Vegas Vampires 04 - Was sich liebt, das beißt sich
war.
Diese Zeiten waren vorbei. Sie war wieder zurück im Leben. Die Vergangenheit war tot.
Beziehungsweise klopfte an ihre Tür. Gwenna stöhnte auf. Noch bevor sie die Klingel hörte, wusste sie, dass ihr Exmann, Roberto Donatelli, auf dem Flur vor ihrer Hotelsuite stand. Sie hatte einen sehr feinen Geruchssinn, und sie erkannte seinen Duft – eine Mischung aus teurem Aftershave und Alkohol. Und obwohl es wahrscheinlich ziemlich unlogisch war, war sie sich seiner doch immer bewusst. Er war wie Zahnschmerzen, die man einst versucht hatte zu vergessen, die einen jetzt aber nach wie vor regelmäßig zur Schmerztablette greifen ließen.
»Verdammt.« Sie streckte ihm die Zunge heraus. Sie wusste, dass er sie nicht sehen konnte, aber sie genoss es trotzdem. Dann schnitt sie noch ein paar abscheuliche Grimassen und machte ein, zwei unanständige Gesten, während sie durch den Raum schritt. Höflich lächelnd öffnete sie ihm die Tür.
»Hallo, Roberto. Was führt dich zu mir?« Gwenna öffnete die Tür nur einen Spaltbreit. Sie wollte, dass er den Wink verstand, wusste jedoch, dass er es nicht tun würde.
»Hallo, mein schönes Eheweib«, sagte er charmant lächelnd und beugte sich vor, um sie auf die Wange zu küssen. »Ich wollte nur wieder einmal dein hübsches Gesicht sehen.«
Sie musste sich sehr zusammennehmen, um seinen Gebrauch des Wortes »Eheweib« nicht zu korrigieren, da sie ja vor gut dreihundert Jahren geschieden worden waren, doch er hatte sie ärgern wollen, und sie weigerte sich, ihm die Genugtuung zu verschaffen. Sie nahm seinen Kuss entgegen und meinte dann leichthin: »Schön, jetzt hast du’s gesehen, also zisch ab.«
Sein Lächeln erstarb. Stattdessen zerfurchten tiefe Zornesfalten seine glatte Stirn. »Seit wann redest du so? Diese Stadt hat einen negativen Einfluss auf dich … seit du in Las Vegas lebst, bist du …«
»Eigensinnig?«, fragte sie trocken. Das musste er hassen. Ihre ganze Ehe hatte darauf basiert, dass er über sie bestimmt hatte.
»Nein. Frech. Unhöflich.«
Sie verdrehte die Augen.
»Siehst du? Davon rede ich. Das passt nicht zu dir, Gwenna.«
Alle dachten, sie würden sie kennen. Sie erwarteten, dass sie sich brav hinsetzte und den Mund hielt. Und genau das hatte sie die längste Zeit ihres Lebens getan. Doch während sie sich immer darum bemühen würde, liebenswert und mitfühlend zu sein, würde sie ihrem Bekanntenkreis doch nicht länger als untoter Fußabstreifer dienen.
»Vielleicht ist das mein neues Ich.«
»Mag sein, aber dann ist es extrem unattraktiv.«
Nun riss ihr aber der Geduldsfaden. »Warum zum Teufel bist du hier? Und wie hast du es überhaupt ins Casino geschafft?«
»Ich bin Vizepräsident der Vampirnation. Wir hatten eine Kabinettssitzung im Büro deines Bruders.«
»Du sollst aber nicht hier rauf auf diese Etage kommen.« Sie bereute ihre bockige Aussage sofort. Sie klang wie eine Sechsjährige.
»Warum nicht?« Er beugte sich zu ihr. In seinem schiefergrauen Anzug und mit dem gepflegten Haarschnitt und den kleinen silbernen Flecken an beiden Schläfen wirkte er vornehm und elegant. »Hast du Angst vor mir, meine Liebe? Du weißt doch, dass ich nur dein Bestes will.« Er strich ihr zärtlich das Haar zurück. »Ich liebe dich.«
Sie hasste es, wenn er das tat. Als sie noch eine Sterbliche gewesen war, hatten seine Worte und seine charismatischen Berührungen ihre Knie weich werden lassen und sie dazu gebracht, ihm ihre Jungfräulichkeit zu schenken. Jetzt gingen sie ihr nur auf die Nerven und ließen in ihr den Wunsch nach Slashs Pfählungskünsten wach werden. Es gab Augenblicke, in denen würde sie Roberto liebend gern wie einen Kebab aufspießen.
»Na schön. Du liebst mich. Willst du mir sonst noch etwas sagen, bevor du gehst?«
Er ließ die Hand sinken und hörte mit dem Süßholzraspeln auf. »Hast du mit meiner Tochter gesprochen? Ist das Baby schon da?«
Immer wenn sie glaubte, sie hätte die Oberhand gewonnen, schaffte er es auf brillante Art, ihr den Boden unter den Füßen wegzuziehen. Es tat höllisch weh zu wissen, dass er eine Tochter hatte, die er in einem Augenblick egoistischer Lust in den Siebzigern hinter der Bühne eines Striplokals gezeugt hatte, während Gwenna selbst niemals mehr Mutter werden würde.
»Es steht mir nicht zu, mit dir über Brittany oder ihr Baby zu sprechen.«
Roberto schaute sie finster an. »Sag mir einfach, ob es ihr gut geht.«
»Ja. Es geht ihr gut.«
»Und am Freitag hat sie den
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