Venuskuss
dem Bett und stemmte jetzt die Arme in die Hüften. „Harry, komm auf den Teppich. Ich lebe in meiner Welt und du in deiner. Meine Welt besteht aus Mister Proper, Mikrofaser und Möbelpolitur. Deine aus Maßanzügen, Fotoshootings und 1800 Euro Hotelsuiten. Das verträgt sich nicht.“ Sie fuhr sich mit den Fingern durchs Haar, mit der Absicht, es zu glätten, erreichte damit aber nur das Gegenteil. Ihre dunklen Locken ringelten sich wirr und verführerisch um ihr herzförmiges Gesicht. „Es war nett und ich hoffe, du hattest auch etwas Spaß.“
Natürlich hatte sie Recht mit allem, was sie sagte. Aber er wollte das jetzt nicht hören. Er wollte, dass sie bei ihm blieb. Den Rest der Nacht. Und zum Frühstück. Und ...und ... verdammt, wofür auch immer. Er wollte wissen, was ihre Lieblingsfarbe war. Ob sie ihre Pizza ohne Oliven bestellte. Ob ihr Xavier Naidoo auf den Geist ging und sie alle Songs von Grönemeyer kannte.
Aber das würde er nie erfahren, wenn jetzt die Tür hinter ihr ins Schloss fiel. Verzweifelt zermarterte er sich das Gehirn nach einem Argument, das sie zum Bleiben bewegen würde. Sein Blick fiel auf das angrenzende, mit rotem Marmor verkleidete Bad und die in den Boden eingelassene Wanne.
„ Das Bad ... wir haben noch gar nicht … alle Möglichkeiten ausprobiert.”
Sie warf ihm einen mitleidigen Blick zu und griff nach ihrer Tasche. „Netter Versuch.“
Er stand neben Bett. Nackt, schön und verzweifelt. Mit einer hilflosen Geste breitete er die Arme aus. „Bleib bei mir, Bozena. Gib uns eine Chance.“
Ihre Finger umfassten die Griffe der Tasche fester und sie zog die Unterlippe zwischen die Zähne. Ihre Augen glitzerten. „Geht es nicht in deinen Kopf? Ich gehöre zu denen, die die Hotelzimmer putzen, die ihr bewohnt. Ich wollte nur einmal auf der anderen Seite stehen, nichts weiter. Ich wollte auch einmal einen Star im Bett haben, statt der lächerlichen Figuren aus dem Supermarkt. Das ist alles.“
Er sah sie an und merkte, dass ihre Augen nicht vor Wut glitzerten, sondern dass sie in Tränen schwammen. „Bozena, geh nicht.“
Sie warf den Kopf zurück. „Lass es gut sein, Ha ...rry. Morgen bist du Mailand, übermorgen in London. In einer Woche hast du meinen Namen längst vergessen. Wo ist der Ring?“
Resignierend bückte er sich und hob ihn auf. „Hier.“
Langsam ging er zu ihr hinüber und sah sie traurig an. Sie presste die Lippen zusammen und griff nach dem Ring. Bevor sie ihn nehmen konnte, hielt Harry mit einer blitzschnellen Bewegung ihre Hand fest und streifte den Ring über ihren Finger. Harry wusste nicht, woher die Idee kam. Und selbstverständlich war sie unmoralisch. Illegal. Und völlig verwerflich.
Blind Date
Gregor wartete gespannt, wie lange die Unbekannte noch ihr Spielchen mit ihm treiben würde. Da er von seinen 33 Jahren die letzten 21 in absoluter Dunkelheit verbracht hatte, waren Zeitgenossen mit einem etwas abartigen Humor für ihn nichts Neues.
Deshalb blieb er auch ruhig sitzen, als er merkte, wie jemand bemerkenswert leise über den in frühmorgendlicher Stille dösenden Sandstrand auf ihn zukam und direkt vor ihm stehen blieb. Er nahm den Hauch von „Mille Fleurs“ wahr und schloss daraus, dass es sich bei dem Neuankömmling um eine Frau handeln musste.
Seltsamerweise schlug seine Schäferhündin Bella, die ihn seit mehr als zwei Jahren überall hin begleitete, nicht an.
Die Minuten verrannen, ohne dass die Frau etwas sagte. Schließlich wurde Gregor der Sache müde. „Sie verstellen mir die Sicht auf den Sonnenaufgang, werte Dame.“
„ Ich kann Ihnen den Blick auf gar nichts verstellen. Sie sind blind.“ Die Stimme klang etwas rau und so atemlos, als wäre die Frau gerannt. Was nicht der Fall sein konnte.
„ Man sieht nicht nur mit den Augen“, antwortete er und spürte, wie die Frau einen Schritt näher kam. Er war sicher, dass er sie berühren konnte, wenn er die Hand ausstreckte.
„ Nein? Dann sagen Sie mir doch, welche Farbe mein Haar hat.“ Sanfter Spott begleitete ihre Worte.
Greg seufzte. „Kommen Sie her.“
Sie ließ sich auf die Knie fallen und er hob die Hand. Geschmeidige Locken ringelten sich um seine Finger. „Ihr Haar ist dunkelbraun, sofern Sie es nicht blond gefärbt haben“, fügte er hinzu. „Habe ich Recht?“
Sie nickte und er ließ seine Hand weiterwandern, entlang ihres Kiefers zu ihrer Wange. Sie trug kein Make Up und ihre Haut fühlte sich unter seinen Fingerspitzen weich und
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