Velvet Haven - Pforten der Finsternis - Renwick, S: Velvet Haven - Pforten der Finsternis - Mists of Velvet - The Immortals of Annwyn Book Two
und Rhys war klar, was jetzt kam. Keir würde ihre Erinnerungen säubern. Sie würde sich an nicht viel mehr erinnern als an die Tatsache, dass sie mit Rhys nach oben gegangen war. Keiner von ihnen wollte, dass sich die Frau an das erinnerte, was zwischen ihnen vorgefallen war. Das war etwas Persönliches, ein privater Ausdruck der Verbindung, die zwischen ihnen bestand.
»Du wirst dich an einen von uns erinnern. Nicht an beide. Und schon gar nicht an uns zusammen.«
Sie nickte, ihr Blick war verschleiert. »Ja.«
Keirs silbrige Augen blitzten auf, dann löste er sich von ihr. »Danke«, sagte er, während er ihr half, sich aufzurichten. »Du warst einfach großartig.«
Keir warf Rhys ein Lächeln zu, dann wandte er sich um und kleidete sich an. Rhys beobachtete ihn dabei und spürte, wie ihm ein eisiger Schauer über den Rücken kroch. Als er noch jünger gewesen war, hätte er sich nichts Besseres vorstellen können, als einen so heißen, anonymen, völlig versauten Sex. Er hatte es geliebt. Jetzt aber war er hinterher immer vollkommen leer. Diese Frau hatte keinen von ihnen begehrt – zumindest nicht richtig. Sie war scharf auf Sex gewesen, der Dreier hatte sie gereizt; sie war neugierig gewesen auf die Erfahrung, zwei Typen zu beobachten, wie sie es miteinander trieben.
Doch es war nichts weiter gewesen als das pure sexuelle Verlangen. Sie wollte nichts über sie wissen oder irgendeine Beziehung zu ihnen eingehen, abgesehen von der rein körperlichen.
Keir warf ihm einen Blick über die Schulter zu, und sein Ausdruck verriet, dass er ähnlich empfand.
»Du bist am Leben, ich bin am Leben. Viel mehr haben wir nicht zu erwarten.«
Keir verließ das Zimmer, und die Frau, die sich soeben den Rock hochgezogen hatte, sah zu ihm auf. »Mist, ich befürchte, du hast ihn zerrissen.«
Rhys ging zum Schrank und holte ein Paar Jeans heraus. »Was anderes hab ich nicht.«
Sie griff sich die Hose und warf das Haar über die Schulter zurück. »Also, ich muss dann mal nach unten, meine Freunde warten.«
»Klar.«
»Sehen wir uns wieder?«
»Sicher.«
Er sah zu, wie sie in die Jeans schlüpfte, die ihr natürlich zu groß waren, dann folgte er ihr zur Tür hinaus. Als sie schon die Treppe hinunterstieg, trat Keir aus den Schatten.
»Ich schließ heut Abend zu.«
Rhys warf dem Schattengeist einen Blick zu. »Hat es dir gereicht?«
»Muss es ja. Ihr hat es gefallen. Sie ist schon unten und erzählt ihren Freunden, was für ein Hengst du doch bist.«
Rhys streckte die Hand nach Keir aus. »Du hast dabei an Rowan gedacht. Als du gekommen bist.«
Der Schattengeist nickte, dann wandte er den Blick ab. »Ich konnte nicht anders. Du hast sie in meinen Gedanken gesehen.«
»Ich habe versucht, mich dagegen zu wehren, doch es war einfach zu schwer. Du hast eine lebendige Vorstellungskraft.«
Keir winselte. »Ich weiß. Das bringt mich nachts manchmal zur Verzweiflung.«
»Du solltest zu ihr gehen.«
»Nein.« Keir fuhr sich mit der Hand durchs Haar. »Sie ist viel zu gut für mich. Du hast mich doch selbst da drinnen erlebt. Ich bin ein wildes Tier, Rowan hingegen braucht jemanden, der zärtlich und sanft ist. Niemanden, der sie an ihre Vergangenheit erinnert. Ich würde … sie unbedingt für mich haben wollen, wenn ich bei ihr wäre. Hart und heftig. Ich würde sie besitzen wollen, über sie bestimmen und verfügen, und das würde sie nur verstören.«
Rhys war klar, dass es ein aussichtsloser Kampf war.
Keir würde sich nicht in ihre Nähe wagen, und erst recht nicht jetzt, da ihrer beider Erinnerung an diese Frau noch so frisch war. Wenn Keir keine Nahrung benötigt hätte, hätte er sich heute Abend auch nicht zu ihm und dieser Frau gesellt. Für Keir war es dabei ums nackte Überleben gegangen. Und vielleicht war es für ihn selbst nicht so viel anders gewesen.
5
S onnenlicht drang durch das Buntglasfenster im Frühstücksraum. Es war neun Uhr, Rhys war allein – wieder einmal. Der Schattengeist war schon vor Sonnenaufgang aufgebrochen, doch Rhys hatte mitbekommen, wie er seine Gestalt veränderte, als Schatten über den Boden gekrochen und unter der Tür hindurch entschwunden war. Er war immer noch nicht zurück. Rhys wollte sich keine Gedanken über ihn machen. Der Geist war gut genährt worden, seine magischen Reserven waren wieder aufgestockt. Er konnte nun auf sich selbst achtgeben, genau wie Rhys auf sich allein aufzupassen vermochte.
Stirnrunzelnd griff er nach der Schachtel mit den Cornflakes.
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