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Venus und ihr Krieger

Venus und ihr Krieger

Titel: Venus und ihr Krieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Hastings
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Athenais’ Blick wurde weich und erwartungsvoll. Die Priesterin reichte Athenais einen Korb, der mit einem Tuch bedeckt war. Etwas Langes, Spitzes hob das Tuch, auch einige Kornähren waren zu sehen. Athenais nahm den Korb auf und reihte sich ein in den Reigen der tanzenden Bacchantinnen, auch Romelia und Pila wurden von dem ekstatischen Wirbel mitgerissen. Plötzlich tanzten auch seltsame Männer mit spitzen Pferdeohren, deren Lendenschurz hinten einen Pferdeschwanz aufwies. Die Musik wurde heftiger, der Tanz euphorischer. Die Männer ergriffen wahllos einige der in Verzückung geratenen Frauen. Der lebende Bacchus aber zog Athenais zu sich heran, die den Korb vor ihm abstellte. Verwirrt taumelte Pila zwischen den in rasende Leidenschaft geratenen Tänzerinnen, bis eine kräftige Hand sie packte und aus dem Reigen zog.
    »Lass uns verschwinden!«, hörte sie Claudius’ Stimme hinter sich. Er zog sie aus dem heiligen Hain hinaus in die Nacht.
    Sie liefen den sanften Hügel hinunter, der den Tempel trug. Es war sehr dunkel, der Mond hatte sich hinter Wolken versteckt. Aber die Nacht war mild und das Zirpen der Zikaden drang aus dem nahe gelegenen Olivenhain. Bis hierher klang die Musik sowie das Lachen und Kreischen der Bacchantinnen.
    Außer Atem ließen beide sich ins Gras fallen. Es duftete nach Oleander und Jasmin.
    »Halt meine Hand fest«, flüsterte Pila. »Ich habe Angst, allein zu sein.«
    »Ich bin bei dir, ganz nahe.« Sie spürte seinen Atem an ihrem nackten Hals und erschauerte. »Du brauchst keine Angst zu haben.«
    »Dieser Tempel hat mich erschreckt. Ich verstehe nicht, wenn man einem Gott opfert, dass man dabei so … so in Raserei verfällt.«
    »Dieser Kult ist sehr alt. Schon vor vielen Hundert Jahren haben die Griechen hier Dionysos gehuldigt. Es gibt viele Götter und alle sind für irgendetwas gut. Du brauchst dich aber nicht zu fürchten. Dich erschreckt die Heftigkeit der Gebete, nicht wahr? Dich erschreckt die Größe des Phallus. Dich erschreckt, dass du vielleicht diejenige bist, in die eingedrungen wird. Es ist Verletzlichkeit, die dich ängstigt. Einige Frauen glauben, es sei ein Schwert, das sie tötet.«
    »Du meinst Romelia?«
    »Ja. Sie ist ganz wild darauf, dass ich sie mit meinem Panzer bekleidet beschlafe. Sie will das kalte Metall auf ihrem Körper spüren. Und wenn ich in sie eindringe, dann glaubt sie, es ist mein Schwert, mit dem ich sie töte. Sie stirbt jedes Mal.«
    »Wie kann man Liebe so grausam empfinden«, schauderte Pila. »Liebe? Das hat nichts mit Liebe zu tun. Es ist reine Gier. Weißt du, warum sie so gern zu den Gladiatorenspielen geht? Sie versetzt sich in die Lage des Gegners, sie stirbt mit ihm und es bereitet ihr Lust. Deshalb will sie, dass ich sie besiege, deshalb will sie, dass ich sie mit meinem Phallus aufspieße, als würde ich sie mit meinem Schwert töten.«
    »Und das gefällt dir?«
    »Mir? Oh, nein! Ich hasse diese Frau. Sie demütigt mich, sie quält mich, sie hält mich als ihren Lustknaben. Was bin ich denn schon? Ein Gladiator, weiter nichts. Abschaum der Gesellschaft, geliebt und gehasst zugleich.«
    »Warum bist du ein Gladiator geworden, welches Schicksal hat dich in die Arena verschlagen?«
    »Wäre ich nicht Gladiator, dann wäre ich ein Dieb oder Bettler oder Räuber oder ein dreckiger Sklave im Rinnstein. Meine Mutter war eine freigelassene, gallische Sklavin, die als Hure in einem billigen Bordell lebte. Und mein Vater war einer der vielen römischen Soldaten, der sie wegen ihres hellen Haares und der blauen Augen besuchte.«
    Pila richtete sich erstaunt auf. »Daher hast du deine blauen Augen.«
    »Darauf brauche ich mir nichts einzubilden«, sagte er bitter. »Ich war ihr im Wege, sie konnte mich nicht ernähren. Als achtjährigen Knaben gab sie mich fort, in die Schule des Lentulus. Er bildete mich zum Gladiator aus. Hier hatte ich wenigstens die Chance, ehrenvoll im Sand der Arena zu sterben und nicht in der Gosse zu verhungern.«
    Er hatte sich vor sie gekniet, sie konnte seine Silhouette gegen den dunklen Nachthimmel erahnen. Am Geräusch erkannte sie, dass er seine leichte Bekleidung abstreifte. Suchend streckte sie die Hände nach ihm aus.
    »Aber du bist nicht gestorben«, flüsterte sie.
    »Nein, noch nicht. Denn ich habe die Gabe, so mit dem Schwert umzugehen, dass ich bisher immer der Sieger geblieben bin. Ich konnte so kämpfen, weil ich den Tod nicht fürchtete. Und so tötete ich meine Gegner und stieg auf diesem

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