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Vatikan - Die Hüter der Reliquie (German Edition)

Vatikan - Die Hüter der Reliquie (German Edition)

Titel: Vatikan - Die Hüter der Reliquie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Antonia Günder-Freytag
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sich Lucienne geben ließ, als sie den Schleier nahm und ins Kloster eintrat. Jetzt ergibt das Ganze Sinn.« Zufrieden mit sich und der Welt schenkte Comitti nach. »Wollen Sie auch noch einen Schluck?«
    Arconoskij nickte.
    »Was halten Sie davon, dass dieser Schotte Luciennes, oder soll ich sagen, Apollonias Vater ist? Und ihre Mutter ist auch ein Vampir.« Comitti gluckste. »Das ist eine Familie.«
    »Seien Sie still!« Arconoskij stürzte seinen Wein mit einem Zug hinunter. Comitti zog seine Augenbrauen hoch.
    »Würden Sie bitte aufhören, dieses Schriftstück zu kommentieren, und einfach weiterlesen, wäre das möglich?«
    Das war keine Bitte, auch keine Frage. Comitti schluckte und nahm sich vor, nichts mehr zu sagen. Innerlich schüttelte er den Kopf. Der gestrige Abend war angenehm gewesen, fast hätte er den Sicherheitschef sympathisch gefunden. Im Moment hoffte er jedoch, dass sie bald an einen Punkt kämen, an dem Arconoskij genug Informationen gesammelt hätte, um zur Tat zu schreiten oder das Ganze als Lachnummer abzutun.
    Comitti spähte über seine Brillenränder auf sein Gegenüber. Dass dieser das Schreiben als Lachnummer abtat, konnte er sich aus dem Kopf schlagen.
     
    *
     
    Seit ich denken konnte, hörte ich auf den Namen Lucienne, und jetzt erfuhr ich, dass ich auf den Namen Apollonia getauft wurde. Mir gefiel der Name. Mir gefiel der Klang, als Mac Quiet ihn aussprach. Ich sollte erst zwei Jahre alt gewesen sein, als man uns trennte? Ich besah ihn mir genauer. Wie alt mochte er sein? Er erschien mir nicht älter als zwanzig.
    »Ich wurde mit dreiundzwanzig infiziert. Ein halbes Jahr später kamst du auf die Welt.« Er stockte. »Verzeiht. Ihr auf die Welt.«
    »Apollonia. Sprecht den Namen noch einmal aus«, sagte ich. Er lächelte und kam meiner Bitte nach. Etwas in mir fing an zu klingen und ich glaubte ihm von diesem Moment an alles. Er war mein Vater! Mein Vater, der mich Jahre gesucht hatte. Jahre, um mich an dem Abend zu finden, da ich in höchster Gefahr schwebte. Konnte ich an der Existenz Gottes zweifeln?
    »Nein, Lucienne. An dieser Existenz habe ich auch noch nie Zweifel gehabt. Als Mensch hinterfragt man die Entscheidungen, die Gott für einen fällt. Man zweifelt sie an, man verzweifelt. Aber an seiner Existenz hatte ich nie einen Zweifel!«
    »Sagt Apollonia zu mir.« Ich griff nach seiner Hand und drückte sie. Argyle wischte sich mit dem Ärmel über sein Gesicht. Ich sah ihm seine Erleichterung und Rührung an. Mit diesem einen Satz hatte ich ihm zu verstehen gegeben, dass ich ihm glaubte.
    Es klopft an der Tür. »Euer Sohn wünscht, Euch zu sprechen«, sagte uns eine Stimme.
    Argyle verließ unseren dunklen Raum. »Sie kommt.«
    Ich betrachtete ihn erneut. Dieser stattliche, elegante Mann sollte mein Vater sein? Ich konnte es kaum glauben und schüttelte den Kopf. Argyle nahm dieses Zeichen falsch auf.
    »Ihr müsst Euch mit Miguel treffen. Es ist wichtig.« Er sah mir in die Augen und lud mich abermals in seinen Raum.
    »Was ich Euch erzählt habe, wisst nur Ihr und ich. Ich habe Miguel nie gesagt, wer ich für ihn bin.«
    »Ihr seid sein Großvater, richtig!« Ich musste lachen. Mein Sohn sah aus wie ein Fünfzehnjähriger, sein Großvater war gerade mal dreiundzwanzig – wir gaben eine fabelhafte Familie ab.
    »Ich bitte Euch, ich flehe Euch an, verratet nichts.« Der Nachdruck, mit dem er die Worte aussprach, überraschte mich.
    »Aber …«
    »Er heckt irgendetwas aus, Apollonia. Er war lange fort. Als er heimkehrte, war er bester Laune und fing an, sich für seine Angehörigen zu interessieren. Er besetzte Lisettes Gut, nahm ihre Kinder gefangen und ließ sie infizieren. Dann tötete er sie. Ich weiß nicht, was er damit erreichen wollte. Allerdings wurde seine Laune jeden Tag schlechter. Dann zwang er Lisette, nach Euch zu rufen.«
    Argyle holte tief Luft. »Er hat irgendetwas vor. Ich gehöre nicht zu seinem inneren Zirkel, darum kann ich es Euch nicht sagen. Ich befürchte allerdings, dass es etwas Schrecklicheres ist, als wir uns vorstellen können. Versprecht mir eins: Bevor Ihr ihm erzählt, wer ich bin, hört Euch an, was er vorhat. Vielleicht ist es unser einziger Trumpf, dass ich Euer Vater bin und Ihr nicht mit Lisette verwandt seid.«
    Ich nickte. Ich konnte zwar nicht glauben, was er mir gerade erzählte, aber es konnte nicht schaden, ihm diesen Wunsch zu erfüllen.
    »Packt Euer Wissen, alles was ich Euch erzählt habe, in Euren geheimen Raum.

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