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Venetia und der Wuestling

Venetia und der Wuestling

Titel: Venetia und der Wuestling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georgette Heyer
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über ihren Besuch lieferte. Wäre sie weniger abgelenkt gewesen, hätte ihr der Ausdruck auf dem Gesicht ihres Sohnes eine zusätzliche Besorgnis verschafft - er sah gleichzeitig schuldbewusst und ängstlich aus, als sie ins Zimmer schaute, wo er mit Sir John saß, und als sie diesen bat, in ihr Ankleidezimmer zu kommen. Zum Glück jedoch sah sie ihren Sohn nicht an. Nach einer nervenzermürbenden Zeitspanne, in der sich Oswald ausmalte, wie sie seinem Vater sein entsetzliches Verhalten in Aubreys Tischlerscheune enthüllte, erkannte er, als sein Vater wieder zu ihm zurückkam, dass ihn Venetia jedoch nicht verraten hatte, und war derart erleichtert, dass er beschloss, ihr einen sehr höflichen Brief der Entschuldigung zu schreiben, bevor er Ebbersley verließ, um nach Crossley zu fahren.
    Sir John sah bei der Erzählung seiner Gattin ernst drein, aber er blieb fest bei seiner Weigerung, sich einzumischen. Lady Denny, die dies für feige hielt, sagte vorwurfsvoll: „Bitte sehr, würdest du vielleicht auch nur zögern, mit Lord Damerei zu sprechen, wenn es um deine Tochter ginge?"
    „Nein, bestimmt nicht, aber Venetia ist nicht meine Tochter", antwortete er. „Noch, meine Liebe, ist sie achtzehn Jahre alt. Sie ist fünfundzwanzig und ihre eigene Herrin. Falls sie sich wirklich in Damerei verliebt hat, tut sie mir leid, weil ich fürchte, dass es ihr Schmerz bereiten wird. Aber falls du fürchtest, dass sie irgendeine sehr ernste Unvorsichtigkeit begehen könnte, bin ich überzeugt, dass du deine Besorgnis mit deinem Verstand durchgehen lässt. Was mich betrifft, halte ich Venetia für ein Mädchen von vorzüglichen Grundsätzen und für sehr verständig und kann nicht annehmen, dass Damerei, dem es, was immer seine Grundsätze sein mögen, sicherlich nicht an Vernunft mangelt, mehr im Sinn hat als einen Flirt." Er sah, dass Lady Denny den Kopf schüttelte, und fügte etwas scharf hinzu: „Gestehe mir doch zu, mein Liebes, dass ich etwas besser weiß als du, wie sich ein Mann wie Damerei zu einem Mädchen in Venetias Position verhält! Er ist liederlich - das leugne ich nicht, aber du bist einfach zu voreingenommen. Was immer seine Torheiten gewesen sein mögen, er hat Lebensart und ein ungewöhnliches Maß an Weltkenntnis, und du kannst dich darauf verlassen, dass er nichts anderes im Kopf hat als gerade nur einen angenehmen Flirt mit einer sehr hübschen Frau. Es ist unrecht von ihm und sehr unheilvoll, denn er wird sie eine Woche nach seiner Abreise von der Priory vergessen haben, und sehr wahrscheinlich wird sie einen großen Schmerz erleiden. Aber solltest du mit deiner Meinung recht haben, dass sie ein tendre für ihn empfindet, kann das auch durch eine Einmischung meinerseits nicht geheilt werden, noch auch - muss ich hinzufügen - durch irgendeinen Versuch deinerseits, sie zu warnen, dass Damerei nur mit ihr spielt."
    „Oh, Sir John, das brauchen Sie mir nicht zu sagen!", rief sie aus. „Ein solches Kamel bin ich auch nicht, dass ich nicht im Handumdrehen erkennte, wie nutzlos es wäre, mit ihr zu reden! Aber in einem irrst du. Ich gebe zu, als ich mich heute Morgen auf den Weg machte, da ... aber als ich ihn sah, den Blick in seinen Augen, jedes Mal, wenn sie auf ihr ruhten, ergriff mich die schrecklichste Angst! Des einen kannst du sicher sein - er spielt nicht, er ist ebenso sehr in sie verliebt wie sie in ihn! Sir John, falls nichts unternommen wird, um sie vor ihm zu schützen, wird sie ihn heiraten!"
    „Guter Gott!", brachte er heraus. „Willst du mir damit erzählen ... nein, das glaube ich dir nicht! Er hat weder die Absicht, Venetia zu heiraten, noch eine andere! Er ist ganze achtunddreißig und seine Lebensweise festgelegt - das hat er ja der Welt deutlich gezeigt! Falls er je vorhatte zu heiraten, vielleicht wegen eines Erben, würde er wohl kaum alle diese Jahre einen so derart ruinösen Lebenswandel geführt haben. Wenn die Besitzungen nicht Fideikommiss wären, wäre er sie zweifellos genauso losgeworden, wie er schon ein sehr beträchtliches Vermögen verpulvert hat, und wir können danach beurteilen, wie wenig es ihn kümmert, wer nach ihm kommt. Nach den offenen Skandalen zu schließen, die mit ihm verknüpft sind, könnte man fast annehmen, dass er sich absichtlich zu einer höchst untauglichen Partie gemacht hat!"
    „Alles, was du sagst, ist zweifellos sehr wahr, hat aber mit dem Fall Venetia nichts zu tun!", gab Ihre Gnaden zurück. „Was immer seine Absichten gewesen sein

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