Venus 04 - Odyssee auf der Venus
Wir sind ja nicht zum erstenmal in einer solchen Lage.«
»Aber es ist alles so hoffnungslos. Selbst wenn wir den Hangoriern entkommen – wie wollen wir ohne den Anotar das Land verlassen? Wie ich gehört habe, sind die Berge im Süden unüberwindlich. Außerdem ist das Land voller Feinde.«
»Ich gebe trotzdem die Hoffnung nicht auf. Außerdem haben wir noch einen Helfer, einen panganischen Offizier, mit dem ich Freundschaft geschlossen habe. Wir drei stellen vielleicht etwas auf die Beine. Übrigens – wo bist du untergebracht?«
»Auf der anderen Seite der Mauer«, erwiderte sie. »Die Lager der Sklaven und Sklavinnen liegen nebeneinander. Wie ich gehört habe, hat es bis vor kurzem nur ein Lager geben, aber als die Kämpfe zunahmen und zu viele Männer dabei getötet wurden, wurden Männer und Frauen getrennt.«
Inzwischen hatten die Sklaven ihre Mahlzeit beendet, und die Frauen waren wiedergekommen, um die leeren Schalen ab zuholen. Ornat machte Duare ein Zeichen. Wir standen auf, und ich nahm das Mädchen eine Sekunde lang in die Arme; dann war sie verschwunden.
Das Wiedersehen mit ihr hatte mir neue Hoffnung gegeben. Wie ich diese Hoffnung allerdings in die Wirklichkeit umsetzen sollte, wußte ich noch nicht.
Am nächsten Morgen teilte mich Stalar für eine andere Ar beit ein. Ich wurde mit einigen Sklaven, die er aus irgendeinem Grunde nicht mochte, zu einem großen Corral geschickt, in dem Zorats gehalten wurden. Der Corral war derart mit Schmutz und Kot angefüllt, daß die Tiere knietief darin versanken und sich nur mit größter Mühe bewegen konnten.
Obgleich die Arbeit ekelerregend war, bot sie doch einen Vorteil. Die Wächter blieben uns vom Leibe und konnten uns also nicht ständig mit ihren Peitschen im Nacken sitzen. Sie hockten statt dessen auf dem Corralzaun und verfluchten uns lauthals.
Diese Distanz zwischen Wächtern und Sklaven bestand al lerdings nur, wenn wir die Karren beluden; anschließend muß ten wir sie etwa zwei Kilometer aus der Stadt hinausfahren, wo die Ladung später als Düngemittel auf den Feldern benutzt werden sollte. Während wir mit den Karren unterwegs waren, kamen die Aufseher wieder an uns heran und versuchten die verlorene Zeit natürlich aufzuholen. Einer der Burschen stellte bald fest, daß ich stärker und schneller als die anderen Sklaven war, und kümmerte sich ganz besonders um mich. Er machte sich einen Jux daraus und wettete mit einem anderen Aufse her, daß ich schneller laden, schwerere Karren ziehen und die Karren schneller entladen könnte als die anderen Sklaven – und um mich richtig anzutreiben, machte er freizügig Gebrauch von seiner Peitsche.
Ich wehrte mich nicht, weil ich an Duare denken mußte; ich durfte nicht zulassen, daß mir jetzt noch etwas zustieß.
Der andere Wächter hatte sich einen stämmigen Sklaven her ausgesucht und wettete auf ihn, und er beugte sich über ihn und schlug wütend auf ihn ein, um ihn anzutreiben. Bei der Wette ging es um die Anzahl der Ladungen, die wir bis Anbruch der Dunkelheit noch auf die Felder schafften, und um einen bestimmten- Geldbetrag für jede Ladung, die der Sieger mehr transportierte.
Es wurde bald klar, daß ich meinem Wächter Geld einbringen würde, der natürlich nicht genug bekommen konnte und mich derart mit der Peitsche bearbeitete, daß mein Rücken bald eine einzige blutige Wunde war.
Trotz aller Wut und Schmerzen hielt ich mich sehr lange zu rück. Aber schließlich kam der Augenblick, da ich genug hatte. Auf einer Fahrt erreichten wir die Felder, nachdem die anderen gerade den Rückweg zur Stadt angetreten hatten, so daß wir ganz allein waren. Trotz meiner guten Konstitution war ich jetzt dem Zusammenbruch nahe, und ich wußte, daß mich der Wächter über kurz oder lang umbringen würde, wenn ich der Sache nicht ein Ende machte. Als wir das Feld erreichten, wand te ich mich um und starrte ihn an. »Wenn du nicht so dumm wärst«, sagte ich, »würdest du nicht deine und meine Energie mit Peitschenschlägen vergeuden. Ich bin bald mit den Kräften am Ende, und was machst du dann?«
»Mund halten, du Faulpelz!« schrie er und kam mit erho bener Peitsche auf mich zu.
Ich hob die Gabel, mit der ich den Karren beladen hatte, und stieß ihm die Spitzen in die Brust. Ich mußte das Herz getrof fen haben, denn der Mann ging sofort zu Boden und war tot. Ich beugte mich über ihn, nahm ihm die Strahlenpistole ab und versteckte sie unter meinem Lendenschurz. Dann machte ich mich daran,
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