Venus 01 - Piraten der Venus
meiner Überraschung fest, daß Vilor und Moosko einen Angan zu Gast hatten. Vilor war sichtlich verlegen, Moosko gab sich gelassen, während der Angan Angst zu haben schien. Ich war eher ärgerlich. Die Stellung der Vepajer an Bord war alles andere als sicher. Un sere Gruppe war nur klein, und unser Wohlergehen hing allein von dem Respekt der Thoraner ab, die in der Mehrzahl waren und die uns als überlegen ansahen, obwohl sich ihre eigenen Füh rer immer wieder bemühten, sie von der Gleichheit aller Menschen zu überzeugen.
»Dein Quartier ist vorn«, sagte ich zu dem Angan. »Du gehörst nicht hierher.«
»Es ist nicht seine Schuld«, sagte Vilor hastig, als sich der Vogelmensch erhob, um die Kabine zu verlassen. »So seltsam sich das auch anhören mag, aber Moosko hat in seinem ganzen Leben noch keinen Angan gesehen, und ich habe diesen Burschen geholt, um seine Neugier zu befriedigen. Es tut mir leid, wenn ich falsch ge handelt habe.«
»Natürlich läßt das die Sache in einem anderen Licht erschei nen«, sagte ich, »aber ich halte es trotzdem für besser, wenn der Gefangene die Klangan auf Deck betrachtet, wohin sie gehören. Er hat meine Erlaubnis, das Versäumte morgen nachzuholen.«
Der Angan verschwand, und ich wechselte noch einige Worte mit Vilor. Als ich mich dann der Kabine zuwandte, in der Duare untergebracht war, hatte ich den Zwischenfall schon wieder vergessen – es gab angenehmere Gedanken.
In Duares Kabine schimmerte Licht. Ich pfiff mein Signal und fragte mich, ob sie mich einlassen oder mich ignorieren würde. Eine Zeitlang war nichts zu hören, und ich war schon zu dem Schluß gekommen, daß sie mich nicht sehen wollte, als ich ihre leise Stimme hörte, die mich zum Eintreten aufforderte.
»Sie sind sehr hartnäckig«, sagte sie.
»Ich bin gekommen, um Sie zu fragen, ob der Sturm Sie er schreckt hat. Ich darf Ihnen sagen, daß keine Gefahr besteht.«
»Ich fürchte mich nicht«, erwiderte sie. »Mehr wollten Sie mir nicht mitteilen?«
Das klang schon wie eine Entlassung. »Nein«, sagte ich schnell, »ich bin nicht allein deswegen gekommen.«
Sie hob die Augenbrauen. »Was hätten Sie mir sonst noch zu sagen – was Sie nicht schon gesagt haben?«
»Vielleicht wollte ich manches wiederholen.«
»Das dürfen Sie nicht!« rief sie.
Ich trat einen Schritt näher. »Schauen Sie mich an, Duare, schauen Sie mir in die Augen und sagen Sie mir, daß es Ihnen nicht gefällt, wenn ich Ihnen sage, daß ich Sie liebe!«
Sie senkte den Blick. »Ich darf Ihnen nicht zuhören!« flüsterte sie und erhob sich, als wollte sie den Raum verlassen.
Meine Liebe machte mich wahnsinnig, ihre Gegenwart ließ mir das Blut heiß durch die Adern rinnen, und ich umfing sie mit den Armen und zog sie an mich; und ehe sie es verhindern konnte, preßte ich meinen Mund auf ihre Lippen. Dann riß sie sich von mir los, und ich sah einen Dolch in ihrer Hand aufblitzen.
»Ja!« sagte ich. »Stechen Sie zu! Ich habe ein unverzeihliches Verbrechen begangen! Meine einzige Entschuldigung ist meine große Liebe, die mir den Verstand geraubt hat.«
Sie ließ die Hand mit dem Dolch sinken. »Ich kann nicht«, schluchzte sie, wandte sich um und stürzte aus dem Zimmer.
Ich kehrte in meine Kabine zurück und verfluchte meine Heiß blütigkeit. Ich konnte nicht begreifen, wie ich mich zu einer sol chen Handlung hatte hinreißen lassen. Ich tadelte mich auf das Schärfste, doch gleichzeitig erfüllte mich die Erinnerung an ihren Körper und an die Berührung ihrer vollkommenen Lippen mit ei nem Gefühl der Zufriedenheit, das mit Reue nichts mehr zu tun hatte.
Ich lag noch lange Zeit wach und dachte an Duare und an die Gespräche, die wir geführt hatten. Dabei schien mir ihr Ausruf: »Ich darf Ihnen nicht zuhören!« plötzlich eine versteckte Bedeu tung zu haben; außerdem schöpfte ich neue Hoffnung angesichts der Tatsache, daß sie einmal darauf verzichtet hatte, mich dem Henker zu überantworten, und daß sie es heute nicht über sich gebracht hatte, mich zu töten. Ihr »Ich kann es nicht!« tönte mir fast wie ein Eingeständnis ihrer Liebe in den Ohren. Mein gesun der Menschenverstand sagte mir, daß ich verrückt war, aber dieses Verrücktsein war herrlich.
Der Sturm schwoll in der Nacht zu einer derartigen Stärke an, daß ich am frühen Morgen vom Kreischen des Windes und den wilden Schlingerbewegungen der SOFAL geweckt wurde. Ich erhob mich und ging an Deck, wo mich der Wind fast davonwehte. Gewaltige Wogen
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