Velten & Marcks - Mordfall Tina Hofer (German Edition)
mit einem ihrer Vornamen öffnen können.“
Katja winkte träge ab: „Auf diese Idee bin ich auch schon gekommen. Auf Dubois’ Homepage, die übrigens seit dem letzten Wahlkampf unverändert im Netz herumliegt, habe ich erfahren, dass nur seine älteste Tochter Jessica damals schon geboren war. Ich habe das Passwort Jessica in allen möglichen Schreibweisen eingegeben, klein und groß, mit und ohne Geburtsdatum, richtig und verkehrt herum geschrieben und so weiter und so fort. Es hat nicht funktioniert.“
„Scheiße!“, entfuhr es Velten. „Ich bin hundertprozentig davon überzeugt, dass diese Datei der Schlüssel ist, der uns zum Mörder führt.“
„Gut möglich. Sie muss wichtig sein, sonst hätte Tina sie nicht gesichert. Aber bis auf weiteres kommen wir nicht an sie heran.“
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Ferdi Bauer schenkte seinen Gästen Tee ein: „Was verschafft mir das Vergnügen eines erneuten Gesprächs mit dem Morgenkurier ?“ In dem Blick, mit dem er die beiden Journalisten musterte, glaubte Velten eine Spur Misstrauen zu erkennen. Wie alle Menschen, die jahrzehntelang in der Politik tätig waren, verfügte auch der Umweltaktivist über feine Antennen für drohendes Ungemach.
„Danke, dass Sie sich Zeit für uns nehmen. Es gibt neue Informationen zum Erdrutsch an der Pfaffenwiese , die wir gerne mit Ihnen erörtern würden.“
„Ich habe Ihren Kommentar gelesen und bin sehr froh, dass Sie eine kritischere Position zu den Machenschaften der Stadt einnehmen als seinerzeit Alf Kuntz.“
Velten ging über das Lob hinweg: „Als wir vor wenigen Tagen darüber sprachen, dass der Erdrutsch die Überreste eines Menschen freigelegt hatte, schienen sie keinen Zusammenhang zwischen der Leiche und dem Projekt Pfaffenwiese zu sehen“
Bauer nahm einen Schluck Tee und beäugte Velten über den Tassenrand hinweg: „Das stimmt.“
„Würden Sie Ihre Meinung ändern, wenn ich Ihnen sage, dass es sich bei der Toten um Tina Hofer handelt?“
Er setzte die Tasse so abrupt ab, dass das Porzellan schepperte: „Mein Gott, ist das wirklich wahr?“ Bauer wirkte ehrlich bestürzt.
„Sind Sie davon wirklich überrascht?“, fragte Katja. „Wir wissen, dass Sie damals mehrfach mit ihr gesprochen haben.“
Bauer griff sich unwillkürlich in seinen Rauschebart und ließ ihn durch seine Hand gleiten. Es war ihm anzusehen, dass seine Anspannung wuchs. „Sie hat sich sehr für die ökologischen Auswirkungen des Industrieparks interessiert und hatte unendlich viele Fragen. Ich war natürlich froh, eine Ansprechpartnerin beim Kurier gefunden zu haben, die nicht nur Jubelartikel über die Pfaffenwiese schreiben wollte. Ich sah die Chance, die Öffentlichkeit auf die Umweltprobleme und die Planungsmängel hinzuweisen.“
„Das ist natürlich nachvollziehbar“, gab sich Katja verständnisvoll. „Wie oft und wo haben Sie Tina Hofer getroffen?“ Sie hielt mit ihrem Wissen um die enge Beziehung des Politikers zu der Toten noch hinter dem Berg, um Bauers Aufrichtigkeit auf die Probe zu stellen.
Er tappte in ihre Falle: „Mein Gott, das ist alles schon so lange her. Drei-, vielleicht auch viermal. Ich weiß es wirklich nicht mehr. Wir sprachen hier in diesem Büro miteinander und waren auch draußen, um uns das Gelände anzusehen.“
Katja tat, als würde sie eine Information in ihrem Computer suchen: „Wir wissen von mindestens vier Gesprächen und zusätzlich drei Ortsbegehungen.“
„Doch so oft? Wie gesagt, Frau Marcks, das ist alles schon endlos lange her. Wissen Sie noch, was sie vor zwanzig Jahren gemacht haben?“
„Ja, ich war in der Grundschule.“
Velten übernahm das Gespräch: „Wie würden Sie Ihr Verhältnis zu Tina Hofer beschreiben?“
„Wie ich schon sagte, waren wir in gewisser Weise aufeinander angewiesen. Sie wollte unbedingt verstehen, wer in Waldenthal an den maßgeblichen Strippen zog, und ich hatte natürlich ein Interesse daran, meine Anliegen in die Zeitung zu bringen.“ Bauer strich sich erneut versonnen durch den grauen Bart. „Sie war eine sehr engagierte Journalistin und ernsthaft daran interessiert, hinter die Kulissen des Politikbetriebs in unserer Stadt zu schauen. Sie unterschied sich damit angenehm von Leuten wie Alf Kuntz, denen längst jede professionelle Distanz zu den Entscheidern in den Parteien und im Rathaus abhandengekommen war.“
„Herr Bauer, Ihre Distanz zu Tina Hofer verringerte sich damals auch zusehends. Warum erzählen Sie uns nicht, was wirklich zwischen
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