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Vatikan - Die Hüter der Reliquie (German Edition)

Vatikan - Die Hüter der Reliquie (German Edition)

Titel: Vatikan - Die Hüter der Reliquie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Antonia Günder-Freytag
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Strich. Ich erhob mich und wanderte auf und ab. Mac Quiet sah mir zu und lächelte.
    »Was ist?«, fauchte ich ihn an.
    »Erinnert Euch, Lucienne. An den Morgen nach Eurer Infizierung.«
    Wie hätte ich diesen Morgen vergessen können? Diesen Morgen, an dem ich meine üble Verfassung erst auf eine mögliche Schwangerschaft bezogen hatte und vor Glück schwebte, um dann umso grausamer auf die Erde zurückgeholt zu werden, als der Graf mit Salvador zurückkehrte.
    »Ich hätte Euch vor dem Grafen nicht schützen können. Am Tage bin ich zu nichts nutze«, seufzte Mac Quiet.
    Ich ging weiter auf und ab. Irgendetwas stimmte nicht. Irgendetwas fehlte. »Was veranlasste Euch, mich vor dem Grafen und dem drohenden Unheil zu beschützen? Seid Ihr ein Held, der Frauen rettet, die in Not geraten sind? Meint Ihr, mit Euren Taten Gott zu gefallen und wieder aufgenommen zu werden?«
    Mac Quiet wollte etwas erwidern, doch ich ließ ihn nicht zu Wort kommen.
    »Und den Zweiten, den ihr infiziertet, was war mit dem? Stand er gerade davor, an der Pest zu sterben, und darf sich jetzt freuen, für immer ein Aussätziger zu sein?« Ich war immer lauter geworden und konnte mich gerade noch zurückhalten, etwas vom Tisch zu schmeißen. Was maßte sich dieser Schotte an? Meinte er wirklich, dass ich ihm dankbar dafür war, dass ich noch lebte? Dass ich Salvador dabei hatte zusehen dürfen, wie er starb?
    »Die andere starb fast nach Eurer Geburt.« Mac Quiet hatte sehr leise gesprochen, doch ich hatte es vernommen. Ich hielt in der Bewegung inne.
    »Meine Mutter?« Ich ließ mich in den Sessel fallen. »Ihr kanntet meine Mutter?«
    Mac Quiet nickte. »Ich kannte sie nicht nur, ich habe sie sehr geliebt. Darum, und nur aus diesem Grund, habe ich sie infiziert.«
    Ich schloss die Augen. Ich wollte in meinen Brunnen.
    »Dann ist meine Mutter ein Vampyr?« Ich konnte nur noch flüstern, meine Stimme gehorchte mir nicht mehr. Eine Ahnung stieg in mir auf und ich öffnete meine Augen. Mac Quiet sah mich nicht an, er knetete seine Hände und wirkte unglücklich.
    »Dann seid Ihr mein Vater?«
    Er nickte, aber er schien nicht erfreut.
    »Ihr habt uns beide infiziert?«
     
    *
     
    Comitti blickte in das Gesicht seines Gegenübers und stutzte. Arconoskijs Gesicht war vor Wut verzerrt.
    »Dieser Verräter«, knurrte der Sicherheitschef.
    Comitti war verblüfft. Was regte Arconoskij so auf? Wen meinte er? Argyle, den Schotten? »Ich bin selbst erstaunt, wie die Dinge verlaufen, aber ich verstehe Ihre Erregung nicht ganz. Wer ist ein Verräter?« Comitti wusste nicht, was er von der Aufregung, die er zu sehen bekam, halten sollte.
    Arconoskij lockerte seine Krawatte und knurrte. »Lesen Sie weiter, lesen Sie schon.« Das war keine Bitte, sondern ein Befehl.
    Verstört las der alte Pater weiter.
     
    *
     
    Mac Quiet war aufgesprungen und nun war es an ihm, auf und ab zu gehen. »Ich wollte Euch das nie auf diese Weise sagen. Was macht Ihr nur, Lucienne? Ich hatte mir diesen Moment gänzlich anders vorgestellt.«
    Für einen kurzen Augenblick tat er mir leid, dann jedoch kehrte mein Zorn zurück. »So, Ihr hattet Euch das anders vorgestellt? Könnt Ihr Euch vorstellen, dass ich mir die Aufklärung meiner Familiengeheimnisse auch anders vorgestellt habe? Seit siebenunddreißig Jahren weiß ich, dass die Familie de Viellvient nicht meine wirkliche Familie ist. Ihr hattet genug Zeit, mir mitzuteilen, dass Ihr mein Vater seid. Wenn Ihr es seid.«
    »Das könnt Ihr mir glauben. Wer würde freiwillig behaupten, so eine vorlaute und jähzornige Tochter zu haben?« Mac Quiet ließ sich ächzend in den Sessel fallen.
    Mir klappte die Kinnlade herunter. So hatte mich noch nie jemand bezeichnet. Noch nicht einmal der Graf. Die Eröffnung, dass er meine Mutter liebte und mein Vater sei, hatte mich nicht so fassungslos gemacht wie diese Charaktereinschätzung.
    »Lucienne, es macht keinen Sinn, wenn wir uns gegenseitig beschimpfen. Ich wollte Euch die Wahrheit früher mitteilen, aber ich fand den richtigen Zeitpunkt nicht. Wahrscheinlich gibt es den gar nicht.«
    Ich nickte und horchte in mich hinein. Dafür verließ ich unseren gemeinsamen Raum und betrat meinen eigenen. Ich musste mir erst darüber klar werden, ob ich seinen Worten Glauben schenken konnte. Vorher hatte es keinen Sinn, sich seine Geschichte und seine Erklärungen anzuhören.
    Mac Quiet stand auf. »Ich glaube, Ihr wollt ein wenig allein sein, was ich verstehen kann. Es war egoistisch von mir. Ich

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