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Vaters böser Schatten

Vaters böser Schatten

Titel: Vaters böser Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. Dankert
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an. „Himmel, Mr. McCoy, Sie bluten ja!“
    „Ja … ja, ich weiß … hat er Zeit?“
    Die junge Frau sah in den Terminkalender. „Warten Sie hier.“ Sie verschwand, klopfte an die Sprechstundentür und sprach leise mit den Therapeuten.
    „Schicken Sie ihn herein“, hörte Ryan die tiefe, beruhigende Stimme und trat sofort hinter die Frau.
    Kaum war die Tür hinter ihm zu, seufzte Dr. Ramon. „Ryan, setzen Sie sich bitte.“ Er deutete auf das Sofa und ging zu einem großen Schrank, holte dort einen offenen Kasten heraus, der allerlei Verbandsmaterial enthielt.
    „Erzählen Sie mir, was passiert ist“, bat er, während er sich Pflaster, Desinfektionsspray, Mullverbände und Handschuhe bereit legte.
    „Ich … ich konnte es nicht aufhalten. Ich war so wütend. Ich konnte es nicht verhindern. Mein … Vater … er wollte mich töten. Er wollte mich endgültig beseitigen“, stammelte Ryan hektisch los.
    „Ryan, schließen Sie die Augen.“ Er setzte sich vor ihn und nahm dessen Hände. „Atmen Sie langsam ein und aus.“
    Die Stimme des Mannes, dem Ryan mittlerweile so sehr vertraute, umwaberte ihn regelrecht, hüllte ihn ein, wie eine weiche, leichte Decke. „Einatmen und ausatmen … einatmen … und ausatmen …“ Die Stimme wurde immer leise, bis Ryan sich beruhigt hatte und nun langsam und gleichmäßig atmete.
    „Lassen Sie die Augen geschlossen. Erzählen Sie mir, was passiert ist.“
    „Ich war mit Leon unterwegs … gestern. Ich darf endlich Auto fahren. Wir waren auf dem Rückweg, als sich ein Auto an unsere Stoßstange geklemmt hatte. Er drängte mich fast von der Straße, hat uns immer wieder gerammt. Ich … hab Panik bekommen …“ Zischend verzog Ryan das Gesicht, als das Desinfektionsmittel auf die Platzwunde an seiner Augenbraue kam. „Leon hat gesagt, ich soll an der Tankstelle halten und … er ist ausgerastet, als mein Vater aus dem Auto stieg. Er war betrunken und Steiger auch. Sie haben sich angebrüllt. Ich … ich war wie betäubt. Ich konnte es nicht glauben, dass mein Vater das Risiko auf sich genommen hatte, mich an den nächstbesten Baum zu befördern.“ Einen Moment schwieg er und atmete tief durch, als Dr. Ramos sich nun um Ryans Lippe kümmerte.
    „Es muss nicht genäht werden“, sagte er leise, und Ryan nickte dankend. „Wie kann ein Vater so etwas tun? Ich meine … ich bin doch sein Kind. Dass er … mich verabscheut, wusste ich ja, aber … dass er versuchen würde, mich umzubringen …“
    Ryan senkte den Kopf. „Ich war danach so wütend. Heute Morgen ging es mir besser, ich bin auch wieder Auto gefahren, aber tief in mir hatte sich nichts verändert. Die Wut war immer noch da. Als Murphy und Shelser mich dumm angemacht hatten, hab ich … rot gesehen. Es waren … belanglose, dumme Sprüche, aber … ich konnte es nicht aufhalten … mich nicht aufhalten. Ich hab zugeschlagen. Es war mir so egal.“ Nun hob er den Blick und deutete auf seine Hände, die deutliche Spuren der Prügelei trugen. „Ich versteh das nicht. Warum geht die Wut nicht weg?“
    Dr. Ramos goss Ryan einen Kaffee ein und setzte sich ihm wieder gegenüber. „Das geht nicht von heute auf morgen, Ryan. Und das wissen Sie auch. So viele Jahre haben Sie Ihre Wut unterdrückt. Sie kam nur gelegentlich hoch. Als Sie das erste Mal bei mir waren, haben Sie keinerlei Reue gezeigt. Es war Ihnen egal, ob Sie Ihrem Gegner wehgetan haben. Das hat sich geändert. Es geht bergauf. Haben Sie Vertrauen in Ihre Stärke und Kraft.“
    Ryan mochte die Stimme des Mannes. Er hielt die Augen noch immer geschlossen, wie sooft, wenn Dr. Ramos ihm etwas erklärte. Sie wickelte ihn richtiggehend ein.
    „Leon wird enttäuscht sein und … Himmel ... Jamie.“ Ryan seufzte, schlug die Augen auf und nippte an seinem Kaffee. „Jamie ist der Freund meines Cousins. Er ist … ein Kleiderschrank. Sie sind gerade zu Besuch da und … Jamie hat mich aus der Prügelei rausgezerrt. Ich hab’s gar nicht richtig mitbekommen, aber ich hab ihm auch eine verpasst. Ich habe ihn angebrüllt. Ich …“ Ryan zuckte zusammen, als sein Handy klingelte. „Das ist Leon“, murmelte er nach einem Blick auf das Display.
    „Gehen Sie ran. Er wird sich Sorgen machen.“
    Für einen Moment glaubte Ryan in Tränen auszubrechen, als er Leons Stimme hörte.
    „Snoopy, wo bist du?“
    „Ich … Scheiße, Baby … ich bin bei Dr. Ramos. Ich … Leon, es tut mir leid.“
    „Hey, mach dir keinen Kopf. Ryan, wir holen dich ab,

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