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Venedig sehen und stehlen

Venedig sehen und stehlen

Titel: Venedig sehen und stehlen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Krischan Koch
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Krankenhaus. Und jetzt dieser Besuch! Freunde aus Venedig? Wer denn, bitte schön? Hoffentlich nicht Giovanni-Dieter Poschmeier!
     
    Er war es nicht! Stattdessen standen Britt Benning und Beat Burger nachmittags bei ihnen vor der Tür. Harry war erleichtert, und Britt fiel Zoe und ihm gleich überschwänglich um den Hals und kommentierte Zoes dicken Bauch mit einem Zucken der Augenbrauen.
    »Wann ist es denn so weit?«
    »Silvester ist der errechnete Termin.«
    »Wie aufregend.« Britt Benning stieß einen hysterischen Lacher aus. »Wir haben das in Venedig ja alle schon geahnt.«
    Britt hatte eiskalte Wangen und eine riesige Pelzmütze auf dem Kopf, als käme sie gerade vom Set von »Doktor Schiwago«.
    »Beat meinte, wir sollten die Weihnachtseinkäufe dieses Jahr in Manhattan machen, ist das nicht eine romantische Idee?«
    Draußen trieb der Wind vom Atlantik dicke nasse Schneeflocken über den Prospect Park. Die große rote Einkaufstüte von Macy’s, die Britt dabeihatte, war schon ganz aufgeweicht.
    »Und dann überfallen wir Harry und Zoe, habe ich zu Britt gesagt.« Beat lachte. Auch Beat hatte eine Fellmütze auf dem Kopf und lachte freundlich, mit knallroten Ohren, die unter der Mütze hervorschauten.
    Britt und Beat machten nicht den Eindruck, als brächten sie schlechte Nachrichten, beruhigte sich Harry. Aber man musste vorsichtig sein.
    »Wie geht es denn den ›Amici dei musei‹?«, fragte Zoe.
    »Wir haben gerade ein neues Mitglied bekommen, oder? Auch eine Amerikanerin. Sie lebt seit Kurzem in Venedig und hat gerade ihren ersten Kriminalroman geschrieben. Da geht es um einen deutschen Dirigenten, der tot im Teatro La Fenice aufgefunden wird«, berichtete Beat, »sehr erfolgreich, die Dame.«
    Harry brühte frischen Kaffee auf, und Zoe servierte etwas missratene selbst gemachte Weihnachtskekse. Sie saßen noch gar nicht, da platzte es aus Britt heraus.
    »Wir müssen euch etwas erzählen! Oder wisst ihr es vielleicht schon?«
    »Keine Ahnung, nein.« Harry und Zoe wurden hellhörig.
    »Ihr glaubt es nicht, aber die Polizei hat unseren Hans-Dieter verhaftet.«
    Britt machte eine Pause, um die Wirkung des Gesagten zu verstärken. Über ihre Augenbrauen lief ein Gewitter von Zuckungen, und Zoe hielt sich unwillkürlich ihren Bauch. »Man hat bei ihm das gestohlene Gemälde aus dem Guggenheim gefunden, zwischen Plakatrollen vom venezianischen Karneval. Der Miró steckte in einer Plastikrolle aus dem Museum zusammen mit einer roten Kröte aus Giovanni-Dieters Sammlung.«
    »This is unbelievable! « Zoe spielte ihr Erstaunen absolut echt.
    »Dabei mochte er Miró gar nicht«, konstatierte Beat kühl. »Es war doch ein Miró, Britt? Oder?«
    »Und was ist mit … ähh … F-Francesca?«, fragte Harry zögernd.
    »Jetzt kommt es. Das Beste wisst ihr nämlich noch gar nicht.« Die ehemalige Schauspielerin war voll in ihrem Element. »Hans-Dieter soll den Diebstahl zusammen mit Francesca begangen haben und anschließend hat er sie angeblich umgebracht.«
    »Giovanni-Dieter?!«, rief Harry, jetzt mit echtem Entsetzen.
    »Unglaublich, oder?« Hier in New York klang Beat besonders schwyzerisch. »Jugendliche haben ihren Leichnam auf einer Insel vor Venedig gefunden. In einem stillgelegten Lungensanatorium auf Sacca Sessola.«
    »Eigentlich wundert es mich nicht. Hans-Dieter und Francesca waren sich immer spinnefeind, ihr habt das ja selbst erlebt. Und sie hat ihn erpresst. Die Polizei hat, glaube ich, ein Telegramm in ihrer Wohnung gefunden, aus dem das hervorgeht, außerdem ziemlich eindeutige Fotos von Hans-Dieter und seinem Roberto.« Britt genoss die Wirkung ihrer Worte auf Harry und Zoe. »Aber heimlich hat sie ihn wohl immer noch geliebt. Dieser Privatkrieg zwischen den beiden, alles nur ein großes Theater!«
    »Nicht einmal Britt hat es gemerkt. Oder?«, lächelte Beat.
    »Sie soll für ihn wohl auch einen Mord begangen haben, an diesem Grundstücksspekulanten auf der Giudecca.«
    »Carlo Materazzi.« Im Gegensatz zu seiner Frau behielt Beat seinen ruhigen freundlich Ton bei, so als würde er von einer neuen Weinentdeckung erzählen. »Sein Tod hat mich diese schöne Werft auf der Giudecca gekostet. Ich war mit Signor Materazzi schon handelseinig. Nur waren Giovanni und Franca damit nicht einverstanden. Und der Erbe will jetzt gar nicht mehr verkaufen.«
    »Eine Wahnsinnsgeschichte.« Britt wärmte ihre Hände an dem heißen Kaffeebecher. »Sein kleiner Roberto war ganz aus dem Häuschen, als sie

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