Vaters böser Schatten
musterte seine Cousine einen Moment. „Gott, was denkst du jetzt nur von mir!“
„Ich denke, dass du einfach ein unglaublich sensibler Kerl bist. Es würde mich wundern, wenn du freudestrahlend über den Hof rennen würdest.“ Linda legte ihre Hand auf seine. „Ich finde es zwar nicht gut, was du getan hast, aber dein Vater ist weg. Und meiner boxt dich da schon raus!“
Ryan lachte leicht auf und wischte sich die aufkommenden Tränen aus den Augen.
„Ich muss gestehen, ich war sehr aufgeregt, als wir heute hergefahren sind. Dich nach all der Zeit wiederzusehen, war ein schöner Gedanke.“
„Ja, ging mir auch so. Als dein Vater gestern sagte, dass ihr kommen würdet, habe ich mich richtig gefreut.“
„Okay, also wir können ja nachher noch reden. Trink deinen Kakao und versuch, etwas zu schlafen.“
Ryan lächelte sie dankbar an und griff nach seiner Tasse. Schon beim ersten Schluck verzog er amüsiert das Gesicht. „Mum! Sie hat Alkohol reingekippt, oder?“
„Ja, ein wenig. Bis nachher!“
„Okay.“ Linda schloss die Tür hinter sich, und Ryan legte sich in seinem Kissen zurück. Fest drückte er Snoopy an sich und schloss die Augen.
A bschied
Am Nachmittag fuhr Leon auf den Hof. Kurz hatte er vergessen, dass sich Besuch angekündigt hatte, doch in Anbetracht des Autos, welches seinen Parkplatz einnahm, fiel es ihm wieder ein. „Hallo, Eileen!“, lächelte er, als er die Küche betrat. Bei ihr saß eine Frau, die er nicht kannte.
„Leon, das ist meine Schwägerin Sandra – Sandra, Ryans Freund Leon.“
Die beiden gaben sich die Hand, dann wandte sich Leon an Eileen. „Ist er da?“
„Ja, er schläft. Aber geh ruhig hoch. Versuch, ob du ihn wach bekommst.“
„Okay, bis gleich.“ Leon stieg die Treppe hinauf und stieß mit einem Mädchen zusammen, das ihn erschrocken anstarrte.
„Oh … tut mir leid.“ Sie sah in Leons strahlend blaue Augen und ging langsam rückwärts die Stufen hinunter. Irgendwie konnte sie nicht aufhören, ihn anzustarren. Dann verschwand sie in der Küche.
Leon blieb stehen und lauschte.
„Mum!“, sagte Linda in lautem Flüsterton. „Mum, hast du diesen Kerl gesehen?“
„Welchen Kerl?“
„Na, mir kam gerade ein Typ auf der Treppe entgegen. Den müsst ihr doch gesehen haben!“
„Oh, du meinst Leon! Das ist Ryans Freund“, sagte Eileen amüsiert.
„Gott, ist euch aufgefallen, wie unverschämt gut der aussieht? Unglaublich. Der hat ja wohl die schönsten Augen der Welt.“ Seufzend ließ sich Linda auf den Stuhl sinken. „Der ist süß!“
Eileen wusste sich keinen Rat, als sie auf den Boden der Tatsachen zurück zu holen. „Oh, also bitte steigere dich da jetzt in nichts hinein. Der Gute ist vergeben!“
„Echt? So ein Jammer!“
„Tut mir leid. Linda, als ich sagte, dass er Ryans Freund ist, meinte ich es auch so.“
Sandra und Linda musterten sie verwirrt.
„Wie sag ich es am besten. Also Ryan und Leon … sie sind, naja, zusammen.“
„Was? Sie sind … schwul?“, stotterte Linda. Erstaunt hob sie die Augenbrauen und stöhnte theatralisch auf. „Das kann doch nicht wahr sein! Warum sind die besten Kerle immer schwul?“
„Es tut mir leid. Aber da kommt auch keiner zwischen. Die beiden sind so verliebt, dass es schon beinahe wehtut!“, sagte Eileen.
Leon, der noch immer auf der Treppe stand, schüttelte lächelnd den Kopf und öffnete dann die Tür zu Ryans Zimmer. „Hey, du bist ja wach.“
„Ja, schon eine Weile, aber irgendwie ist mein Bett so bequem. Ich will noch nicht aufstehen.“ Er streckte die Hand nach Leon aus, der sich neben ihn setzte und zärtlich seine Wange streichelte.
„Wie geht es dir?“
Ryan zögerte, schloss die Augen und schmiegte sich an die warme Hand seines Freundes. „Es geht. Ich darf nur nicht an Ashley denken. Dann ist alles okay.“
„Und du willst jetzt hier liegen bleiben?“
Ryan grinste frech und zog ihn auf sich. Fest schloss er seine Beine um ihn und blickte ihm in die Augen. „Gib uns nur fünf Minuten“, flüsterte er.
Leon zögerte nicht, denn für gewisse Aktivitäten sind fünf Minuten nicht lange, also beugte er sich zu Ryan hinunter und küsste ihn leidenschaftlich.
Schnell hatte Ryan seine Finger in Leons Haar gewühlt und begann, seinen Nacken zu streicheln, während seine Zunge den Weg in Leons Mund suchte. Minutenlang waren sie in einen berauschenden Kuss vertieft, und Ryan hielt Leon nur schwer davon ab, aus diesem Kuss eine schnelle Nummer werden zu lassen.
Weitere Kostenlose Bücher