Venus 03 - Krieg auf der Venus
Taman. »Sie berichtete von drei Zanis in einem Boot. Jedenfalls nahm sie an, daß man Sie getötet hätte, und bombardierte die Stadt, bis ihr Vorrat an Bomben erschöpft war. Dann flog sie mit Mintep, Ulan und Legan zurück und hielt sich einige Tage in der Nähe Sanaras auf, bis wir ihr das vereinbarte Freizeichen gaben.«
»Und was ist mit Muso? Wie ich schon am Tor hörte, ist er nicht mehr Jong.«
»Ja, wir haben ihn gefangengesetzt«, erwiderte Taman. »Aber er hat natürlich noch eine Reihe von Anhängern in der Stadt, die durch seinen Sturz besonders gefährdet und daher äußerst verzweifelt sind. Gestern abend gelang es ihnen, Muso aus dem Gefängnis zu befreien und irgendwo in der Stadt zu verstecken. Er wird wahrscheinlich versuchen, Amlot zu errei chen und dort Jong zu werden; aber er weiß nicht, was wir wis sen – daß nämlich Mephis tot ist und daß nach seinem Tod die Gegenrevolution völlig mit den Spitzen der Zani-Hierarchie aufräumte. Dazu trug nicht zuletzt die Tatsache bei, daß auch in den Reihen der Zanis viele mit der Regierung nicht mehr einverstanden waren. Gestern morgen sind die Neuigkeiten offenbar auch bis zur Armee vorgedrungen, denn die Soldaten verließen ihre Stellungen vor der Stadt und begannen den Rückmarsch nach Amlot.«
»Dann ist der lange Bürgerkrieg also endlich vorbei«, sagte ich.
»Ja«, erwiderte Taman, »und ich hoffe, Amlot bald wieder zur Hauptstadt zu machen. Ich habe eine allgemeine Amnestie erlassen, die nur die obersten Spitzen der Zani-Organisation und alle diejenigen ausklammert, die tatsächlich verbrecherische Handlungen begangen haben. Ich hoffe, daß ich meinen Boten in einigen Tagen mit einer starken Armee folgen kann, und ich würde es begrüßen, wenn Sie mich bei dieser Gelegenheit be gleiten, mein Freund, um in Amlot die Ehrungen entgegenzu nehmen, die Ihnen zustehen.«
Ich schüttelte den Kopf. »Bitte glauben Sie nicht, daß ich Ihre Großzügigkeit nicht zu schätzen wüßte«, sagte ich. »Aber Sie werden sicher verstehen, daß mir diese Ehrungen ohne meine Prinzessin nichts bedeuten könnten.«
»Aber warum nicht?« drängte er. »Sie müssen irgendwie weiterleben, und das kann ebensogut in Ehre und Wohlhabenheit geschehen. Was für Pläne könnten Sie sonst wohl haben?«
»Ich will Duare nach Vepaja folgen.«
»Unmöglich!« rief er. »Wie können Sie hoffen, dieses Land jemals zu erreichen? Im letzten Krieg wurde fast jedes seetüch tige korvanische Schiff vom Feind erobert oder vernichtet!«
»Ich benutze das Boot, in dem ich gekommen bin«, sagte ich.
»Das ist doch nur ein Fischerboot!« rief er aus. »Eine kleine Nußschale! Damit überleben Sie keinen Sturm!«
»Ich werde es trotzdem versuchen!«
Er schüttelte traurig den Kopf. »Ich wünschte, ich könnte Sie von diesem Vorhaben abbringen, nicht nur wegen unserer Freundschaft, sondern weil Sie Korva sehr viel nützen könnten.«
»Aber wie denn?«
»Indem Sie uns zeigen, wie man Anotars baut und fliegt.«
»Das ist eine reizvolle Aufgabe«, erwiderte ich, »aber ich würde nie zur Ruhe kommen, wenn ich nicht alles Menschenmögliche versuchte, um Duare zu retten.«
»Ich kann Ihnen das nicht verdenken und werde keine Ein wände mehr vorbringen. Wir wollen aber wenigstens die Zeit bis zu Ihrer Abreise möglichst gut nutzen.«
Am Abend aßen Zerka, Mantar und ich im großen Bankettsaal des Palasts zusammen mit Taman, Jahara und einer illu stren Gesellschaft. Die meisten Anwesenden waren mir bekannt, während ich den Würdenträgern wie ein Fremder vorzukommen schien; immer wieder streiften mich verwunderte Blicke. Wie ich mir später klarmachte, war diese Tatsache einmal auf meine schwarze Perücke zurückzuführen, die mich entstellte, und zum anderen darauf, daß ich in den letzten Wochen abgenommen hatte; zu anstrengend waren meine Abenteuer gewesen.
Während des Essens bestritten Zerka, Mantar und ich fast das gesamte Tischgespräch. Immer wieder drängte man uns, ja auch keine Kleinigkeit auszulassen. Man war besonders an Zerkas Beschreibung der seltsamen Methoden interessiert, mit de nen die Revolutionäre ihre Operationen durchgeführt hatten – trotz des hochwirksamen Spionagesystems der Zanis. Sie erzähl te gerade eine besonders spannende Episode, als ein erregter Be diensteter in den Saal geeilt kam und Taman etwas zuflüsterte. Dieser wurde bleich, erhob sich, nahm Jahara bei der Hand und verließ mit ihr den Saal. Wenngleich dieser Vorgang das Ende des
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