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Venit. Die Akte Veden: Thriller (Filii Iani-Trilogie) (German Edition)

Venit. Die Akte Veden: Thriller (Filii Iani-Trilogie) (German Edition)

Titel: Venit. Die Akte Veden: Thriller (Filii Iani-Trilogie) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Meier
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kennen ja die Paragraphen.«
    Der Kommissar fixierte Loki und hatte dem Anschein nach keine Mühe, den scharfen Blick zu erwidern. Die Feindseligkeit, die vorherrschte, war beinahe greifbar. Während sich Loki stets weigerte, sich in einem solchen Chaos auch nur hinzusetzen und deshalb wie eine erstarrte Salzsäule in aufrechter Haltung dastand, die Aktenmappe vor sich haltend, ohne hineingesehen zu haben, ließ sich Tim nicht zweimal bitten und sank auf einen der ungemütlichen Stühle. Zumal ohnehin keiner Notiz von ihm nahm – die beiden waren viel zu sehr damit beschäftigt, sich anzufeinden.
    »Ich habe längst einen Mann auf die Sache angesetzt«, sagte Bartovic. »Einen Mann vor Ort. Merkwürdig, dass plötzlich die Order von oben kommt, Sie nach Kiel zu schicken. Haben Sie eine Idee, warum das so ist?«
    Loki lächelte noch immer dieses eiskalte Lächeln, das lediglich den Mund betraf. Sein restliches Gesicht wurde davon nicht berührt. »Womöglich ist die Obrigkeit der Ansicht, dass Sie mich nicht ausreichend fordern. Ein Mann wie ich benötigt Herausforderungen, Herr Bartovic.«
    Die Miene des Kommissars, dessen Gesichtshaut Tim an Schuhsohle erinnerte, wurde düster. »Man könnte auch auf die Idee kommen, dass die Obrigkeit der Ansicht ist, jener Mann vor Ort sei nicht ausreichend geeignet, ein paar verschwundene Menschen zu finden.«
    »Möglicherweise.«
    »Um was geht’s denn eigentlich?«, mischte sich Tim ein, der keine Lust darauf hatte, dass sich die beiden in die Haare bekamen. Fingen sie erst richtig zu streiten an, endete das meistens nicht sehr gut für Bartovic, der nicht allzu schlagfertig war – und der Kerl konnte ihnen Steine in den Weg legen, die die Form von zu wenig oder zu spät gezahlten Honoraren hatten, und das waren noch die weniger bedeutsamen Gesteinsbrocken.
    Nach ihrer letzten Auseinandersetzung hatte Loki ein halbes Jahr lang überhaupt keinen Fall zugewiesen bekommen, und er wurde ungenießbar, wenn das passierte. Das wollte Tim wirklich nicht noch einmal erleben. Sein Cousin entwickelte in solchen Zeiten unzählige Spleens; er hatte damals begonnen, Hörrohre und Hörgeräte zu sammeln. Hörgeräte !
    Unwillkürlich musste Tim an einen dieser Tage zurückdenken, an dem ihn das Donnern von drei Schüssen in die Wohnung Lokis getrieben hatte.
    Loki hatte im Morgenmantel auf dem Boden gesessen, vor sich das Hörrohr, das er einem Schweden abgekauft hatte. Er war dafür extra nach Malmö geflogen. Neben dem Gerät aus dem siebzehnten Jahrhundert lag ein MP3-Player, an den nicht die Sennheiser-Schalenkopfhörer, sondern In-Ear-Kopfhörer angesteckt waren. Eine wirkliche Seltenheit, denn Loki hasste die kleinen Stöpsel. ›Einlauf-Ohrzäpfchen‹ nannte er sie. Er war der festen Überzeugung, dass sie das Musikempfinden aus dem Gehirn spülten.
    Der Morgenmantel klaffte auseinander und beantwortete die Frage, ob sein Cousin etwas darunter anhatte – hatte er nicht. Lokis Haar war fettig und hing ihm strähnig in die Stirn, die rechte Hand, die die Pistole umgriffen hielt, war schwarz vor Schmutz. Er hatte offensichtlich das Hörrohr gereinigt; es hatte unglaublich nach Terpentin gestunken.
    »Ah, Johnny«, sagte er und hob mit beiden Händen das Hörrohr an. Neben ihm auf dem Boden lag seine Pistole. »Gut, dass du da bist. Würdest du mir einen Gefallen tun und einfach ein paar Worte sagen? Ich möchte testen, ob das Hörrohr tatsächlich den Schall so vorzüglich transportiert, wie es der Schwede behauptet hat. Mit diesen Kopfhörern«, er deutete auf die In-Ear-Teile, »lässt sich das schwerlich nachprüfen; ich bin zu voreingenommen.« Er hielt sich das schmale Ende des Trichters ans linke Ohr und neigte den Kopf, damit das ovale andere Ende in Tims Richtung zeigte.
    Tim hörte Schritte hinter sich, drehte sich um und erkannte Herrn Weber, den Mieter aus der Wohnung im Erdgeschoss.
    »Waren das Schüsse?«, fragte der und spähte zu Loki ins Wohnzimmer. Als er seinen Vermieter sah, verdüsterte sich sein Gesicht. »Herr Schallern, jetzt reicht es langsam! Jeden Tag diese Gaudi, diese Musik, die aus Ihrer Wohnung kommt, und jetzt auch noch Schüsse! Ich weiß gar nicht, was ich sagen soll.«
    Loki senkte das Hörrohr. »Wunderbar! Welch ein Klang!« Er wog das Gerät in der Hand und grinste mit leuchtenden Augen darauf hinunter. »Ich muss mir unbedingt ein Ultraschall-Reinigungsgerät besorgen.«
    »Herr Schallern!«, empörte sich Weber.
    » Von Schallern«, erwiderte

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