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Verbannt

Verbannt

Titel: Verbannt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Cast
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meine Augen mit den Händen zu bedecken, wie ich es bei gruseligen Filmen machte. Während ich noch überlegte, was davon ich tun sollte, hob Bres sein Gesicht. Entsetzt sah ich, wie seine Züge sich veränderten, sich bewegten, sich neu formten, als wären sie aus frischem Ton und noch nicht vollständig ausgebildet. Als Erstes schlössen sich sein Mund und seine Nase, dann fingen seine Augen an zu glühen und zu glänzen. Mit einem Mal waren es keine Augen mehr, sondern tiefschwarze Höhlen, und sein Mund war ein mit Fangzähnen bewaffneter Schlund. Sein Gesicht veränderte sich noch einmal, und ich starrte ungläubig den schönsten Mann an, den ich jemals gesehen hatte. Ich blinzelte und schluckte Galle hinunter, und schon war er wieder der klapperdürre Bres.
    Rhiannon zeigte keinerlei Reaktion auf diese grausamen Verwandlungen. Sie nahm ihm das Messer ab, und mit zwei kurzen, schnellen Bewegungen, als wäre sie ein durchgeknallter Zorro mit Rechtschreibschwäche, ritzte sie ein großes X in seine Brust. Sofort sickerte Blut aus den Wunden und lief an seinem nackten Oberkörper hinunter.
    Mit Erscheinen des Blutes legte ihre Litanei, die sie keinen Moment unterbrochen hatte, dramatisch an Tempo zu. Aus dem Augenwinkel sah ich einen dunklen Schatten aufflackern. Schnell drehte ich mich in die Richtung und spürte, wie mein Magen sich verkrampfte. Das Blut gefror mir in den Adern.
    Tintige Schwärze brandete vorwärts. Rhiannon musste die Anwesenheit spüren, denn sie drehte sich ebenfalls um. Als sie die ölig schimmernde, wabernde Masse sah, kniff sie die Augen zu schmalen Schlitzen zusammen, und die Worte ihres Gesanges veränderten sich. Das Einzige, was ich daraus verstand, war der Name der Kreatur.
    „Nuada eirich mo dhu! Nuada eirich mo dhu! Nuada eirich mo dhu...“
    So ging es weiter und weiter, wie eine CD mit einem Kratzer. Ich sah zu, wie der schwarze Schatten, der Nuada war, sich erhob und sich in eine erkennbare Form verfestigte. Krallen wuchsen aus Gliedmaßen, die Händen ähnelten. Zitternd bildeten sich Beine und nahmen eine humanoide Form an. Sein Gesicht kräuselte sich, und ein mundähnlicher Schlund öffnete sich, um Worte zu formen.
    „Frau“, gurgelten die Worte aus seiner Kehle. „Ich bin hier auf deinen Befehl.“
    Seine Aufmerksamkeit war auf Rhiannon gerichtet. Meine Gegenwart schien er gar nicht wahrzunehmen.
    „Ich weiß deinen Gehorsam zu schätzen.“ Rhiannons Stimme klang verführerisch. „Und jetzt befehle ich dir, den Körper meines Dieners in Besitz zu nehmen.“
    Irgendetwas, das ein Lachen hätte sein können, blubberte aus dem fürchterlichen Schlund.
    „Du hast die Macht, mich zu erwecken, Frau, aber dein erbärmliches Blutopfer reicht nicht aus, um mir zu befehlen.“ Er glitt näher an uns heran. „Du warst dumm. Ich habe kein Verlangen, dein Diener zu sein, aber mich verlangt danach, dich zu probieren.“
    Mit unerwarteter Schnelligkeit sprang Rhiannon vorwärts und packte meinen Arm.
    „Was, zum Teufel, tust du da?“, schrie ich und versuchte mich aus ihrem Griff zu befreien, wobei ich weiterhin ein Auge auf Nuada hielt, der immer näher kam. Als ich aufschrie, blieb er stehen.
    „Ich sehe, es gibt zwei von euch“, flüsterte er. „Umso besser, Frauen. Umso besser.“ Sein Lachen klang wie ein Zischen.
    Plötzlich zog Rhiannon mich heftig an sich, und in der gleichen, flüssigen Bewegung hob sie die Hand, die das Stilett hielt. Alles passierte so schnell, als hätte jemand einen gigantischen Schnellvorlaufknopf gedrückt. Ich fühlte brennenden Schmerz in meiner Seite, und etwas Scharfes kratzte über meine Rippen. Mir wurde übel.
    Meine Gedanken schössen wild hin und her. Oh, Göttin! Hat sie meine Tochter getötet? Mein Körper wurde taub, und ich spürte nichts mehr außer der warmen Feuchtigkeit. Austretendes Blut. Meine Knie waren schwach. Durch das seltsame Summen in meinen Ohren hörte ich Clints gequälten Schrei.
    Mit grausam verzerrtem Gesicht schnitt Rhiannon die Vorderseite meines Mantels auf und zerriss die Lagen Kleidung, die sich bereits rot färbten, um die tiefe, hässliche Wunde an meiner linken Seite freizulegen. Ich fühlte mich zu Stein verwandelt, als ihre rosafarbene Zunge herausschnellte und das Blut von der Klinge leckte.
    Beim Anblick meines Blutes begann Nuadas Körper zu zittern und sich in spasmischen Zuckungen zu winden.
    „Jetzt befehle ich dir!“ Rhiannons Stimme hallte über die Lichtung, als spräche sie durch einen

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