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Vatikan - Die Hüter der Reliquie (German Edition)

Vatikan - Die Hüter der Reliquie (German Edition)

Titel: Vatikan - Die Hüter der Reliquie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Antonia Günder-Freytag
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hier ist alles Mist. Meine Mutter hat keine Ahnung.«
    Abermals wurde Comitti Zeuge von Arconoskijs Wut. Es war beängstigend. Er war verrückt geworden. Vollkommen durchgeknallt, wie die heutige Jugend sagen würde. Comitti rekapitulierte alles, was er in seinen psychologischen Werken gelesen hatte. Leider zu viel Theorie, stellte er bedauernd fest. Er würde ihm zuhören müssen. Mit Verrückten musste man vorsichtig sein und durfte sie nicht reizen. Irgendwann würde seinen Mitbrüdern auffallen, dass er nicht zur Andacht käme und beim Frühstück fehlte. Man würde nach ihm sehen. Er war ein alter Mann. Sicher würde man nach ihm sehen.
    »Ich habe Sie für eine Woche beurlaubt.« Arconoskij machte ihm einen Strich durch die Rechnung. »Dringende familiäre Probleme.«
    Comitti sank in sich zusammen.
    »Nun, nachdem dies geklärt ist«, Arconoskij wirkte wieder sehr aufgeräumt und jovial, »kann ich ja beginnen.«
    Comitti betete.
    »Beten nützt Ihnen auch nichts. Sie sollten lieber zuhören. Aber ich verspreche Ihnen, es wird Ihnen nichts geschehen, solange die Wahrheit nicht ausgesprochen ist.«
    »Arconoskij, ich bitte Sie, lassen Sie doch diesen Unfug.«
    »Arconoskij«, spottete der Sicherheitschef. »Nennen Sie mich Miguel. Ich habe schon gemerkt, dass Ihnen mein Künstlername schwer über die Lippen geht. Ich hatte ihn mir zugelegt, weil fast alle Sicherheitsleute aus dem Osten kommen. Da wir diese kleine Farce beendet haben, dürfen Sie mich gern Miguel nennen, oder wenn es Ihnen lieber ist, de Arco.«
    Comitti schüttelte den Kopf. Es war kein Durchkommen. Dieser Mann hatte einen vollkommen verwirrten Geist. Arconoskij nahm die ungelesenen Manuskriptseiten zur Hand und blätterte in den ersten Bögen.
    »Wo waren wir stehen geblieben? Ach ja. Meine entzückende Mutter machte sich mit meinem Großvater auf den Weg nach Andorra. Wussten Sie eigentlich, dass ich nicht ahnte, dass Argyle Mac Quiet mein Großvater ist? Sie waren also auf dem Weg zu meiner Großmutter, Rosa. Diese Dame habe ich allerdings nie kennengelernt. Dabei muss ich sagen, ist mir ihre Art schon viel vertrauter. Ich denke, wir wären prächtig miteinander ausgekommen. Aber ich greife schon wieder voraus.«
    Arconoskij schlug sich gekünstelt gegen die Stirn. »Beginnen wir da, wo meine Mutter und Argyle mich verließen. Wie Sie sich erinnern, wollten wir meine Infektion durch ihren Biss feierlich begehen. Wohl hatte ich bemerkt, dass sie nicht mit allen meinen Praktiken übereinstimmte, doch ich schob es auf die jahrelange Verstellung während ihres Klosterlebens. Nun, ich habe mich getäuscht.« Der Sicherheitschef seufzte und pflückte einen imaginären Fussel von seinem Revers. »Als ich heimkehrte, war sie zusammen mit Mac Quiet abgehauen. Meine Mutter hat mich nie geliebt.« Arconoskij machte eine theatralische Pause.
    »Ich befahl, nach ihr zu suchen. Man sollte sie mir wiederbringen. Argyle auch tot, er war mir damals egal. Aber Mutter wollte ich lebendig. Ich wollte sie zwingen, an meiner Seite zuzusehen, wie ich der Welt eine bessere Zukunft schenke.«
    Arconoskij schnaubte und trank einen Schluck. Comitti tat es ihm nach. Er hoffte, die Wirkung des Weins würde ihn diesen Irrsinn besser ertragen lassen.
    »Nun, ich machte mich auf den Weg. Ich hörte mich in ganz Frankreich um, doch es war keine Spur zu finden. Keine Leichen, keine mysteriösen Tode. Nichts. Diese beiden mit ihrer Ablehnung gegen Menschenblut machten es einem nicht einfach. Da Argyle Schotte ist, setzte ich, nachdem das Wetter es wieder zuließ, über und erreichte England im Frühjahr 1598. Ich durchreiste dieses in sich gespaltene Land zügig und passierte die Landesgrenze nach gut einer Woche. Dann fragte ich mich durch. Zwei Bauern erzählten mir von einer Ruine, dem Stammsitz eines ausgestorbenen Clans, mit dem Namen Mac Quiet. Ich hatte sie gefunden! Ich trank übermäßig und spendierte den Bauern Met, die mir bald von Vampiren erzählten und dass ihre Großmütter sie mit diesen Geschichten in Angst und Schrecken versetzt hätten. Ich feierte. Ich aß und trank schon immer gern und tue es auch heute noch.«
    Comitti nickte und dachte an seine Pralinen.
    »Nach meiner endgültigen Verwandlung kann ich nur noch Blut zu mir nehmen. Jedes Essen ist ein Abschied von den menschlichen Genüssen, verstehen Sie, Pater?« Arconoskij pflückte eine Weintraube und zerkaute sie genüsslich.
    Comitti war verärgert. Er machte sich lustig über ihn. Er hatte

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