Venus 04 - Odyssee auf der Venus
panganischen Offizier, mit dem ich mich etwas angefreundet hatte. »Ich dachte, du wärst entkommen«, sagte er niedergeschlagen.
»Das hatte ich auch gehofft, aber dann bin ich in die Hände von hangorischen Viehtreibern gefallen. Wie ist die Behand lung hier?«
Er wandte mir den Rücken zu und zeigte mir einige blutige Striemen.
»Ich glaube nicht, daß ich mir das gefallen lasse«, sagte ich.
»Da solltest du lieber vorsichtig sein. Gestern haben zwei Männer gemeutert. Sie wurden auf der Stelle erschossen. Eini ge der Wächter lassen nicht mit sich spaßen.«
Nach einiger Zeit kamen Frauen in das Lager und brachten uns etwas zu essen. Ich erfuhr, daß die Sklavinnen nebenan untergebracht waren.
Am nächsten Morgen begann die Arbeit. Wir mußten aus Lavafelsen Steine heraushauen, die zum Bau einer neuen Stadt mauer verwendet werden sollten. Fünfundzwanzig oder drei ßig Sklaventreiber mit Strahlenpistolen und Peitschen wachten über uns, und wenn ein Mann sich nur einmal den Schweiß von der Stirn wischte, erhielt er schon einen Schlag auf den Rücken. I ch arbeitete in einiger Entfernung von der neuen Mauer, konnte aber erkennen, daß dort Sklavinnen an der Arbeit wa ren und Mörtel zubereiteten.
»Wie arbeitet der Sklave hier?« fragte Stalar und trat ne ben den Aufseher, der über uns wachte.
»Bisher recht gut«, sagte der Mann. »Er ist sehr stark und kann einen Stein allein aufheben, den normalerweise zwei Sklaven tragen.«
»Behalte ihn im Auge und nimm ihn dir ordentlich vor, wenn er Schwierigkeiten macht. Ich kann dir sagen, daß der Bursche gefährlich ist.« Dann wanderte er weiter.
»Was hat Stalar gegen dich?« fragte der Wächter, nachdem der Oberaufseher außer Hörweite war.
»Ich weiß es nicht«, erwiderte ich. »Wahrscheinlich hält er mich für einen Panganer.«
»Und bist du das nicht?«
»Nein«, erwiderte ich, ohne bei der Arbeit innezuhalten. Es hatte keinen Sinn, diesen Mann gegen mich aufzubringen – das hätte meine Fluchtchancen noch weiter vermindert.
»Stalar ist bösartig«, vertraute mir der Mann an. »Und er hat irgend etwas gegen dich.«
»Offenbar will er, daß du es mir heimzahlst«, sagte ich.
»Da hast du wahrscheinlich recht, aber wenn du deine Arbeit weiter so ordentlich machst, tue ich dir nichts. Mir macht es keinen Spaß, hier mit der Peitsche herumzuhauen.«
Nachdem ich einige Steine zugehauen hatte, befahl mir mein Aufseher, sie zur Mauer hinüberzubringen. Ich nahm einen Stein auf und stellte ihn neben einer Sklavin ab, die ein Mör telbett bereitete. Sie wandte sich um, und das Herz schlug mir bis zum Halse – es war Duare!
Ich wollte eben den Mund aufmachen, als sie einen Finger an die Lippen legte.
Schon spürte ich einen heftigen Schmerz auf dem Rücken, und als ich mich umwandte, sah ich mich dem Wärter gegen über, der die Arbeiten an diesem Teil der Mauer beaufsichtigte. »Was lungerst du hier herum?« fragte er.
Ich bezähmte meine Wut, indem ich an Duare dachte, drehte mich um und machte mich auf den Weg, einen neuen Stein zu holen. Noch im Weggehen schlug der Mann erneut nach mir, so daß mir das Blut über den Rücken lief.
Als ich zu meinen Steinen zurückkam, warf mein Wächter einen erstaunten Blick auf die Striemen. »Woher hast du sie?« fragte er.
»Der Aufseher an der Mauer hat gesagt, ich hätte herumgelungert, und du weißt, daß das nicht stimmt.«
»Gut, ich komme beim nächstenmal mit.«
Ich nahm zwei weitere Steine auf und machte mich in Be gleitung meines Wächters wieder auf den Weg zur Mauer. Als ich meine Last neben Duare absetzte, flüsterte ich ihr zu: »Nur Mut! Ich finde schon einen Ausweg.«
Als ich mich aufrichtete, kam der Mauerwächter schon mit erhobener Peitsche auf mich zu. »Na, machst du schon wieder Pause?« fragte er.
»Er hat keine Pause gemacht!« sagte mein Aufseher. »Laß ihn in Ruhe – er gehört zu meinen Leuten.«
»Ich schlage jeden, wenn es mir Spaß macht!« sagte der Mauerwächter, »auch dich, da wir schon dabei sind.« Und er machte Anstalten, meinen Wächter über den Kopf zu schlagen. Mir riß die Geduld, und ich sah rot. Ich sprang den Mann an und riß ihm die Peitsche aus der Hand. Er war so überrascht, daß er sich nicht wehrte. In der nächsten Sekunde hatte ich auch seine Strahlenpistole an mich genommen. Es war Wahn sinn, aber ich konnte nicht mehr an mich halten.
Schon kam Stalar herbeigeeilt. »Was ist hier los?« fragte er erregt.
»Dieser Sklave hat versucht, mich
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