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Vatikan - Die Hüter der Reliquie (German Edition)

Vatikan - Die Hüter der Reliquie (German Edition)

Titel: Vatikan - Die Hüter der Reliquie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Antonia Günder-Freytag
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seinen allabendlichen Spaziergang. Er war immer noch verwirrt vom Ausgang der vorigen Nacht. Was er über Arconoskijs Verhalten denken sollte, wusste er nicht.
    Er ging über den Markt, kaufte bei seinem bevorzugten Händler Käse und Wein, grüßte hier und dort und blieb nirgends lang stehen. Er roch an Blumen, nickte der Blumenfrau zu, probierte ein Scheibchen Salami und wechselte ein paar belanglose Worte mit dem Gewürzhändler, doch er war nicht mit dem Herzen dabei. Immer und immer wieder spielte sich Arconoskijs Abgang vor seinem geistigen Auge ab. Er war zornig, davon war Comitti mittlerweile überzeugt. Aber auf wen? Und warum? Comitti kam ein Gedanke. Er wischte ihn mit einem Lächeln zur Seite. Dann betrat er sein Lieblingscafé, das dem Vatikan gegenüberlag. Es war ein Touristenmagnet, wie frisch aus dem Reisekatalog.
    »Guten Abend, Pater, schön, Sie zu sehen. Einen Corto?«
    Er nickte gedankenverloren. Die Chefin stellte die Tasse an seinen Tisch und blieb stehen.
    »Sie sehen müde aus. Sie haben bestimmt wieder die ganze Nacht gelesen.« Der neckende Ton ihrer Stimme ließ ihn lächeln. Er kannte Paolina seit Jahren. Sie führte ihr Café mit Umsicht, ließ niemanden warten, hatte gute Mitarbeiter und war eine Seele von Mensch. Comitti und sie hatten bald festgestellt, dass sie dieselbe Neigung teilten. Sie liebten Bücher. Sie bevorzugte Vampirromane. Er hatte ihr irgendwann gestanden, dass er auch welche gelesen hatte und ab da waren sie in ein Gespräch geraten, das kein Ende fand. Paolina setzte sich zu ihm und rührte gedankenverloren in ihrer Tasse, in die sie löffelweise Zucker gestreut hatte. »Lesen Sie momentan etwas, das Ihnen den Schlaf raubt?« Es sollte witzig klingen, doch Comitti hörte die Ernsthaftigkeit, mit der sie die Frage gestellt hatte.
    »Den Schlaf raubt es mir, das kann ich sagen.«
    »Fachlich oder Literatur?« Sie rührte noch immer.
    »Das darf ich nicht sagen.«
    Paolina sah in mit hochgezogener Augenbraue an.
    Heute waren ihre Haare blau. Sie trug einen kurzen rosafarbenen Rock und eine hochgeschlossene lila Bluse. Leider war sie für Comittis Geschmack zu stark geschminkt.
    »Etwas aus dem Archiv?«
    »Bitte!«
    »Ich weiß, ich weiß, Sie dürfen nichts verraten.« Sie spielte gedankenverloren an der Tischdecke.
    »Hat es etwas mit Vampiren zu tun?«
    Comitti sah sie erstaunt an. »Wie sollte etwas ins Archiv kommen, das mit Vampiren zu tun hat?« Er war erschrocken. Wie kam diese junge Frau nur auf solche abwegigen Gedanken? Gedanken, die der Wahrheit entsprachen?
    »Nun, weil Sie mich immer aufsuchen, wenn Sie etwas über Vampire lesen.« Ihre Stimme klang beleidigt.
    Comitti trank seinen Corto. »Bringen Sie mir bitte …«
    »Noch einen, wie immer. Kommt sofort.« Paolina war aufgesprungen und verschwand hinter dem Tresen. Ihren Corto hatte sie stehen gelassen.
    Comitti sah sich um. Das kleine Café füllte sich langsam. Er beobachtete, wie die Wirtin sich mit einem Kellner unterhielt, wie sie mit ihm scherzte und mit flinken Bewegungen verschiedene Bestellungen fertig machte. Er hatte gar keine Lust auf einen weiteren Corto, sein Magen war ohnehin übersäuert. Er hatte das Mädchen nur weggeschickt, weil er sich noch ein wenig Zeit geben wollte. Zeit, um zu einer Entscheidung zu kommen.
    Paolina kehrte an seinen Tisch zurück. Sie stellte den gewünschten Corto und ein großes Glas Wasser ab.
    »Glauben Sie wirklich an Vampire?«
    »Unbedingt.« Ein Lächeln umspielte Paolinas Mundwinkel.
    »Ich meine nicht Vampire wie bei Anne Rice oder in Twilight. Ich meine, glauben Sie wirklich, dass diese Kreaturen existieren, dass sie schon über Jahrhunderte unter uns leben?«
    Das Augenpaar unter den blauen Strähnen sah ihn ernsthaft an. »Daran glaube ich ganz bestimmt, Pater. Kein Rauch ohne Feuer. Aber das habe ich Ihnen ja schon oft genug erklärt.«
    Comitti kratzte sich am Kopf. Er war sich immer noch nicht schlüssig, ob er sich ihr anvertrauen sollte. »Wenn ich jetzt also etwas erhalten hätte, was diese – Ihre – Meinung bestätigte, was würden Sie meinen: Soll ich dem Glauben schenken? Oder soll ich es als einen schlechten Witz abtun? Ich meine, es gibt genug gut gemachte Fälschungen. Denken Sie nur an Hitlers Tagebücher.« Comitti fürchtete die Antwort. »Also rein hypothetisch.«
    »Warum sollte jemand eine Fälschung an den Vatikan schicken?«
    Comitti nickte. »Ich bin auf etwas gestoßen. Wenn es sich nicht als Witz herausstellt,

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