Venus 03 - Krieg auf der Venus
wenn Muso noch an der Macht gewesen wäre, hätte er sie niemals fliegen lassen.
Gleich darauf stellten wir fest, daß das Flugzeug in unsere Richtung hielt, und wir machten Anstalten, Duare auf uns aufmerksam zu machen. Ich strich die Segel und stülpte einen höl zernen Wasserbehälter über unsere Harpunenspitze. Als der Anotar näher kam, begannen Mantar und ich das dürftige Signal hin und her zu schwenken.
Nach dem Start hatte Duare das Schiff steigen lassen und be fand sich schon in beträchtlicher Höhe. Wenn sie uns überhaupt wahrnahm, mußten wir ein winziges Pünktchen für sie sein. Jedenfalls reagierte sie nicht auf unsere Zeichen. Ich fragte mich, wieso sie auf das Meer hinausflog, und wartete darauf, daß sie im Bogen zurückkam. Aber sie hielt den Kurs. Wortlos sahen wir zu, wie das Flugzeug zu einem winzigen Punkt wurde und schließlich verschwand.
Mir sank das Herz, denn ich ahnte die Wahrheit. Duare hielt mich für tot und flog jetzt mit ihrem Vater zurück nach Vepaja! Ich würde sie niemals wiedersehen, denn wie konnte ich ihr fol gen – und was konnte es mir nützen, wenn ich die unvorstell bare Entfernung doch irgendwie überwand? Mintep würde mich umbringen, ehe ich Duare überhaupt zu Gesicht bekam. Nieder geschlagen starrte ich auf das Meer hinaus. Zerka legte mir trö stend die Hand auf den Arm eine Geste des Mitleids und der Freundschaft.
Nach einiger Zeit raffte ich mich dazu auf, wieder die Segel zu setzen, und hielt auf die Küste zu. Als wir uns dem Land näher ten und es offensichtlich wurde, daß ich flußaufwärts segeln woll te, fragte mich Mantar nach meinen Plänen.
»Ich schleiche mich durch die Zani-Linien in die Stadt«, er widerte ich.
»Sind Sie verrückt geworden?« fragte er. »In der Nacht hät ten Sie vielleicht eine Chance – aber bei Tageslicht…? Man wird Sie fangen, und wenn man Sie hier an der Front nicht er kennt, wird in Amlot später sicher um so mehr Freude herr schen.«
»Nein«, sagte ich. »Ich komme entweder durch – oder nicht. Aber nach Amlot gehe ich nicht zurück.«
»Sie sind jetzt verzweifelt. Sie dürfen Ihr Leben nicht sinn los wegwerfen. Vielleicht kehrt Ihre Prinzessin zurück!«
Ich steuerte das Boot dicht ans Flußufer und sprang ans Land.
»Halten Sie sich in der Nähe!« wandte ich mich an Mantar. »Ich werde Ihnen ein Zeichen geben, wenn ich hineingekommen bin – beobachten Sie die Stadt. Ich werde auf jeden Fall versu chen, Zerka und Sie nachkommen zu lassen. Auf Wiedersehen!«
Ich hatte ziemlich weit in die Flußmündung eindringen müs sen, so daß die Stadt nicht mehr allzuweit entfernt war. Ich wanderte offen darauf zu, ohne mich um eine Deckung zu bemühen. Nach meinen Berechnungen mußte ich dicht hinter den Li nien der Zanis sein, aber von Truppen und sonstigem militäri schem Gerät war keine Spur zu entdecken. Schließlich erreichte ich die Stellungen, die die Zanis monatelang besetzt gehalten hatten, aber es war kein Mensch zu sehen. Die Belagerung war aufgehoben – die Zanis waren verschwunden!
Ich machte auf dem Absatz kehrt, rannte zum Fluß zurück und teilte Mantar meine Entdeckung mit. Er wollte mir zuerst nicht glauben. Ich ging wieder an Bord, und wir segelten weiter fluß aufwärts. Etwa einen halben Kilometer vor der Stadt gingen wir an Land und näherten uns dem nächstgelegenen Tor. Von der Mauerkrone starrten mißtrauisch einige Stadtbewohner herab, die uns aufgrund unserer Frisuren und Umformen für Zanis halten mußten.
Mantar und ich machten das Zeichen des Friedens und wurden von dem Posten angerufen. »He, Zanis! Was wollt ihr hier in Sanara – als Verräter erschossen werden?«
»Wir sind keine Zanis«, erwiderte ich. »Wir wollen mit Taman sprechen.«
»So?« lachte er. »Ihr seid also keine Zanis – o nein, wirk lich nicht! Glaubt ihr, daß wir keine Zanis erkennen, wenn wir welche sehen?«
»Ich bin Carson von der Venus!« sagte ich. »Lassen Sie das Taman ausrichten!«
Bei diesen Worten verschwand er von der Mauer und kam mit einigen Kriegern vor das Tor. Er war einer der Offiziere, die mich auf meinen ersten Feindflügen begleitet hatten. Ich stellte ihm Zerka und Mantar vor, für die ich mich verbürgte, und er ge stattete uns den Eintritt in die Stadt und wollte uns persönlich zu Taman begleiten.
»Eine Frage – ist Muso noch Jong in dieser Stadt?«
Er lächelte. »Ich kann verstehen, daß Sie gerade das wissen wollen«, erwiderte er, »und ich kann Sie beruhigen. Muso ist
Weitere Kostenlose Bücher