Venezianische Verführung (German Edition)
wieder damit auf, sobald sie erfährt, wie sehr Sie und Ihr Mann sich lieben.«
Wenn es doch wahr wäre, dachte Aurora.
Chiara tupfte sich mit ihrem Taschentuch die Tränen von den Wangen.
»Als ich erfuhr, dass sie Sie entführen ließ, hatte ich ein schlechtes Gewissen und informierte Ihren Mann. Ich konnte ja nicht ahnen, dass so etwas geschehen würde.«
Aurora wusste nicht, was sie sagen sollte. Chiara hatte sie dadurch gerettet, doch Leandro in größte Gefahr gebracht.
»Ihre Absicht war gut, Chiara. Sie konnten ja nicht ahnen, wie skrupellos die Baronessa war. Werden Sie meinem Mann und mir in Zukunft loyal sein?«
»Ja, ich schwör es. Ich werd Sie niemals mehr hintergehen. Niemals! Es tut mir alles so leid. Ich hoffe, Ihr Mann kommt durch und erholt sich bald.
Darf ich Ihnen etwas bringen?«
»Danke, wir haben im Moment alles.« Hoffnung, sie brauchten Hoffnung – die Hoffnung, dass sich alles zum Guten wenden würde. Wenn er sie doch nur liebte und ihr treu sein könnte. Sofern er überlebte . . . Sein Leben war jetzt das Allerwichtigste. Alles andere würde sich finden oder eben auch nicht . . . Doch er durfte nicht sterben. Tränen rannen über ihre Wangen.
»Dann geh ich und lass Sie beide lieber jetzt allein.« Chiara zog sich zurück, was Aurora ganz recht war. Sie betrachtete Leandros Gesicht. Durch den Blutverlust war er ein wenig blass. Ein Bartschatten bedeckte seine Wangen. Sie strich vorsichtig darüber. Sein männlicher Duft stieg in ihre Nase.
»Ich liebe dich«, sagte sie leise und hauchte einen Kuss auf seinen Mund.
Ihr Atem strich über seine Wange. Ihr Herz verkrampfte sich bei dem Gedanken, dass er sterben könnte.
Aurora blieb bei ihm. Sein Bett war so breit, dass sie sich neben ihn legen konnte. So schlief sie an seiner Seite, sorgsam darauf bedacht, seine Verletzung nicht versehentlich zu berühren. Sie fühlte sich hilflos. Hoffentlich bekam er kein Fieber. Sie konnte nur hoffen, beten und warten.
Er schlief einen Tag und eine Nacht mit kurzen Unterbrechungen, schien jedoch niemals ganz wach zu werden. Aurora flößte ihm dann stets etwas zu Trinken ein. Der Arzt kam morgens und abends, um die Wunden anzusehen.
Glücklicherweise gab es bisher keine Entzündungsanzeichen. Aurora blieb die gesamte Zeit bei ihm. Sie kuschelte sich vorsichtig an ihn, um nicht seine Verletzung zu berühren.
In den frühen Morgenstunden erwachte Aurora. Seine Hand umfasste die Rundung ihrer Brust. Offenbar befand sich Leandro auf dem Weg der Genesung. Er drängte sich an sie. Plötzlich öffnete er die Augen. Im ersten Moment war sein Blick noch unfokussiert, doch dann lächelte er Aurora an.
»Du lebst«, sagte er.
Sie musste lächeln. »Das musst gerade du sagen. Du wurdest angeschossen.«
»Zum Teufel, ich hab Hunger wie ein Bär. Fast noch mehr Hunger auf Essen als auf dich, aber auch nur fast. So wie ich jetzt rieche, wirst du es kaum wollen?« Er hob eine Augenbraue.
»Übernimm dich nicht«, sagte Aurora. »Du solltest dich vorerst etwas schonen.«
»Aber nur etwas.« Leandro grinste unverschämt. »Ich werde dir gleich zeigen, wie sehr ich mich schonen muss.« Er umfing sie mit seinen Armen und seinen Duft. Er hauchte Küsse auf ihr Gesicht, bevor er ihren Mund plünderte. Tief schob er seine Zunge in sie, spielte mit ihr und neckte sie, bis sie ihn atemlos ansah. »Du bist schön für einen Mann.« Er lächelte. »Du auch, dafür, dass du kein Mann bist.«
Sein harter Körper neben ihr war so warm, so männlich und so lebendig.
Wie leicht hätte sie ihn verlieren können. Tränen traten in ihre Augen. Sie umfing ihn fester, darauf bedacht, seine Verletzung nicht zu berühren.
»Es ist nur ein Kratzer«, sagte er.
»Ich sollte so etwas nicht sagen, doch ich bin froh, dass die Baronessa tot ist.«
Leandros Miene wurde ernst. »Aurora, als ich nach Chioggia unterwegs war, befürchtete ich, dich verloren zu haben. Ich dachte, du würdest mich verlassen, wenn dir die Baronessa genügend Geld gibt. Du hattest dir immer einen anderen Mann gewünscht.«
Sie schloss seinen Mund mit dem Zeigefinger. »Nein, ich habe mir immer dich gewünscht, nur hatte ich dich nicht wirklich. Deinen Leib hatte ich wohl in meinem Bett, doch dein Herz hattest du vor mir verschlossen.«
»Das wird sich jetzt ändern«, sagte er. »Als ich deinen Schrei vernahm, dachte ich, dich für immer verloren zu haben. Mein Herz wurde schwer.
Wärest du tot, wäre es mit dir gestorben. Oft weiß man erst, was
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