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Venetia und der Wuestling

Venetia und der Wuestling

Titel: Venetia und der Wuestling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georgette Heyer
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würde nicht gespürt werden, trug nur dazu bei, ihre Abreise zu beschleunigen.
    Ein Verlust war es wirklich nicht, denn Charlotte waren die Aufmerksamkeiten Nurses bei Weitem lieber, von der sie zwar gescholten und tyrannisiert wurde, die aber warm an ihrem Wohlergehen interessiert war, genau wusste, was sie für sie tun konnte, wenn sich Charlotte zappelig fühlte, und die Stunden damit verbrachte, von Conway zu sprechen oder die Zukunft von Conways Sohn mit ihr zu diskutieren.
    Charlotte war nie so glücklich, wie wenn sie in ihrem Zimmer lag, Nurse mit einer Näherei beim Kamin und die Tür gegen Eindringlinge verschlossen. Nurse verschwendete keine Sympathien und kein Mitgefühl an nervöse Zweifel noch Anfalle von Depression. Sie sagte: „Jetzt aber Schluss mit dem Unsinn, Mylady!" und: „Setzen Sie schön Ihr Vertrauen in den Allmächtigen, Mylady, und tun Sie, was Nurse sagt, dann brauchen Sie überhaupt nicht nervös zu sein." Aber Nurse grub auch Conways Taufkleid aus und alle seine Häubchen und Röckchen, die Aubreys Kinderzeit überlebt hatten, und machte gemütlich Pläne für das Neutapezieren der Kinderzimmer. Sie sagte Charlotte, sie solle sich auch nicht über die erschreckende Säuglingsschwester aufregen, die sich Mrs. Scorrier schon in London hatte kommen lassen, weil sie, Nurse, von einer sehr anständigen Person wusste, „die in York lebte", und was den Geburtshelfer betraf, so wolle sie kein Gerede mehr über irgendwelche Dr. Knightons - wer immer das sein mochte - hören, weil Dr. Cornworthy, ebenfalls aus York, genauso vielen Babys in die Welt geholfen hatte wie jeder großartige Londoner Geburtshelfer, und sehr wahrscheinlich noch mehr; und jedenfalls würde Ihre Gnaden wohl Nurse zutrauen, dass sie wisse, was das Beste für sie sei, und solle sich lieber eifrig damit beschäftigen, ein Häubchen für den Erben zu sticken.
    Unter dieser stählenden Behandlung lebte Charlotte auf, nur um durch den nervösen Druck wieder zurückgeworfen zu werden, den ihre Mama auf sie ausübte, entschlossen, die Oberhand über Venetia zu gewinnen. Charlotte lebte in einer krankhaften Angst vor einer Szene, wie sie sie am meisten fürchtete. Und nach einem Abend mehr als üblicher Spannung musste Nurse sie scheltend von einem Anfall leichter Hysterie erlösen. Diese Episode führte Nurse dazu, Mrs. Scorrier streng zur Ordnung zu rufen; und da ihre Moralpredigt auch die Information enthielt, dass ein Stück trocken Brot und Ruhe besser als ein Haus voller Opfer und Zank seien, überraschte es kaum, dass alles in einem hitzigen Scharmützel endete.
    Mrs. Scorrier, die ohnehin schon auf Nurses Einfluss auf Charlotte eifersüchtig war, sagte ihr mit einem mehr drohenden als liebenswürdigen Lächeln, es würde ihr äußerst leidtun, falls sie ihrer Tochter empfehlen müsste, sie, Nurse, von Undershaw wegzuschicken. Sie beabsichtigte zwar nicht wirklich, einen solchen Versuch zu machen, denn sie wusste sehr wohl, dass alte und treue Dienstboten nicht entlassen werden konnten, wie irritierend auch immer sie sich benahmen. Sie äußerte die Drohung nur in der Hoffnung, Nurse einzuschüchtern, aber die einzige Wirkung war die, Nurse eine Gelegenheit zu liefern, sie in die Kenntnis einer Tatsache zu setzen, die es ihr fast unmöglich machte, Venetia nachher selbst mit auch nur dem Anschein von Höflichkeit zu begegnen.
    „Na, ich möchte eigentlich meinen, Sie sollten das lassen, Ma'am!", sagte Nurse.
    „Wie sollte es einen Sinn haben, Ihre Gnaden damit zu quälen, etwas zu tun, wozu sie keine Macht hat, und es auch gar nicht täte, selbst wenn sie könnte?" Sie sah mit grimmiger Genugtuung, wie Mrs. Scorriers Gesicht starr wurde, und ließ einen Kinnhaken los. „Es ist nämlich Miss Veneria, die die Herrin von Undershaw ist, Ma'am, wie selbst das Abwaschmädchen sehr gut weiß, und Miss Vcnetia hat ein Anwaltsdokument mit einem Siegel drauf und von Sir Conway unterzeichnet, als Beweis."
    Da Conway es versäumt hatte, seiner Schwiegermutter zu sagen, dass er Veneria Generalvollmacht gegeben hatte, und sie selbst unerklärlicherweise die Wahrscheinlichkeit nie in Betracht gezogen hatte, dass er so etwas getan haben könnte, erfüllte sie diese Enthüllung mit einer Wut, umso heftiger, je hilfloser sie war. Das Einzige, was sie sich als unmittelbare Rache ausdenken konnte, war, Charlotte noch am gleichen Abend beim Dinner vorzuschlagen, sie solle doch die Bibliothek zu ihrer eigenen Benützung bestimmen, weil es

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