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Venetia und der Wuestling

Venetia und der Wuestling

Titel: Venetia und der Wuestling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georgette Heyer
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entschlossen an, ihre Niedergeschlagenheit zu überwinden, und verlangte von Venetia einen Bericht über die Ereignisse in Undershaw. Freilich ließ sie sich von der komischen Seite nicht täuschen, die Venetia sorgfältig herausarbeitete, sondern rückte mit ihrer Meinung über Mrs. Scorriers Verhalten ungewohnt offenherzig heraus und beschwor Venetia, sollte diese Kreatur beleidigend werden, unverzüglich ihre Koffer zu packen und sofort nach Ebbersley überzusiedeln.
    „Natürlich werde ich Lady Lanyon einen Brautbesuch machen", sagte sie würdevoll.
    „Bitte, meine Liebe, übermittle ihr meine Empfehlungen, und erkläre ihr, dass ich gegenwärtig wegen der Krankheitsfälle in meinem Haus verhindert bin, mir das Vergnügen ihrer Bekanntschaft zu verschaffen. Würdest du es glauben, Venetia?
    Gerade heute hat sogar die Köchin einen Ausschlag bekommen!"
    In dieser Katastrophenstimmung trennten sie sich. Aber erst nachdem Lady Denny Venetia zum Abschied nachgewunken hatte, erkannte sie, dass ihre bedrückenden eigenen Kümmernisse jeden Gedanken an Venetias unglückliches tendre für Damerei verdrängt hatten. Sie erinnerte sich nun, dass der strahlende Ausdruck des lieblichen Gesichts verschwunden war, und obwohl ihr die Ursache leidtat, konnte sie nur hoffen, dass die Betörung, die das Mädchen hatte erglühen lassen, ebenso kurz wie heftig gewesen war. Sosehr sie wünschte, Venetias gegenwärtiges Unglücklichsein zu erleichtern, hätte sie das Wissen entsetzt, dass nur die Gegenwart dieses gefährlichen Wüstlings in der Gegend Venetia instand setzte, ihre Prüfungen mit lächelnder Stärke zu ertragen.
    Wenn Venetia mit ihm beisammen war, schrumpften selbst die höchst erbitternden Ärgernisse zu einer Kleinigkeit zusammen. Wenn sie ihm Mrs. Scorriers neueste Attacke auf ihre Stellung erzählte, erkannte sie sofort, wie komisch das war. Sie fand es ebenso natürlich, sich ihm anzuvertrauen wie Aubrey, und in ihrer gegenwärtigen Lage sogar viel weniger gefährlich, denn Aubrey war reif zum Mord. Damerei zu bitten nicht zu verraten, was immer sie ihm erzählte, noch ihm zu erklären, was hinter einer schlecht formulierten Äußerung lag, war ebenso wenig nötig wie Aubrey.
    Eines Spätnachmittags fand Damerei sie allein in der Bibliothek an Aubreys Schreibtisch sitzen. Sie schrieb nicht, sondern saß nur da, die Hände lagen fest verschlungen auf der Tischplatte, und sie starrte sie mit gerunzelten Brauen tief versunken an. Zuerst merkte sie gar nicht, dass sich die Tür öffnete, so versponnen war sie in ihre Träumerei, aber nach einigen Augenblicken schaute sie auf, als hätte sie den prüfenden Blick, der auf sie gerichtet war, gespürt, und als sie Damerei auf der Schwelle erblickte, stieß sie einen überraschten Ruf aus, ihre Stirn glättete sich, und ein Lächeln erhellte ihre Augen. Sie hatte ihn nicht erwartet, denn im Allgemeinen kam er nur vormittags nach Undershaw, und sie sagte daher, als sie aufstand und auf ihn zuging: „Sie, mein lieber Freund! Ach, ich bin ja so froh, Sie zu sehen! Ich habe Gespenster gesehen und brauche Sie so sehr, damit wir sie miteinander weglachen! Was führt Sie zu uns? Ich habe Sie heute nicht erwartet, denn ich erinnere mich, dass Sie mir sagten, Sie würden mit geschäftlichen Angelegenheiten beschäftigt sein!"
    Er zeigte keine Neigung zu lachen, sondern antwortete ziemlich rau: „Sie sind es, was mich herführt! Was ist los, mein liebes Entzücken?"
    Sie seufzte ganz leicht, schüttelte aber den Kopf und schaute lächelnd zu ihm auf.
    „Vielleicht nur eine leichte nervöse Gereiztheit. Lassen wir's! Jetzt ist es schon besser."
    „Ich lasse es aber nicht." Er hatte ihre beiden Hände festgehalten, ließ aber eine los und strich ihr mit einem Finger leicht über die Stirn. „Sie dürfen die Stirn nicht runzeln, Venetia! Jedenfalls nicht in meiner Anwesenheit."
    „Schön, ich werde es nicht mehr tun!", sagte sie gehorsam. „Streichen Sie es weg, Dummer?"
    „Ich wollte, ich könnte es! Was ist denn geschehen, dass Sie Gespenster sehen?"
    „Nichts, was der Mühe wert wäre, Ihnen erzählt zu werden, oder zumindest etwas so Banales, dass es todlangweilig ist! Ein Kampf der Königinnen mit Mrs. Gurnard, dem ich in bebendem Entsetzen entfloh; Ursache des Streites: eine Beschwerde über das Wäschermädchen. Vollkommen gerecht, vermutlich, aber das elende Mädchen ist niemand Geringeres als Mrs. Gurnards Nichte!"
    „Ein Treffen homerischer Größe. Sie hätten

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