ich nicht!«
    »Doch, kannst du!«
    »Ich muss meine Vaterpflichten erfüllen!«
    »Tja, ich kann meinen

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