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Verbannt

Verbannt

Titel: Verbannt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Cast
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Schneemobilspuren trat und sich langsam, aber stetig um die Lichtung herumarbeitete. Als der Wald ihn verschluckte, straffte ich meine Schulter und marschierte los. Ich gab mir keine Mühe mehr, besonders leise zu sein.
    „Ich brauche jetzt deine Hilfe, Epona“, sagte ich laut.
    Ich war mir nicht sicher, aber ich vermeinte, die Bäume in meiner Nähe darauf rascheln zu hören.
    Ich trat aus der Baumlinie in den kniehohen Schnee, der die Lichtung bedeckte.

5. KAPITEL
    Das Erste, was mir auffiel, war das unglaubliche Grün der Sumpfeichen. Sogar durch den stetig fallenden Schnee war der Anblick ihres gesunden, mittsommerlich grünen Blattwerks ein Schock. Die unheimliche Ähnlichkeit des Geländes mit dem im Wald in Partholon vernebelte meinen Blick, und einen Moment lang sah ich nur, wie exakt dieser Ort ein Spiegelbild der Lichtung dort war. Natürlich passte der Schnee nicht ins Bild, genauso wie die Spuren der Technik.
    Mein Blick folgte den Spuren der Schneemobile, bis er die beiden Gefährte fand, die sie verursacht hatten. Sie standen verlassen neben dem schmalen Bach, der sich durch die Lichtung wand. Ich schaute über sie hinweg und ließ meinen Blick vom Grün der Eichenblätter zu den moosbedeckten Stämmen gleiten. Schließlich landete er auf den beiden Menschen, die sich in der Nähe der Eichen aufhielten.
    Rhiannon stand nah an dem Baum, der zur Linken des Baches wuchs. Ich sah den vagen Umriss eines Kreises, der in den Schnee geschmolzen war, der dem ähnelte, den sie im Park in Chicago gezeichnet hatte. Der Kreis umfasste beide Bäume und den Bereich des Baches, der zwischen ihnen lag.
    Es war unverkennbar Bres, der vor ihr kniete, das Gesicht Rhiannon zugewandt, sodass er mir den Rücken zudrehte. Beim Anblick seines nackten Oberkörpers überlief mich ein Frösteln. Schnell schaute ich an ihm hinab, um zu sehen, ob der Rest wenigstens bedeckt war. Dankbar schickte ich ein kleines Gebet an meine Göttin; er trug Jeans. Würde er seinen Kopf heben und sich umdrehen, könnte er mich mit Leichtigkeit sehen, aber er hielt den Kopf gesenkt, und es sah aus, als hätte er seine Hände vor seinem Körper gefaltet wie zu einem Gebet.
    Der Gedanke daran, wen er da vielleicht gerade anbetete, schnürte mir den Magen zu.
    Rhiannon trug denselben Rotfuchsmantel, den sie in Chicago – wenn auch nur für wenige Minuten – angehabt hatte. Ich ging auf sie zu, wobei ich zwischen zusammengebissenen Zähnen hervorstieß: „Verdammt, ich hoffe, dass sie sich nicht gleich wieder nackig macht.“
    Zu meiner Überraschung bemerkte sie mich immer noch nicht.
    Also musterte ich sie eindringlich, während ich mich ihr näherte. Sie hielt den Kopf ebenfalls gesenkt. Ihr Haar war offen und hing wirr bis auf ihren Rücken hinab. Ich berührte meine eigenen wilden Locken und fragte mich, ob ich für andere Leute genauso aussah. Die Mütze, die ich mir bis über die Ohren gezogen hatte, ließ jedoch wenig Spielraum für haarige Extravaganzen.
    Eine kaum merkliche Bewegung auf der andren Seite der Lichtung zog meine Aufmerksamkeit auf sich. Durch die dichte Hecke in der Nähe der Eichen konnte ich gerade noch einen kurzen Blick auf Clints grünen Hut erhaschen. Ich lächelte und versuchte damit, Clint stumm zu signalisieren, dass er die perfekte Position gefunden hatte. Dann setzte ich schnell wieder eine undurchdringliche Miene auf. Bei meinem Glück könnte Rhiannon genau in diesem Moment aufschauen, mich entdecken und genau wissen, was dieses dümmliche Grinsen zu bedeuten hatte. Ich war mir nicht sicher, wieso ich sie nicht wissen lassen wollte, dass Clint mich begleitete, aber ich wusste, dass ich gut daran tat, meinen Instinkten zu vertrauen, denn oft genug wurden sie von einer Göttin geleitet.
    Ich richtete meine Aufmerksamkeit wieder auf Rhiannon. Sie hielt ihre Hände mit je zwei abgespreizten Fingern und nach oben gedrehten Handflächen in Richtung Waldboden, so wie ein umgedrehtes Victory-V.
    Umgekehrter Sieg. Nach Rhiannons Meinung bedeutete das, dass ich über sie triumphieren würde.
    „Ich hoffe, das ist zukunftweisend“, murmelte ich.
    Meine Stimme schallte klar über die stille Lichtung. Rhiannon hob den Kopf und machte erschrocken einen Schritt auf mich zu. Als unsere Blicke sich trafen, blieben wir beide wie angewurzelt stehen. Uns trennten nur noch wenige Meter. Der Schnee fiel in kristallenen Flocken, als würde eine Göttin weißen Glitter von den Wolken schütteln. Obwohl es noch nicht mal Mittag war,

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