Vaters böser Schatten
Hand.
Ryan sah sich um. „Bring mich nicht auf Ideen - die Jungs hier sind niedlich.”
Justin lachte laut auf. „Uh Ryan ... doch noch wir beide?”
„Klar, Baby, nachher suchen wir uns eine dunkle Ecke.”
„Hey, Paul, wir beide? Wenn unsere Kerle sich verdrücken?” Leon feixte und kabbelte sich munter mit Ryan, während die anderen lachten und die Eltern Fotos machten. Dann warfen sie auf Taylors Kommando laut brüllend ihre Hüte in die Luft und zogen die Umhänge aus, die gleich hinterher flogen.
„FREIHEIT!”
Am Abend stand Ryan vor dem Spiegel im Schlafzimmer seiner Mutter und legte das Handtuch beiseite, zog sich Shorts und Socken an, streifte die schwarze Hose über, knöpfte das weiße Hemd zu und sah in den Spiegel. Schon jetzt, ohne den Rest, fand er sich völlig verändert. Er band sich eine bordeauxfarbene Krawatte um und streifte die gleichfarbige Weste über. Immer den Blick stur in den Spiegel gerichtet, knöpfte er sie zu, schlüpfte in schwarze Schuhe und zog das schwarze Jackett über.
Da stand er. Der Junge aus dem Stall. Sein Blick glitt über die braunen Augen, die frisch geschnittenen Haare, in die er etwas Gel verteilt hatte.
„Heute Abend beginnst du einen neuen Lebensabschnitt, Ryan.” Eileen war ins Zimmer gekommen und sah ihn mit einem zärtlichen Blick an. „Ich kann dir gar nicht sagen, wie stolz ich auf dich bin. Und ich bin sicher, dass dein Großvater es genauso wäre.”
Ryan blinzelte die Tränen weg und schaute verlegen auf seine Hände. „War nicht immer einfach, oder? Weißt du, was ich mich schon den ganzen Tag frage?”
„Na?” Eileen zog die Krawatte gerade und strich über den dunklen, glänzenden Stoff.
„Wie der Tag ausgesehen hätte, wenn Dad noch hier wäre. Ob ich ... all das heute tun dürfen ...”, murmelte er.
Die warme Hand seiner Mutter streichelte über Ryans Wange. „Denke darüber nicht nach, mein Kind. Es ist egal. Er ist nicht mehr hier, und dieser Tag gehört allein dir. Ich bin so glücklich, dass du ihn genießen kannst. Du wirst heute zu deinem Abschlussball gehen. Das ist eines der wichtigsten Ereignisse, die es im Leben gibt. An diesen Abend wirst du dich ein lebenlang erinnern. Und ich möchte, dass du ihn in guter ... in perfekter Erinnerung behältst.”
Zwei kleine Tränen liefen über Ryans Wangen, die Eileen zärtlich wegwischte. „Ich liebe dich, Mum”, flüsterte er.
„Ich liebe dich auch, Ryan. Ich wünsche dir einen wunderschönen Abend.”
Fest umarmten sich Mutter und Sohn, die so viel durchgemacht hatten, so viel zu leiden hatten, bis zum heutigen Tage, an dem sie sich nun in den Armen lagen.
„Du siehst so wunderschön aus.”
Verlegen räusperte sich Ryan. „Danke.”
Dann klopfte es an die Tür. „Ryan? Ich ... mein lieber Schwan.” Julius stand in der Tür und musterte Ryan von oben bis unten. „Boss, du siehst ... absolut irre aus. Kommst du mit in den Kuhstall, die Tränke reparieren?”
Amüsiert lachte Ryan auf. „Nein, heute nicht mehr. Ich geh zum Ball. Ich werde jetzt meine Prinzessin abholen.”
„Dann, holder Prinz ... die Kutsche ist da. Oder besser gesagt, die Limousine.”
„Die ... was?” Ryan flitzte zum Fenster. „Sowas hast du noch nicht gesehen ... MUM!” Ryan deutete auf eine schwarze Stretchlimousine, an dessen Tür ein Chauffeur stand. „Wo kommt die denn her?”
„Louise River?” flachste Julius. „Komm runter, dann erkläre ich es dir.”
Als Ryan das Zimmer verließ, kam Jared die Treppe runter gesprungen und pfiff leise bei Ryans Anblick, doch das Keuchen vom oberen Treppenabsatz ließ Ryan innehalten und aufsehen.
Da stand Leon, in einem nachtblauen Smoking, mit Fliege und Kummerbund, die Haare etwas kürzer und wild gestylt.
„Ich schwöre es, ich komme gleich ...”, murmelte er. Langsam ging er auf Ryan zu, der ihn frech angrinste. „Snoopy, du ... oh Mann ... du siehst absolut ... traumhaft aus. Ich ... Scheiße, mir fehlen die Worte.”
Mit belegter Stimme hauchte Ryan ‘Danke’ und küsste Leon langsam und tief. „Ich weiß nicht, was ich sagen soll. Du bist ... wow ...” Er seufzte leise und vertiefte den Kuss nochmal. „Schon das Auto gesehen?”
„Jaah, irre, was? Wir sollen runter, dann bekommen wir was erklärt.”
Hand in Hand verließen sie das Haus.
Vor ihnen standen die acht Mitarbeiter, Julius, Lance und Toby ein Stück vor ihnen.
„Ryan, ich kenne dich seit deinem elften Lebensjahr. Ich habe gesehen, wie du groß geworden
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