Velvet Haven - Pforten der Finsternis - Renwick, S: Velvet Haven - Pforten der Finsternis - Mists of Velvet - The Immortals of Annwyn Book Two
Offensichtlich waren sie beide denkbar schlechter Laune.
»Die Milch schlürfen. Das ist so was von nervtötend.«
Rhys löffelte beherzt eine Ladung Fruit Loops auf. »Was hast du denn heute Morgen für ein Problem?«
»Nichts.«
Rhys knurrte, während er sein Frühstück in sich hineinschlang. Keir und seine Stimmungsschwankungen waren langsam nicht mehr zu ertragen. Seit Wochen schon versuchte er ihm den nötigen Freiraum zu gewähren, damit er sich um Rowan kümmern und sich mit ihrem Schicksal abfinden konnte.
Doch es funktionierte einfach nicht. Keir wurde nur immer mürrischer und zog sich mehr und mehr vor ihm zurück.
»Mir geht’s gut«, sagte Keir mürrisch, da er seine Gedanken
offensichtlich gehört hatte. »Du hast mir ausreichend Energie für einen Monat verliehen.«
Dass sein Freund auf die Frau und den heißen Sex von gestern Nacht anspielte, hätte ihm eigentlich ein paar angenehme Erinnerungen bescheren müssen. Doch stattdessen dachte er immer wieder an sie – die Göttin aus seinen Träumen. Rhys fühlte, dass sein Schwanz schon wieder steif wurde, was ihn ächzen ließ. Er leerte die Schachtel Fruit Loops in die Schüssel und aß, wobei er sich alle Mühe gab, nicht an sie – oder überhaupt an Sex – zu denken.
»Also, willst du mir jetzt vielleicht verraten, was los ist?«, fragte er Keir, der angestrengt in die Tasse mit schwarzem Kaffee starrte. »Du bist früh weggegangen heute Morgen und dann auch noch in deiner Schattengestalt. Das sagt mir, dass ich nicht mitkriegen sollte, wie du verschwindest.«
»Du weißt genau, was los ist.«
»Ich weiß, dass es etwas mit Rowan zu tun hat, aber da ist noch etwas anderes, das du vor mir verheimlichst.«
Keir zuckte mit der Schulter. »Bran hat mich zu einem seiner neun Krieger ernannt.«
Rhys fuchtelte mit dem Löffel herum. »Zu spät. Das hab ich längst rausgefunden. Ich bin zwar ein Sterblicher, aber nicht auf den Kopf gefallen. Also, jetzt sag schon, was du wirklich vor mir verbirgst. Und lüg mich bloß nicht an. Du weißt, wir sind eins.«
»Es wäre besser, wenn du nicht alles wüsstest …«
»Wenn du damit andeuten willst, dass es besser für mich wäre, eben weil ich sterblich bin, dann kannst du dich auf eine Tracht Prügel gefasst machen. Ich hab es nämlich langsam richtig satt, ständig wie ein kleines Kind behandelt zu werden.«
»So hab ich dich noch nie erlebt«, warf ihm Keir vor, »so verärgert wegen dem, was du bist.«
»Na ja, bis jetzt habe ich mich auch nicht dafür schämen müssen, dass ich ein Mensch bin. Du weißt, dass ich in meiner Welt als harter Kerl gelte. In deiner hingegen … da werde ich wie ein verwelktes Blümchen behandelt, und das macht mich allmählich verdammt sauer.«
»Ich werde mit Bran reden. Doch ich schätze, die Antwort kennst du längst.«
»Sag mir nur eins – ist es Rache? Du weißt schon, will er sich durch mich an Daegan rächen, nach all der Zeit?«
Keir schüttelte den Kopf. »Bran hat sich mit seinem Schicksal längst abgefunden. Als Daegan abdankte und Bran den Thron der Sidhe überließ, da war er wütend. Doch er hatte Jahrhunderte Zeit, um sich mit seiner Rolle als König anzufreunden.«
»Gut, aber was ist es dann? Liegt es daran, dass ich keine Kräfte besitze? Hält er mich für einen völligen Idioten, der seine Pläne durchkreuzen könnte?«
»Ich kann zwar nicht für den König sprechen, doch ich vermute, dass es an dem Fluch liegt, den Cailleach den männlichen Nachfahren Daegans auferlegt hat. Bran will es sich ersparen, sich auch noch um dich zu sorgen und dich vor der Göttin beschützen zu müssen.«
»Das war auch meine Vermutung. Er glaubt, er müsse den Babysitter für mich spielen. Aber ich komm ganz gut allein klar.«
»Die Dunklen Zeiten zehren Annwyn bereits auf. Überall lauert Gefahr, selbst diejenigen sind bedroht, die schon immer dort leben. Scheinbar sichere Häfen sind nicht länger sicher. Wenn selbst die Unsterblichen nicht mehr wissen,
wo sie sich vor diesem Magier verbergen können, wie kannst du dann hoffen zu überleben, wenn du dich vor ihm und vor Cailleach verstecken musst? Das ist alles andere als sicher, Rhys.«
Er spürte, wie seine Schläfen pochten. Er wusste nicht, was es war, doch er verspürte das überwältigende Verlangen, sich zu beweisen, nicht nur Keir und Bran gegenüber, sondern ganz Annwyn; er wollte der Anderwelt zeigen, dass auch er dazugehörte.
»Niemand stellt deine Fähigkeit zu kämpfen in Zweifel,
Weitere Kostenlose Bücher