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Vatikan - Die Hüter der Reliquie (German Edition)

Vatikan - Die Hüter der Reliquie (German Edition)

Titel: Vatikan - Die Hüter der Reliquie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Antonia Günder-Freytag
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bemerkt, dass er der Geschichte Glauben schenkte, und hielt ihn jetzt zum Narren, das war alles. Wenn er nur lange genug zuhörte, würde sein Gegenüber in Lachen ausbrechen und der Spuk wäre vorbei.
    »Am nächsten Morgen entdeckte ich die Hütte. Sie war verlassen. Ich wartete, bis es Nacht wurde. Ich wartete noch einen ganzen Tag und eine ganze Nacht. Dann wurde mir klar, dass sie mir entwischt waren. Ich war so wütend, dass ich diese verdammte Insel hätte versenken wollen.«
    Comitti war bei dem Fluch zusammengezuckt. Er schlug das Kreuzzeichen, so wie er es sich schon vor Jahrzehnten angewöhnt hatte. Er musste Arconoskij zur Vernunft bringen. Comitti dachte angestrengt nach.
    »Wollen Sie weiterlesen, Pater?«
    Pater Comitti seufzte und nahm das Manuskript entgegen, das Arconoskij ihm reichte. Er trank einen großzügigen Schluck Wein und schloss die Augen. Heute Morgen hatte er es noch für möglich gehalten, dass es Vampire gab. Kurz hatte er sogar den Sicherheitschef in Verdacht gehabt. Jetzt, wo dieser behauptete, einer zu sein, wollte er nicht mehr daran glauben. Er glaubte daran, dass es Menschen gab, deren Geist sich verdunkelte, die kurz vor dem Wahnsinn standen. Aber Vampire? Er hatte keine Lust, dieses Schriftstück zu lesen. Er war, obwohl es erst kurz nach acht war, müde. Er wollte schlafen. Er wollte sich nicht mehr mit diesem Unfug rumschlagen. Comitti ließ den Stapel auf seine Knie sinken.
    Arconoskij sah ihn fragend an. »Was ist, Comitti? Keine Lust mehr auf Vampire?«
    »Ach, lassen Sie mich mit diesem Unsinn in Ruhe! Ich will nichts mehr hören. Ich weiß nicht, warum Sie ausgerechnet mich damit foppen wollen, aber Sie werden Ihre Gründe haben. Die Geschichte ist nicht schlecht. Ein paar Fakten, die man nachprüfen kann, eine Schnulze, die einem die Tränen in die Augen treibt, das Ganze gewürzt mit genügend christlichem Beiwerk, dass ein Mensch wie ich es glauben möchte.« Comitti knallte den Papierstapel auf den Tisch. »Ich mache bei dieser Farce nicht mehr mit!«
    Arconoskij nickte und nahm ein Messer vom Tisch. Das Messer, mit dem Comitti die Pastete geschnitten hatte. Langsam stand er auf. Comitti wich in seinem Sessel zurück. Er sandte ein Stoßgebet zum Himmel. Gleich würde dieser Irre ihn mit einem Pastetenmesser abstechen!
    Comitti schloss die Augen. Nichts geschah. Blinzelnd öffnete er sie. Arconoskij hatte sich nicht bewegt. Noch immer trennte der Tisch die beiden. Es war, als hätte er auf etwas gewartet.
    Dass ich die Augen öffne , schoss es Comitti durch den Kopf.
    Arconoskij hob den Arm, holte aus und stach sich das Messer in den Bauch. Röchelnd ging er zu Boden. Comitti sprang auf. Er rannte, soweit es seine kaputten Knie und sein hohes Alter zuließen, um den Tisch herum. Er sank neben dem Sicherheitschef zu Boden. Ich muss Hilfe holen . Ein stahlharter Griff hielt ihn zurück. Arconoskij setzte sich auf. Sein schwarzes Hemd glänzte vor Blut. Mit einem Ruck zog er das Messer aus seinem Bauch. Comitti wich zurück. War es nur eine Falle gewesen, um ihn jetzt doch abzuschlachten? Comitti wurde schwindlig, er musste sich setzen. Arconoskij knöpfte sein Hemd auf. Comitti sah eine klaffende Wunde und Blut, viel Blut. Er hätte das Messer nicht herausziehen dürfen . Er starrte auf die Wunde und ihm wurde schlecht. Den Wunsch seines Vaters, Arzt zu werden, hätte er nie erfüllen können. Er konnte kein Blut sehen. Sicher wäre er auch ein schlechter Vampir. Dieser Gedanke ließ ihn fast lachen.
    Arconoskij kauerte völlig unbeteiligt neben ihm und schien auf etwas zu warten.
    »Ich muss Hilfe holen!«, sagte Comitti, doch Arconoskij winkte ab. »Nein, Comitti. Müssen Sie nicht. Sehen Sie.« Arconoskij zeigte auf seinen Bauch. Die Wunde schloss sich.
    Miguel stand auf, nahm eine Serviette und wischte den Bauch ab. Danach reichte er Comitti die Hand.
    »Kommen Sie, ich helfe Ihnen. Es tut mir leid, wenn ich Sie erschreckt habe.«
    Wacklig kam Comitti auf die Beine. Miguel führte Comittis Hand an die Stelle seines Bauches, wo gerade noch ein klaffendes Loch gewesen war. Comitti zuckte zurück.
    »Ungläubiger Thomas.« Miguel lächelte müde und ließ sich auf seinen Sessel fallen. Er nahm Lachs, Brot und Senfsoße. Comitti ging langsam sich am Tisch abstützend zu seinem Platz zurück. War es wahr und er saß einem leibhaftigen Vampir gegenüber?
    »Halbvampir«, murmelte Miguel mit vollem Mund. »Verzeihen Sie mir, wenn ich schon wieder esse, aber der

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