Vaters böser Schatten
WOCHENLANGE ARBEIT ZUNICHTE MACHT? ICH HASSE IHN! DARAN WIRD AUCH EINE THERAPIE NICHTS ÄNDERN! ICH HASSE IHN! ICH HASSE IHN!“
Dylan ließ ihn toben. Er wusste, dass es absolut nichts bringen würde, ihn jetzt zu unterbrechen.
Heftig atmend starrte Ryan ihn an. „Leon!“
„Soll ich ihn holen?“
Schnell besann sich Ryan, schüttelte den Kopf und stürmte aus dem Zimmer, die Treppe hinunter und rannte über den Hof, sprang über den Zaun, direkt auf Junes Rücken, die erschrocken wieherte, dann trieb Ryan sie an. Er musste weg, weg hier, weg von allem. Er würde nicht vor versammelter Mannschaft zusammenbrechen. Diesmal nicht. Und diesmal konnte ihm auch Leon nicht helfen. Er würde ihm nur wehtun, das war ihm mehr als klar.
„RYAN!“ Leon sah ihm nach und wollte hinterher, doch Eileen hielt ihn zurück.
„Lass ihn bitte. Er wird zurückkommen.“
„Er wird sich verletzen, Eileen. Er schafft den Absprung in diesem Zustand nicht!“
„Doch. Vertraue auf ihn. Vertraue auf seine Stärke!“ Beschwörend sah sie ihm in die Augen, kämpfte selbst mit ihrer Verzweiflung und zwang sich zur Ruhe.
Bebend vor Angst tigerte Leon am Anbinder herum, rauchte eine Zigarette nach der anderen und ignorierte sogar Snoopy, der vor ihm stand.
Ryan ritt wie der Teufel über die Weide, dann sprang er ab und knickte weg. Wütend und zornig blieb er im Dreck liegen, und fluchte laut, als es plötzlich über ihm blitzte. „JAAH? WAS WILLST DU? KOMM SCHON! IST DAS ALLES, WAS DU KANNST? NA LOS! NA LOOOOOS!“, kreischte er fast und starrte in den Himmel, als ein regelrechter Platzregen auf ihn niederprasselte. Schnell weichte der Boden auf, doch Ryan blieb im Schlamm sitzen, grub seine Finger in die aufgeweichte Erde und brüllte mit dem Donner um die Wette.
„Wo steckt er nur?“, fragte Dylan leise. Sie standen unter dem Dach, fixierten die Koppel und beobachteten Leon, der patschnass im Regen stand und sich weigerte, sich unter zu stellen. Dann konnte ihn nichts mehr halten. Er wusste einfach, dass Ryan ihn brauchte. Er war nicht umsonst sein Ventil, und er war es gern. Er schnappte sich Hermes, bevor ihn jemand aufhalten konnte und ritt über die Weide. Der Regen prasselte ihm hart ins Gesicht, und doch sah er ihn schon von Weitem auf dem aufgeweichten Boden knien.
„Ryan!“ Er sprang vom Pferd, schlidderte zu ihm, riss ihn fast um und nur Sekunden später küssten sie sich so wild und heftig, wie noch nie. Mitten im größten Unwetter rissen sie sich die Klamotten vom Leib, küssten und bissen sich immer stürmischer. Laut aufstöhnend wälzten sie sich im Schlamm, rieben sich aneinander und ihr Stöhnen vermischte sich mit dem Donner, als sie hart kamen.
„Lauf nicht vor mir weg. Hörst du! Niemals!“, knurrte Leon ungehalten.
„Ich musste. Ich konnte dich nicht benutzen.“
„Du benutzt mich nicht, McCoy. Begreife das endlich. Ich bin doch da!“
„Ja und? Und du glaubst, ich ficke dich, wenn ich so dermaßen zornig bin? Ich hätte dir wehgetan, verflucht“, fauchte Ryan zurück.
Herausfordernd starrte Leon ihn an. „Vielleicht steh ich ja drauf.“
„Das kannst du nicht ernst meinen.“ Kraftlos sank Ryan auf die matschige Wiese und ließ sich vom Regen duschen.
„Wer weiß“, antwortete Leon lapidar. Er saß neben ihm und hielt das Gesicht in den Regen. „Hat was … das war geil eben.“
„Wir sind doch nicht normal.“ Ryan schüttelte den Kopf und sah zu Leon. „Wie schaffst du das?“
Fragend sah der Ryan an.
„Da zu sein? Immer wieder hinzuhalten für meine Wut.“
„Ich halte nicht hin und wenn du das nochmal sagst, versohle ich dir den nackten Arsch. Los, steh auf. Deine Mum macht sich Sorgen.“ Er erhob sich mühselig und stieg lediglich in seine Shorts, der Rest war ihm einfach zu dreckig.
Auch Ryan zog sich nicht sehr viel mehr an. „Sag mal, warum sind Dylan und Jamie hier?“
„Ich weiß es nicht. Ich habe noch nicht gefragt. Aber deine Tante und dein Onkel sind auch da.“ Leon lief neben seinem Freund, nahm dessen Hand in seine und führte Hermes sanft an der Mähne zurück.
„Da kommen sie“, rief Dylan und deutete auf die Koppel.
„Und halbnackt. Wo haben sie ihre Klamotten gelassen?“ Jamie runzelte die Stirn und trat etwas näher.
„Ryan, geht es dir gut?“ Eileen besah sich ihren Sohn, der über und über mit Schlamm beschmiert war, genauso wie Leon.
„Ja, es geht mir gut, Mum. Ich … ich muss mich waschen, denke ich. Hey, Tante Claire … Onkel
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