Velvet Haven - Pforten der Finsternis - Renwick, S: Velvet Haven - Pforten der Finsternis - Mists of Velvet - The Immortals of Annwyn Book Two
ehe er auf die Baumgruppe hinter ihnen deutete. »Ein Pfad der Tränen.«
Bran betrachtete den Engel und Rhys schien langsam zu begreifen. »Der Friedhof liegt jenseits dieser Bäume.«
»Und wo ein Friedhof ist, da sind auch Statuen.«
Alle eilten weiter, alle bis auf Rhys und Bronwnn, die oben auf dem Hügel standen und sich gegenseitig festhielten. Still betrachteten sie die Kapelle und warteten darauf, dass Keir endlich herauskam.
Als Rhys auffiel, dass kleine weiße Schmetterlinge um sie herum kreisten, wusste er, dass etwas geschehen war. Er hörte, wie Bronwnn neben ihm scharf Luft holte.
»Dealan-de«, wisperte sie. »Schmetterlinge. Die Seelen der Toten und die Hüter der Macht. Wo Schmetterlinge sind, geschieht dir kein Leid.«
Und Rhys wusste, dass dies die Wahrheit war. Schmetterlinge waren die Seelen der Toten. Rowan war von ihnen gegangen, und Keirs Schmerz zerriss ihn innerlich, ließ ihn taumeln.
In der Ferne hörte er Brans Triumphgeschrei. Carden war gefunden worden. Doch die Freude war nur von kurzer Dauer, denn mit einem Mal überkam Rhys die Gier des Schattengeists nach Rache. Die Wut schwappte über ihn hinweg und zwang ihn in die Knie. Bronwnn schrie auf und umarmte ihn. Keir aber hatte niemanden, der ihn festhielt; niemanden, der ihm Trost spendete, da Rowan nun tot in seinen Armen lag.
19
R hys starrte aus dem Fenster in den mondbeschienenen Garten. Es war nun zwei Wochen her, seit sie Carden gefunden hatten, doch er war immer noch von dem Fluch beherrscht und in Stein eingeschlossen. Zwei Wochen waren seit Rowans Tod vergangen, und Keir sperrte sich seither in seinem Zimmer ein und wollte niemanden sehen.
»Du musst etwas essen«, flüsterte Bronwnn, als sie von hinten an ihn herantrat und die Arme um ihn schlang.
Er nahm sie bei den Händen und drückte einen Kuss auf ihre Knöchel. »Das werde ich.«
»Du machst dir Sorgen um den Schattengeist.«
»Ich hasse es, ihn so zu sehen.«
»Das musst du nicht.«
Cailleach hatte ihn mittlerweile von seinem Fluch befreit, und so wurde das Band zwischen ihm und Keir getrennt. Doch auch wenn die Verbindung zwischen ihnen langsam verblasste, konnte Rhys immer noch Keirs Gedanken vernehmen und seinen Schmerz spüren. Er war allein in diesem Zimmer, weigerte sich, irgendjemanden zu sehen – nicht einmal seinen besten Freund.
»Geh zu ihm«, sagte sie leise.
Er schloss die Augen und dachte darüber nach, wie er Keirs Schmerz lindern konnte.
»Geh«, ermutigte sie ihn. »Ich werde hier sein, wenn du zurückkehrst.«
»Ich bleibe nicht lange weg.«
Sie küsste ihn und fuhr ihm mit der Hand durchs Haar. »Hab Geduld mit ihm. Der Verlust eines Anam Cara heilt nicht von heute auf morgen.«
Er nickte und verließ ihr gemeinsames Schlafzimmer in Brans Schloss, dann ging er den Flur hinunter. Vor Keirs Kammer angekommen, begann Rhys’ Nase zu brennen, als ihm der beißende Gestank von Rauch entgegenschlug, der unter der Tür durchdrang. Keir hatte es mit dem Weihrauch wohl etwas übertrieben. Er führte Tag und Nacht Rituale durch, um mit Rowan in Verbindung zu treten. Rhys hatte seine Verzweiflung und seinen Ärger aufgrund des ausbleibenden Erfolges gespürt.
Er klopfte gegen das Holz der Tür.
»Ich versuche zu schlafen«, ließ sich eine tiefe Stimme von drinnen vernehmen.
»Ich bin’s.«
»Ja, ich weiß. Und ich will trotzdem schlafen. Heb dir das für morgen früh auf.«
Rhys ignorierte den Sarkasmus in seiner Stimme und drehte am Türknauf, doch als er die Tür öffnete, schlug ihm eine Rauchwolke entgegen. Keir saß auf dem Bett, splitternackt, er hatte sich gegen das Kopfende des Bettes gelehnt und ein Knie angewinkelt. Neben ihm lag unter dem Laken eine Frau mit einem leuchtend roten Haarschopf. Rhys kannte dieses Haar. Es war Abby, die Kellnerin aus seinem Club.
Sein Blick huschte von der schlafenden Frau zu Keir zurück, der gerade den Stummel einer Zigarette im Aschenbecher ausdrückte.
»Wie kommt sie hierher?«
»Sayer hat sie verzaubert. Sie wird sich an nichts erinnern.«
»Sie könnte für Komplikationen sorgen, das passt uns im Augenblick aber gar nicht.«
Keir wischte sich mit den Händen über das Gesicht. »Ich brauchte eben eine Frau.«
»Du magst sie doch noch nicht mal besonders.«
Keir sah ihn durchdringend an. »Aber sie mag mich, und das haben wir ja wohl alle ab und zu nötig, nicht wahr, dass uns jemand begehrt? Und außerdem fickt sie gut, das muss man ihr lassen.«
»Ach ja, und was willst du
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