Venus und ihr Krieger
wurde langsam nervös. Irgendetwas schien nicht in Ordnung zu sein. Endlich erschien der Arzt und hinter ihm kam sein Gehilfe, der die kleine Truhe mit den ärztlichen Instrumenten trug.
Diodoros wahrte Haltung, obwohl er lieber tausend Fragen gestellt hätte. Nerem-ptah trippelte vor Diodoros her und winkte ihn in einen kleinen Raum. Nur sein Gehilfe durfte ihm folgen, dann schlug er die Tür zu.
»Verehrter Diodoros, deine Gattin ist so gesund, wie man sich eine Frau nur wünschen kann«, begann der Arzt ohne Umschweife. »Ich habe sie lange und gründlich untersucht und sie auch ausführlich befragt.«
»Befragt?«, fragte Diodoros befremdet.
»O ja, das ist sehr wichtig, um zu ergründen, ob ihr Zyklus dem des Mondes entspricht.«
»Ihr was?«
Nerem-ptah schwieg und räusperte sich. »Verehrter Diodoros, die Natur der Frau scheint kompliziert, wenn man sie nicht kennt. Doch wenn man in die Geheimnisse eingeweiht ist, sind es keine Geheimnisse mehr. Der Leib einer Frau ist nicht ständig fruchtbar, so wie auch ein Acker im Winter nicht trägt. In seltsamer Weise richtet sich diese Fruchtbarkeit nach dem Wandel des Mondes. Doch das ist normal. Und dies geschieht im Körper deiner Gattin.«
»Aber warum schenkt sie mir dann keinen Erben?«
»Um dir diese Frage endgültig zu beantworten, muss ich auch dich untersuchen.«
»Mich?« Diodoros war aufgesprungen und sein Gesicht lief zornesrot an. »Was erlaubst du dir? Auch wenn du ein berühmter Arzt bist, so steht es dir keineswegs zu, an meiner Manneskraft zu zweifeln. Und es besteht kein Zweifel daran.«
Nerem-ptah ließ sich von Diodoros’ heftiger Reaktion keineswegs aus der Ruhe bringen. »Du wolltest wissen, woran die Kinderlosigkeit deiner Gattin liegt, Diodoros. Ob es dir passt oder nicht, es liegt in der Natur der Sache. Da deine Gattin offensichtlich gesund und völlig normal ist, gibt es nur zwei Möglichkeiten.«
»Und die wären?«, fragte Diodoros gereizt.
»Entweder liegst du deiner Gattin nicht bei, sodass sie gar nicht empfangen kann – oder deine Lenden sind taub!«
Diodoros schnappte nach Luft und benötigte einige Augenblicke, um sich zu sammeln. Er fühlte sich zutiefst gekränkt und in seiner Ehre verletzt. Er blickte den Arzt an. Doch für diesen schien es ein ganz normales Problem zu sein.
»Was schlägst du vor?«, fragte er etwas gefasster.
»Ich benötige etwas von deinem männlichen Körpersaft, um ihn zu untersuchen.« Der Arzt reichte Diodoros eine kleine Schale.
»Soll ich es tun oder machst du es selbst?«
Diodoros, dem Schamgefühle sonst völlig fremd waren, bekam einen roten Kopf. »Warte hier«, sagte er betreten und nahm die Schale entgegen. Er verließ den Raum und rief nach Nikandros.
Romelia wälzte sich unruhig auf ihrem Bett hin und her. Seit einigen Tagen fühlte sie sich nicht wohl. Ihr Magen rebellierte. Sie ahnte, worauf ihr Unwohlsein zurückzuführen war. Um die Liebesfreuden mit Claudius besonders intensiv zu erleben, nahm sie verschiedene Aphrodisiaka zu sich. Sie trank Unmengen von Wein aus Granatäpfeln, verspeiste die Blüten, die auf den reifen Granatäpfeln saßen, bereitete eine Mixtur aus Minze, Rose, Tollkirsche und vergorenem Honig zu. Wein würzte sie mit Anis und Mohnsaft. Das alles bekam ihrem Liebesleben gut und dem Magen schlecht. Der Kopf dröhnte und ihr Bauch wand sich in Krämpfen. Schließlich erbrach sie sich ins Bett.
Pila und Drusilla eilten herbei. Doch Romelia wollte niemanden sehen, so elend ging es ihr. Der eilig herbeigerufene Arzt schüttelte bedauernd den Kopf. »Diät, Ruhe, Schlaf, Enthaltsamkeit«, verordnete er knapp und empfahl einen Sud aus Kamillenblüten und Salbei. Angewidert schob Romelia die Kanne beiseite.
»Lasst mich in Ruhe«, wimmerte sie und zog sich die Decke über ihr verzerrtes Gesicht. »Drusilla, warte vor der Tür! Pila, bring ein frisches Laken!«
Verschreckt huschten die Dienerinnen hinaus.
»Ich geh schon in die Wäschekammer«, sagte Pila. »Ruh dich aus, vielleicht hat sie doch noch einen Wunsch.«
»Das glaube ich nicht. Hoffentlich schläft sie etwas, danach wird sie sich schon besser fühlen.«
»Von mir aus kann sie noch eine Weile daniederliegen. Da haben wir wenigstens Ruhe vor ihr«, flüsterte Pila.
»Da hast du Recht. Ich mach es mir inzwischen auf der Bank bequem.« Seufzend hockte sich Drusilla auf eine Bank vor Romelias Schlafgemach.
Die Wäschekammer befand sich im Wirtschaftstrakt der Villa. Der Gang davor war leer, die
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