Venus 03 - Krieg auf der Venus
nicht mehr an der Macht. Taman ist jetzt König.«
Das war eine sehr erfreuliche Nachricht. Endlich hatte ich eine Stadt gefunden, in der ich mich zu Hause fühlen konnte. Wäre unser Plan fehlgeschlagen, hätte mich Muso sicher gezwungen, meine unstete Wanderschaft fortzusetzen. Nirgendwo hatte ich bisher Sicherheit gefunden; nicht in Kooaad, der reizvollen Baumstadt, in der mich sogar meine Freunde hätten verraten müssen, weil ich ihre Prinzessin liebte und von ihr wiedergeliebt wurde; nicht in Kapdor, der thoristischen Stadt in Noobol, in der man mich in den Raum der sieben Türen gesperrt hatte; nicht in Kormor, Skols Totenstadt, aus der ich Duare und Nalte entführt hatte; nicht in Havatoo, der utopischen Stadt am Ufer des Todesflusses; nicht in Amlot, wo mich die Anhänger Spehons zerfleischen würden. Nur Sanara war mir geblieben.
Aber wie sehr ich mich in dieser Stadt auch zu Hause fühlen mochte – vollkommen würde mein Glück niemals sein, denn Duare war nicht mehr bei mir, um es mit mir zu teilen. Ich be trat daher die Stadt in recht bedrückter Stimmung.
Wir wurden in militärischer Begleitung durch die Straßen geführt, und bald hatte sich eine große Menschenmenge eingefunden, die uns schimpfend und johlend folgte. Natürlich hielt man uns für Zanis, was unsere Wächte, richtigzustellen versuchten. Aber ihre Stimmen gingen in dem Tumult unter.
17
Als man Taman berichtete, daß ich nach Sanara zurückgekehrt sei, ließ er uns sofort vor. Er kannte die Toganja Zerka und ver sprach ihr, daß sie und Mantar in Sanara willkommen wären. Als er von den Zwischenfällen auf der Straße hörte, ließ er für Mantar und mich sofort Perücken beschaffen. Schließlich wurden meine Freunde in ihre neuen Quartiere geführt, während mich Taman zu seiner Frau brachte. Ich wußte, daß er mir von Duare berichten wollte, und ich brannte darauf, Näheres zu erfahren.
Jahara begrüßte mich mit großer Freundlichkeit und bot mir einen Platz an. Ihre Tochter Nna begrüßte mich ebenfalls kurz und zog sich dann zurück.
Als wir endlich allein waren, wandte ich mich an Taman. »Er zählen Sie mir von Duare«, sagte ich. »Ich habe heute morgen den Anotar starten sehen. Nur Duare und ich können mit den Kontrollen umgehen, also muß sie das Flugzeug auf den Ozean hinausgesteuert haben.«
»Sie haben recht«, erwiderte er, »es war Duare.«
»Und sie brachte ihren Vater zurück nach Vepaja?«
»Ja. Mintep zwang sie praktisch dazu. Sie hatte die Hoffnung noch nicht aufgegeben, daß Sie vielleicht am Leben wären, und sie wollte unbedingt hierbleiben. Sie hatte sogar die Absicht, nach Amlot zurückzufliegen und das Bombardement so lange fortzusetzen, bis man Sie freiließe, aber Mintep ließ das nicht zu. Er schwor, daß er Sie auf der Stelle umbringen würde, wenn Sie noch lebten. Als Vater hätte er Ihnen zwar sehr viel zu ver danken, aber als Jong seines Landes müßte er Sie vernichten, weil Sie es gewagt hatten, sich seiner Tochter zu nähern. Schließlich gab er ihr den Befehl, ihn nach Vepaja zurückzubringen und sich dort einem Ehrengericht zu stellen. Immerhin hat sie eines der ältesten Tabus Vepajas gebrochen.«
»Das bedeutet ihren Tod.«
»Das wußte sie ebenso wie Mintep, aber beiden kam es nicht in den Sinn, sich diesen Konsequenzen zu entziehen. Wenn Duare gewußt hätte, daß Sie wiederkämen, hätte sie es sicher nicht getan. Aber so kehrte sie lieber in ihre Heimat zurück in dem Bewußtsein, sterben zu müssen. Wie sie mir sagte, wollte sie ohne Sie nicht weiterleben. Ich weiß nicht, was Mintep getan hätte, wenn sie wirklich widerspenstig gewesen wäre. Vielleicht hätte er sie umgebracht, obwohl er sie liebte. Ich war jedenfalls auf diese Möglichkeit vorbereitet und wollte ihn notfalls sogar einsperren, um das Mädchen zu schützen. Es war eine sehr unglückliche Situation. Mintep war eigentlich ganz vernünftig und intelligent und umsorgte seine Tochter mit aller Zuvorkommen heit und Liebe, derer ein Vater fähig ist. Aber wenn es um diesen Aspekt des vepajanischen Lebens ging, dann wurde er zu einem Fanatiker, wie ich bisher keinen zweiten erlebt habe. Ich kann mir nicht vorstellen, wie Sie beide sich im Anotar vertra gen hätten, wenn die Rettung wirklich nach Plan verlaufen wäre.«
»Aber leider ging es schief. Ich habe zwar plangemäß mit dem Boot abgelegt, aber Duare konnte mich nicht erkennen, weil man mir den Flughelm abgenommen hatte.«
»Ja, sie hat Sie gesehen«, sagte
Weitere Kostenlose Bücher