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Vatikan - Die Hüter der Reliquie (German Edition)

Vatikan - Die Hüter der Reliquie (German Edition)

Titel: Vatikan - Die Hüter der Reliquie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Antonia Günder-Freytag
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bereits mehr als vier Monate unterwegs, als wir in die Straße nach Andorra einbogen. Ein einziger Weg führte dorthin, ein beschwerlicher, der sich über die Pyrenäen zog. Waren wir zuvor nicht auf den Hauptwegen geritten, so mussten wir nun genau dies tun. Argyle hoffte, dass man nach einem Mann und einer Frau suchen würde, nicht nach einem Mann mit vier Frauen.
    Wir bemerkten, je tiefer wir in die Bergwelt eindrangen, dass dieses Land, ein vom Schicksal gebeugtes Land war. Menschen schlugen das Kreuzzeichen und flüchteten. Gasthöfe, die am Weg lagen, waren verschlossen. Dieses Fleckchen Erde, das schön hätte sein können, litt unter einem Fluch. Wir wussten, wer für diesen Fluch verantwortlich war. Wir kamen in Rosas Jagdrevier.
    Argyle hatte uns von ihr erzählt. Hatte erzählt, welche Freude es ihr machte zu töten. Dies allein war noch kein Grund für die drei Schwestern, sie zu verurteilen, doch auch sie wurden eines Besseren belehrt.
    Nachdem wir uns eine Woche lang durch die Berge geschlagen hatten, kamen wir zu dem Tal, in dem Argyle Rosa kennengelernt hatte.
    Wir waren zu Fuß und so weit wie möglich entfernt vom Hauptweg unterwegs, als wir die Burg ihrer Eltern unter uns liegen sahen. Es war keine große Befestigung, doch sie war schön. Hell erleuchtet lag sie da. Wir setzten uns auf einen Felsvorsprung und starrten hinab. Der Weg, der zur Burg führte, war mit Fackeln gesäumt, und wir sahen, dass sich Hunderte von Menschen auf das Burgtor zubewegten.
    »Was mag dort vor sich gehen?« Isadora sprach die Frage aus, die uns alle bewegte.
    »Es sieht mir nach einem Fest aus«, sagte Isolde. »Seht euch die festlich gekleideten Menschen an.«
    »Das sind überhaupt keine Menschen«, sagte Argyle. »Das sind Vampyre.«
    Wirklich: Eine Prozession von Vampyren bewegte sich auf die Burg zu. Ich hatte noch nie so viele unserer Gattung auf einmal gesehen und war erschrocken. Wie konnte Gott das zulassen? Es mochte ein paar wenige geben, die erklärten, dass es nichts Erhabeneres gäbe, als zum Vampyr zu werden, doch ich war mir sicher, dass die Mehrzahl jederzeit getauscht hätte. Mein Sohn mochte von dem Gedanken beherrscht sein, an der Spitze der Schöpfung zu stehen, aber ich verdammte diese Idee.
    »Wo kommen die alle her?« Isabella flüsterte, obwohl wir uns in unserem dunklen Raum befanden und uns niemand hören konnte.
    »Was wollen wir jetzt machen? Rosa allein anzutreffen, wird nicht möglich sein.« Isadora strich sich ihr Kleid glatt.
    »Wir mischen uns unters Volk.« Isolde stand auf.
    »Ja, das machen wir.« Argyle erhob sich ebenfalls.
    »Du und Apollonia nicht, Argyle. Dich wird Rosa erkennen und Apollonia wird von jedem Vampyr gesucht. Ihr beide bleibt hier. Wir drei gehen. Uns kennt niemand. Wir werden uns umsehen und dann entscheiden wir.«
    Die drei zogen sich um, machten sich hübsch und reihten sich in die Gruppe der Nachzügler ein. Argyle und ich blieben auf unserem Felsvorsprung. Wir nahmen uns bei der Hand und beteten.
    Feuer wurden im Burghof angezündet. Die Burg wurde noch heller angestrahlt. Stimmen erhoben sich und wehten mit der kalten Nachtluft zu uns empor. Stimmen von mehreren hundert Kehlen, die dasselbe riefen: Blut. Sangre . Die Nacht verging. Keines der Mädchen war zurückgekommen. Wir waren außer uns vor Sorge.
    »Wir haben die halbe Nacht gewartet. Ich suche sie jetzt.«
    Ich sah an Argyles Miene, dass es ihm ernst war. Wir machten uns Vorwürfe, dass wir die drei hatten allein ziehen lassen. Wieder erschallten die unheimlichen Blutgesänge. Nur von Isolde, Isadora und Isabella hörten wir nichts. Argyle wollte sich gerade von mir verabschieden, als von unten ein einzelner, lang gezogener Klagelaut heraufschallte. Zuvor hatten wir Angstschreie, Lustschreie und Schreie, die in tiefster Pein ausgestoßen wurden, gehört. Aber keiner davon hatte etwas gemein mit dem soeben gehörten.
    Im selben Augenblick, in dem der Schrei verklang, begann die Burg zu brennen. Flammen schlugen aus dem Fenster der oberen Zimmer, griffen schnell um sich und rasten bald wie eine Feuerwalze durch das gesamte Anwesen. Wir hörten weitere Schreie, wir sahen, wie Vampyre aus dem Burgtor strömten. Manche brannten bereits, als sie den Burggraben passierten. Sie entzündeten im Vorüberlaufen andere.
    Argyle hatte sich wieder hingesetzt, um im gleichen Augenblick aufzuspringen und unruhig hin und her zu laufen. Wir starrten auf das Schauspiel, das sich zu unseren Füßen abspielte, und

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