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Vera Lichte 05 - Tod eines Heimkehrers

Vera Lichte 05 - Tod eines Heimkehrers

Titel: Vera Lichte 05 - Tod eines Heimkehrers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carmen Korn
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Gebrauchtwarenhändler, die sich in der Gegend tummelten. Er hatte selber schon die diskrimierenden Kunststoffkärtchen an seinem Auto gehabt, der immerhin der Dienstwagen eines Ersten Kriminalhauptkommissars war.
    Pit Gernhardt delegierte selten. Doch an diesem späten Nachmittag holte er zu einem großen Schlag aus, der ein halbes Dutzend der jungen Kollegen auf Tage beschäftigen sollte.
    Erst einmal ließ er das Foto der Toten von Neumühlen vervielfältigen.
    Dann scharte er die sechs um sich und instruierte sie.
    Die jungen Leute waren nicht unglücklich über die Aufgabe.
    Die Sumpfgegend mit ihren Kanälen hatte ihre sommerlichen Reize.
    Eine Bluse aus dünner Baumwolle, die sie anzog. Margeriten auf schwarzem Grund. Eines der oberen Knopflöcher war ausgerissen.
    Sie nahm die Brosche mit den tropfenförmigen Perlen, die in einer gläsernen Kompottschale lag, und kaschierte das kleine Loch.
    Das goldene Kreuz ihrer Erstkommunion hatte knappe zwanzig Euro gebracht. Manchmal hatte es wie ein Mühlstein an ihrem Hals gehangen und doch nur anderthalb Gramm gewogen.
    Über das Stickbild der Engel lächelte der Pfandleiher nur.
    Dennoch leistete sie sich eine Fahrkarte. Zum Schwarzfahren hatte sie keine Kraft. Wollte nicht auch noch vor Kontrolleuren Angst haben.
    Einen Brief hatte sie geschrieben an Bimbis Mann. Doch sie hoffte sehnlich, ihn anzutreffen. Ihr fiel es schwer, das alles in geschriebene Worte zu fassen. Es gelang ihr nur unvollständig.
    Sie klingelte in das leere Haus hinein. Schob den Brief schließlich unter der Tür hindurch. Aus dem schwarzen Schmiedeeisenkasten mit dem goldenen Posthorn quoll das Papier. Kehrte noch nicht zurück zu Tisch, Stuhl, Bett, Schrank.
    Die Kommode war nun der letzte Schatz.
    Sie fuhr zum Hafen und sah sich die großen Schiffe an. Fluchtgedanken.
    Der Duft des Flusses, der schon nach weitem Meer roch.
    Doch von hier aus brach man nicht mehr in eine neue Welt auf. Buchte nur eine Barkassenfahrt. Nahm die Fähre nach Finkenwerder.
    Eine kleine Tüte Fritten kaufte sie sich. Die Hälfte des Erlöses für das Kreuzchen war verschwendet. Für eine Tageskarte. Fritten.
    War sie nicht dennoch beinah vergnügt, als sie an den Barkassen vorbeiging, die an ihren eisernen Pollern befestigt lagen?
    Sie schob gerade das letzte der zu fettig frittierten Kartoffelstäbchen in den Mund, als sie ihn am Ende des Pontons stehen sah.
    Er war verändert. Doch sie erkannte ihn.
    Sie drehte sich um und lief zur nahen Landungsbrücke, um nach oben auf die Straße zu kommen.
    Nein. Er folgte ihr nicht. Lächelte nur.
    Das konnte sie sehen, als sie sich über das Geländer beugte und zum Ponton hinunterschaute, um sich zu vergewissern, dass es keine Täuschung war, der sie oblag.
    Engelenburg legte das Handgelenkmesser aus Kenia auf die karierte Decke. Es war für ein zarteres Gelenk gedacht, als seine es waren.
    »Das kommt auch aus der Kiste vom Dachboden?«, fragte Anni.
    Sie guckte auf das Teil, das aussah wie ein plumper Schmuck. Eisen in Leder eingefasst. Eine Spur Messing.
    Engelenburg nickte. »Messerscharf, wenn man das Leder ablöst«, sagte er. Das wusste er auch erst, seit der Museumskatalog aus Holland heute eingetroffen war. Was hatte er da seit Jahren transportiert?
    »Das würde gar nicht auffallen im Flurtischchen zwischen den Bürsten«, sagte Anni. »Vera rechnet nicht damit, dass ich mich wieder bewaffne.«
    »Sind wir vielleicht alle ein wenig hysterisch?«, fragte Engelenburg. »Herr Perak hat möglicherweise ganz andere Sorgen.«
    Anni schüttelte heftig den Kopf.
    »Ich hab ihn gesehen«, sagte sie, »als ich den Kleinen vom Kindergarten holte. Er lauerte uns auf und ist uns in großem Abstand gefolgt.«
    Auflauern. Engelenburg fing an, daran zu zweifeln, dass Perak noch interessiert war, sich in Veras Leben zu drängen. Er wohnte wohl in der Gegend. Kam einem darum ab und zu in die Quere. Ein unangenehmer Zeitgenosse. Doch eine Gefahr? Jan van Engelenburg war bereit, jede Sorge mitzutragen. Nach Lösungen zu suchen. Wachsam zu sein. Doch er fürchtete eine kollektive Hysterie.
    »Darf ich das Messer an mich nehmen?«
    »Ungern, werteste Anni. Was ist, wenn Nicholas es findet?«
    »Ich kann es als Armband tragen. Dann habe ich es zur Hand.«
    Annis Gelenke waren wirklich die einer Antilope. Als wäre das afrikanische Handgelenkmesser für sie geschmiedet worden.
    »Auf keinen Fall«, sagte Engelenburg. Er bereute, das Objekt vorgeführt zu haben. Hatte es nur als

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