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Vera Lichte 05 - Tod eines Heimkehrers

Vera Lichte 05 - Tod eines Heimkehrers

Titel: Vera Lichte 05 - Tod eines Heimkehrers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carmen Korn
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über die Alster, deren Trubel angenehm weit entfernt war.
    Der Himmel war graues Metall. Es würde ein Gewitter geben.
    Vielleicht konnte er als Retter auftreten. Wenn das Kind Angst hätte vor Donner und Blitz. Vor einem tiefen Wasser. Vertraute ein kleiner Junge dann einem fremden Mann? Ließe sich an die Hand nehmen? Wegführen von den vertrauten Wegen?
    Die Ausführung würde nicht einfach werden. Kaum zu glauben, dass die Alte sich einmal nicht in das Kind verkrallte.
    Ein Grollen kam aus dem Himmel. Ein erster heftiger Blitz. Auf den Alsterwiesen, gegenüber seiner Dachterrasse, wurden die Kinder eingesammelt, um sie vor den Gewalten zu schützen.
    Er leerte das Glas und ging hinein, ehe es zu schütten begann.
    Setzte sich an den Bösendorfer und begann Mahler zu spielen. Nein. Nicht die Kindertotenlieder. Obwohl das fünfte zuträfe. »In diesem Wetter, in diesem Braus.«
    Perak spielte »Das Lied von der Erde«. Eine Bearbeitung von Arnold Schönberg. Die Tasten fingen an, ihm wieder zu gehorchen.
    Auch am Montag lag keine Vermisstenanzeige vor. Die Meldung in den Zeitungen erschien noch ohne Foto. Das Ergebnis über das vermutete Gift im Blut der unbekannten Toten war für den Nachmittag angekündigt.
    Gernhardt nutzte die Zeit, dem Kollegen Kummer eine neue Theorie zu den Stickereien vorzutragen.
    »Und was vermutest du?«, fragte Kummer.
    »Ist doch ungewöhnlich, dass sie beide gestickt haben. In diesen Zeiten ein eher seltenes Hobby bei jungen Mädchen.«
    Kummer hob die Schultern. Seine Cindy nähte kaum mal einen Knopf an. Schon gar nicht seinen Knopf. »Die eine war Polin, die andere ein Waisenkind«, sagte er. »Andere Umstände.«
    »Das Nadelkissen in Marta Gorskas Sekretär ist auch weg«, sagte Pit.
    »Du spinnst dir da was zusammen«, sagte Kummer, »ich halte Zwinglein für eine viel wichtigere Spur.«
    Das Kennzeichen des Jaguars war an die Polizeidienststellen gegangen, doch Kummer drängte seit Tagen, noch ein paar Kohlen draufzulegen, um Zwingleins Aufenthalt zu ermitteln. Hatte Gernhardt dem nicht schon zugestimmt, als sie beim Griechen in der Sonne saßen?
    »Der Chef ist dagegen«, sagte Gernhardt.
    Kummer staunte. »Gegen was?«, fragte er. »Gegen eine Zeugenfahndung bei Zwinglein.«
    »Vielleicht haben sie den gleichen Autohändler«, sagte Kummer. Er klang frustriert. »Immerhin besteht der Verdacht, dass Zwinglein sich mit einer Scheinfirma schmutzig macht.«
    »Das ist nur eine Vermutung«, sagte Gernhardt.
    »Steht bei uns am Anfang je was anderes als Vermutungen?«
    Kummer war nicht zufrieden mit dem Ersten Kriminalhauptkommissar Gernhardt. Er hätte das Zepter gern selber in die Hand genommen. Vielleicht verlor sein liebster Kollege den Biss. Er neigte zunehmend zu Sentimentalitäten und war geradezu harmoniesüchtig geworden, was den Herrn Kriminalrat anging.
    »Ich hätte gern mal in die Schachtel geguckt, in denen Zwingleins Personalakten sind«, sagte Kummer.
    Pit sah ihn an. »Ein eher schlichtes Türschloss«, sagte er.
    »Ich höre den Auftrag wohl«, sagte Kummer.
    Ein Grab mit Aussicht auf den Corner See. Das hatten sich Anna Forsbjergs Eltern in Cadenabbia ausgeguckt. Im Familiengrab in Hamburg war noch ein Plätzchen frei. Warum nicht Marta hineintun?
    Die Großeltern Cordes, die dort lagen, störte das sicher nicht.
    Der Gorska blieb die Einäscherung erspart. Auch das anonyme Verbuddeln einer Urne. Vielleicht freute das ihre Seele.
    Gernhardt hatte das Telefongespräch mit Anna geführt und Herzklopfen gehabt. Sprach das gegen seine Gefühle zu Dora?
    Er hätte das heftig bestritten. Vermutlich tat es das auch nicht.
    Der Alltag eines Kriminalhauptkommissars bot kaum eine Berührung mit den lustvollen Seiten des Lebens. Gernhardt hatte die Chance genutzt, einen kleinen Höhenflug zuzulassen.
    Der nächste Anruf hob das Hoch im Herzen auch schon wieder auf.
    Das Blut der unbekannten Toten legte den Verdacht nahe, dass sie mit Senfgas in Berührung gekommen war.
    »Ein Kampfstoff, der hier noch gelegentlich herumliegt«, hatte der Forensiker aus dem Labor gesagt. »In der Nordsee vor allem. Kann aber auch sein, dass hier in Hafennähe ein Fässchen vergraben ist.«
    Gernhardt vermutete ein Gelände zwischen Süder- und Norderelbe.
    In den achtziger Jahren war in Georgswerder in der Erde der einstigen Mülldeponie Dioxin gefunden worden. Auf der Veddel saß Europas größter Kupferproduzent. Warum nicht noch ein Senfgasfässchen auf den Grundstücken der

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