Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Venetia und der Wuestling

Venetia und der Wuestling

Titel: Venetia und der Wuestling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georgette Heyer
Vom Netzwerk:
nicht", gestand er. „Außerdem sehe ich keinen Sinn darin - er könnte es mir ja doch nicht sagen, selbst wenn er es vorhätte, dass er dich verführen will, und jedenfalls, was für eine verdrehte Vorstellung! Denn als ich Nurse loswerden wollte, sagte er, sie müsse in der Priory bleiben, um die Anstandsdame für dich zu spielen! Ich habe nie viel von den Geschichten gehalten, die die Leute über ihn erzählten, aber ich möchte fast behaupten, sie sind nicht wahr. Jedenfalls weißt du wahrscheinlich mehr darüber als ich, und wenn du dich nicht um sie kümmerst, warum sollte ich es dann?"
    Sie hatten inzwischen das Tor passiert und rollten durch die Allee, die sich durch den Park schlängelte. Venetia sagte: „Ich weiß nicht, warum sich überhaupt jemand darum kümmert, aber sie scheinen alle zu glauben, ich muss eine dumme Unschuld mit mehr Haaren auf dem Kopf als Verstand sein, weil ich mein ganzes Leben nur hier gelebt habe. Ich bin froh, dass du das nicht glaubst, mein Herz. Ich kann noch nicht sagen, was passieren kann, aber wenn Damerei mich heiraten wollte -dir zumindest würde das nicht missfallen, nein?"
    „Nein, ich glaube, ich wäre sogar froh darüber", antwortete er. „Ich werde natürlich ohnehin nächstes Jahr nach Cambridge gehen, aber da gibt's dann die Ferien, weißt du, und ich würde sie bei Weitem lieber bei Damerei als in Conways Haus verbringen."
    Über diesen Gesichtspunkt musste sie lächeln. Mehr wurde dazu nicht gesagt, denn in diesem Augenblick brachte die letzte Kurve der Allee das Haus in Sicht, und Venetia war überrascht, als sie sah, dass eine beladene vierspännige Postkutsche vor der Haustür stand.
    „Nanu, was ist denn das?", rief Aubrey aus. „Guter Gott, das muss Conway sein!"
    „Nein, er ist es nicht", sagte Venetia, als sie eines Federhuts ansichtig wurde. „Es ist ein Frauenzimmer! Aber wer in der Welt - oh, könnte es Tante Hendred sein?"
    Als jedoch Aubrey die Pferde hinter der Postkutsche anhielt und die Besucherin sich umdrehte, starrte Venetia auf eine völlig fremde Person hinunter. Sie war noch erstaunter, als sie entdeckte, dass die Fremde anscheinend das Abladen einer ungeheuren Anzahl von Reisetaschen und Koffern von der Chaise überwachte.
    Venetia schaute Ribble verblüfft an und hob die Brauen in einer stummen Frage.
    Aber er schaute ziemlich niedergeschmettert drein, und bevor sie noch eine Erklärung verlangen konnte, trat die Fremde - eine Dame mittleren Alters, nach der letzten Mode gekleidet - vor und sagte mit einem Air liebenswürdiger Sicherheit: „Miss Venetia Lanyon? Aber ich brauche nicht zu fragen! Und der arme kleine lahme Junge? Ich jedenfalls bin Mrs. Scorrier, wie Sie vielleicht erraten haben werden - obwohl der Butler von unserer zu erwartenden Ankunft nicht informiert worden zu sein scheint!"
    „Verzeihung, Ma'am", sagte Venetia und stieg aus dem Phaeton, „aber hier muss ein Irrtum vorliegen! Ich fürchte, ich verstehe nicht!"
    Mrs. Scorrier starrte sie einen Augenblick mit einem Ausdruck an, der von Liebenswürdigkeit weit entfernt war. „Wollen Sie mir erzählen, dass das, was der Mann sagte, stimmt und Sie wirklich keinen Brief von ... aber ich hätte es doch wissen müssen! Oh, ich hätte es wirklich erraten können, als ich in London entdeckte, dass der Gazette keine Bekanntgabe eingesandt worden war!
    „Bekanntgabe?", wiederholte Venetia. „Gazette?"
    Mrs. Scorrier gewann ihre Liebenswürdigkeit zurück und sagte mit einem kleinen Lachen: „Wie schlimm und wie vergesslich von ihm! Ich werde ihn fürchterlich ausschelten, das verspreche ich Ihnen! Ich glaube wirklich, dass Sie in größter Verlegenheit sein müssen. Nun, ich habe Ihnen eine Überraschung mitgebracht, aber keine, wie ich hoffe, unerfreuliche! Charlotte, mein Liebling!"
    Auf diesen Ruf hin, der zur offenen Tür gerichtet war, tauchte ein sehr hübsches Mädchen aus dem Haus auf, mit großen, ängstlichen lichtblauen Augen, einer Menge flachsblonder Ringellocken und einem sanften überempfindsamen Mund, und sagte mit nervöser, atemloser Stimme: „Ja, Mama?"
    „Komm her, mein Liebes!", lud sie Mrs. Scorrier ein. „Liebes Kind! Du hast schon darauf gebrannt, deine neue Schwägerin und deren kleinen lahmen Bruder kennenzulernen, nicht? Hier sind sie beide! Ja, Miss Lanyon - das ist Lady Lanyon!"

11. KAPITEL
    Der Schock verschlug Venetia eine Weile die Sprache, was vielleicht ein Glück war, weil der erste Gedanke, der ihr durch den Kopf schoss, der war,

Weitere Kostenlose Bücher