Venus 03 - Krieg auf der Venus
darauf angewiesen. Wir suchten gemeinsam die Küste ab und fanden schließlich einige scharfkantige Steine und Mu scheln.
Ich möchte hier nicht näher auf unsere Methoden eingehen; jedenfalls war es ein höchst primitives Arbeiten, das große Ge duld und Geschicklichkeit erforderte. Mit der Hilfe von Feuer ge lang es uns, eine Anzahl von Speeren, Pfeilen, Bögen und Holz messern herzustellen. Wir fertigten auch zwei lange Harpunen für den Fischfang an.
Auf diese Weise vorbereitet, setzten wir unseren Weg fort. Das Glück blieb uns treu; der Wind hielt sich, und obwohl er manchmal unangenehm heftig blies, hatten wir doch keine Pro bleme mit dem Schiff. Wir hätten auch sehr ungern an der Küste Schutz gesucht; oft genug kamen wir ziemlich dicht unter Land und konnten manchmal wilde Tiere beobachten, die uns sicher große Schwierigkeiten gemacht hätten. Die großen Seebewohner behelligten uns dagegen nicht. Beim Fischfang beschränkten wir uns auf die kleineren Arten und reicherten unseren Speisezettel damit an.
Hätte ich nicht ständig an Duare denken müssen, wäre die Reise sicher ganz angenehm gewesen. Aber so brannte mir die Zeit unter den Nägeln, und ich haderte mit jeder kleinen Verzö gerung.
Am Abend des sechsten Tages erblickte ich am nächtlichen Himmel den Schimmer eines blauen Leuchtzeichens, dem zwei weitere folgten. Der Feind ging offenbar in die Falle, in der wir Muso fangen wollten! Wenn ich nur gewußt hätte, ob es das erste, zweite oder dritte Zeichen war! Eigentlich machte es nichts aus, da es sowieso noch mindestens zwei Tage dauern würde, bis wir Sanara erreichten.
Am nächsten Abend warteten wir auf eine Wiederholung des Zeichens, dessen Bedeutung ich Zerka und Mantar erklärt hatte. Aber es geschah nichts, und so kam ich zu der Überzeugung, daß Muso heute abend in die Falle gehen würde. Wie gern wäre ich dabei gewesen!
Aber jetzt machte uns die Natur einen Strich durch die Rech nung; das Wetter verschlechterte sich. Es wurde stürmisch. Wir flohen vor einem Hurrikan in eine geschützte Bucht und mußten vor Anker gehen. Dabei war Sanara nur noch eine Tagesreise entfernt! Die Verzögerung ärgerte midi sehr, aber ich konnte nichts dagegen tun. Gegen die Kräfte der Natur waren wir machtlos. Während unseres zwangsweisen Aufenthalts stellten wir Überlegungen an, wie wir nach Sanara hineinkommen woll ten. Immerhin galt es, die Linien der Zani-Truppen zu überwin den, die die Stadt belagerten. Wir kamen zu dem Schluß, daß unsere Chancen ziemlich schlecht standen. Es blieb uns nichts anderes übrig, als unseren Weg fortzusetzen und auf günstige Umstände zu hoffen, die uns die Situation erleichtern würden.
Am Abend des dritten Tages ließ der Sturm plötzlich nach, und obwohl das Meer noch ziemlich bewegt war, verließen wir unseren Hafen und nahmen erneut Kurs auf Sanara. Die Wellen waren wie eine gewaltige graue Armee, die sich Bataillon um Ba taillon auf die Küste stürzte und der wir irgendwie im Wege wa ren. Und doch kamen wir ohne Zwischenfälle durch, und als der Morgen heraufdämmerte, kreuzten wir vor der Mündung des Flusses, an dem Sanara liegt.
»Jetzt können wir nur noch auf unser Glück hoffen«, sagte ich verzweifelt.
»Wenn wir überhaupt weiterkommen wollen, sollte ich ver suchen, mich heute nacht durch die Zani-Linien zu schleichen und in die Stadt zu gehen«, sagte Mantar. »Auch so stehen die Chancen sehr schlecht, aber was wollen wir tun? Ich bin in der Stadt ziemlich bekannt, und man würde mir sicher Glauben schenken. Selbst wenn Muso noch Jong wäre, würde mir nichts geschehen – was man in Ihrem Fall nicht sagen kann, Carson. Wenn ich erst einmal in der Stadt bin, läßt es sich leicht einrichten, daß Ihre Frau mit dem Flugzeug startet und Sie und Zerka auf nimmt.«
»Aber wenn Muso noch Jong ist, werden Sie sie sicher nicht finden!«
»Das muß ich eben feststellen«, erwiderte er.
»Was wir auch tun – vor heute abend können wir nichts un ternehmen. Vielleicht fällt uns bis dahin ein besserer Plan ein.«
Ziellos kreuzten wir an der Küste hin und her; das Meer hatte sich wieder etwas beruhigt. Der Tag verging sehr langsam. Am späten Vormittag deutete Zerka plötzlich aufgeregt zum Him mel; und als ich mich umsah, erblickte ich den Anotar, der eben in Sanara gestartet war. Das konnte nur zweierlei bedeuten – daß Duare noch am Leben war und daß man Muso gestürzt hat te. Außer Duare wußte niemand mit dem Flugschiff umzugehen, und
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