Venus und ihr Krieger
verlöschen wie eine Alabasterlampe, deren Öl aufgebraucht war. Die Spannung in ihren Gliedern löste sich, sie streckte sich und kam allmählich wieder in die Gegenwart zurück. Sie hob den Blick und begegnete seinen Augen. Grenzenlose Verwunderung sah sie darin.
»Ich habe nie der Göttin Venus gehuldigt, sondern Mars und Priapus. Doch wenn Venus nur annähernd so schön ist wie du, ergebe ich mich ihrem Zauber. Sie muss es sein, die uns zusammengeführt hat.«
»War es nicht eher Amors Pfeil, der dich ins Herz getroffen hat?«, fragte sie lächelnd.
»Seine Pfeile scheinen Blicke aus himmelblauen Augen zu sein.« Sein Gesicht war sanft und entspannt. Er glich in diesem Augenblick eher einem griechischen Jüngling als einem römischen Gladiator.
Er streckte sich neben ihr im Gras aus und streichelte liebevoll ihren Körper. Dann deckte er seinen Umhang über sie.
»Komm mit unter das Tuch, ich möchte noch einen Augenblick an deinen Körper geschmiegt liegen«, bat sie. Er zog sie eng an sich und spürte ihr heftig klopfendes Herz. Zärtlich berührte er mit den Lippen ihr Gesicht, sanft und spielerisch, beruhigend und ihr Sicherheit gebend. Für Pila waren es Momente der Glückseligkeit, eines Gefühls der inneren Wärme und Geborgenheit.
Claudius blickte zum Himmel. »Wir müssen aufbrechen, Geliebte«, sagte er leise, aber bestimmt. »Der Morgen bricht bald an. Romelia wird dich im Haus vermissen.«
Seufzend erhob Pila sich und legte ihre Kleider an. Auch Claudius zog seine Tunika an und warf den Umhang über. Hand in Hand liefen sie abseits des Weges durch den Olivenhain hinunter ins Tal, wo die Oleanderbüsche blühten.
Wenige Schritte vor dem kleinen Tor in der Mauer, dessen Existenz nur wenige kannten, trennten sie sich. Claudius zögerte. Er beugte sich zu Pila und küsste sie.
»Ich liebe dich, Pila, bitte vergiss das niemals, egal, was geschieht!«
Er wandte sich ab, um über den vorderen Eingang ins Anwesen zu gelangen. Er würde den Trunkenen vorspielen und keiner würde Notiz von ihm nehmen.
»Claudius«, hörte er Pilas leise Stimme. Er blieb stehen und blickte sich um.
»Ja?«
»Du hast gesagt, du liebst mich. Warum gehst du dann wieder zu Romelia und Athenais zurück? Warum kriechst du in ihre Betten, wenn du es hasst, mit ihnen zu schlafen?«
Claudius senkte den Kopf. »Es bleibt mir gar nichts anderes übrig. Ich habe zwar etwas Geld, aber ich bin nicht reich. Sie bezahlen mich für die Nächte mit ihnen. Ich lebe davon, dass sie mich aushalten.« Er lachte bitter. »Denn ich kann nicht mehr in die Arena zurück.«
»Warum nicht?«
Claudius schaute ihr tief in die Augen und in seinem Blick lag eine unendliche Zärtlichkeit und Trauer. »Ich habe plötzlich Angst vor dem Tod!«
Zehntes Kapitel
PILAS LIEBESNACHT
Alles hatte sich verändert, nichts war mehr so wie früher! Das Blau des Himmels leuchtete intensiver, der Duft der Blumen verströmte lieblicher, die Sonne streichelte Pila mit ihren goldenen Strahlen und der Wind flüsterte ihr ins Ohr: Claudius! Claudius!
Ihr Herz flatterte wie ein kleiner Vogel und das Blut rauschte wie ein wilder Sturzbach in ihren Adern. Nach dieser Nacht im Olivenhain war sie seine Frau. Es gab kein Zeremoniell, wie sie es kannte, er schenkte ihr kein gezäumtes Ross und kein Ochsengespann, sie übergab ihm keine Waffe, doch beide hatten sich etwas geschenkt, das tausend Mal wertvoller war: ihre Herzen! Das Leben unter Romelias strengem Regime erschien ihr plötzlich erträglicher. Sie lebte für die wenigen Momente, die es ihr ermöglichten, Claudius zu treffen. Und Claudius fiel immer wieder etwas ein, um in Pilas Nähe zu sein. Das weitläufige Anwesen bot einige ruhige Plätzchen, wo sie sich ungestört treffen konnten. Und Claudius hatte Fantasie!
Romelia ahnte nichts von den zarten Banden zwischen Pila und Claudius. Es kostete Claudius immense Überwindung, Romelias schier unstillbaren Gelüste zu befriedigen. Immer mehr stieß ihn diese selbstherrliche, kalte Frau ab. Auch wenn sie einen schönen Körper besaß und raffinierte Liebeskünste beherrschte, die jeder Hetäre zum Ruhme gereicht hätten, war sie ihm zuwider. Seine Manneskraft, seine Potenz, die beachtliche Größe seines Phallus, auf die er einstmals so stolz war, wurden ihm jetzt zum Übel. Er wollte sich von Romelia nicht mehr wie einen Lustknaben benutzen lassen. Doch es blieb ihm keine Wahl, wollte er nicht riskieren, in die Kaserne nach Capua zurückgeschickt zu
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