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Verbannt

Verbannt

Titel: Verbannt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Cast
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war der Himmel dunkler geworden. Das verstärkte den Eindruck, sich an einem alten außerirdischen Ort zu befinden.
    Rhiannon und ich blinzelten im gleichen Augenblick. Ich dachte gerade, dass sie viel zu viel Make-up trug, als ihre bronze glänzenden Lippen sich teilten. Die Stimme, die dann erklang, war meine, aber sie hatte den weichen Akzent von Partholon.
    „Du bist nicht so hübsch wie ich.“
    Das brach den Bann. „Wirklich?“, entgegnete ich. „Ich dachte gerade, dass du verdammt viel Make-up trägst, wodurch du viel älter aussiehst als ich.“
    Eine ihrer Augenbrauen schoss nach oben, und sie verschränkte die Arme in einer Geste, die ich sofort unbewusst nachahmte.
    „Warum bist du hier, Shannon?“ Sie redete nicht lange drum herum.
    „Ich glaube, wir beide müssen mal miteinander reden.“ Mein Gott, war das alles seltsam.
    Sie lächelte und lachte dann sanft. „Und warum sollte ich mit dir reden wollen, Lehrerin?“
    Bei ihr klang das wie eine Beleidigung. Vermutlich sollte es das auch sein. Nicht ärgern lassen, sagte ich mir. Atme tief ein. Beruhige dich.
    „Oh, da gibt es viele Gründe. Wir scheinen ja einiges gemeinsam zu haben. Ich dachte, es könnte interessant sein, dich kennenzulernen.“ Ich hatte nicht vorgehabt, das zu sagen, aber meine Intuition riet mir, sie zum Reden zu bringen.
    Sie kniff leicht die Augen zusammen, wodurch feine Fältchen auf ihrem ansonsten glatten Gesicht erschienen. (Notiz an mich: Nicht die Augen zusammenkneifen.)
    „Ich habe kein Interesse daran, dich kennenzulernen.“
    Irgendetwas in ihrer Stimme sagte mir, dass sie nicht ganz ehrlich zu mir war.
    Oder zu sich.
    Die Worte flatterten durch meinen Kopf.
    „Oh, bitte.“ Dieses Mal lachte ich. „Du musst doch genauso neugierig sein wie ich. Sieh uns nur an! Wir sind gleich. Wenn man meine Haare ein wenig glättet, dir ein bisschen von dem Makeup abnimmt und mich in einen dicken Pelzmantel steckt, könnten wir Spiegelbilder voneinander sein.“ Ich löste meine verschränkten Arme. „Du hast ein paar Fragen, die du mir stellen willst. Und ich weiß, dass es eine Zillion Dinge gibt, die ich dich fragen will.“
    „Was ist eine Zillion?“
    „Da! Das war eine Frage. Eine Zillion ist ein amerikanischer Ausdruck für unbeschreiblich viel.“ Bevor sie etwas sagen konnte, fuhr ich schnell fort: „Jetzt habe ich eine Frage.“ Ich zeigte auf Bres, der immer noch in der Mitte des Kreises kniete. Er schien meine Gegenwart überhaupt nicht wahrzunehmen. „Was, zum Teufel, macht dein Freund da?“
    Rhiannons Miene, die sich für einen Augenblick entspannt hatte, nahm einen verschlagenen, reservierten Ausdruck an.
    „Bres ist nicht mein Freund. Er ist mein Diener, durch Blut an mich gebunden. Er gehorcht meinen Befehlen.“
    „Das klingt ja mächtig beeindruckend, aber ich kann dir trotzdem nicht folgen. Wie wäre es, wenn du es noch mal mit normalem Englisch versuchst, damit ich dich verstehe?“
    Einen Moment dachte ich, dass sie einen der berühmt-berüchtigten Rhiannon-Anfälle bekommen würde, über die ich von Alanna schon so viel gehört hatte, aber sie riss sich zusammen und sagte nur: „Nun gut.“
    Mit einem Finger, an dem ein bronzefarben lackierter Nagel schimmerte, deutete sie auf Bres, dann führte sie mit ihrem Arm einen dramatischen Bogen aus, der alles um uns mit einschloss.
    „Bres bereitet sich auf den Ruf vor.“
    Das klang nicht gut.
    „Ich versteh das immer noch nicht.“
    „Ich vergaß, dass du mit den alten Gebräuchen nicht vertraut bist und mir nur äußerlich ähnelst“, sagte sie herablassend.
    Ich spürte, wie ich unwillkürlich die Zähne zusammenbiss.
    „Ich rufe einen großen Beschützer an, und Bres wird das Gefäß sein, das ihn aufnimmt.“
    „Guter Gott!“, platzte es aus mir heraus, als mir der Sinn ihrer Worte bewusst wurde. „Denkst du wirklich, Nuada ist ein verdammter Bodyguard?“ Ein Schauer überlief meinen Körper vom Kopf bis zu den Zehen.
    „Nuada“, gab sie schnippisch zurück. „Das ist der Name, den der Geist benutzt hat. Woher kennst du ihn?“
    „Weil ich in Partholon geholfen habe, ihn zu töten! Er ist nicht irgendein wohlmeinender Beschützer, er ist das reine Böse! Du hast den Geist des Anführers der Dämonen zum Leben erweckt, die beinahe deine alte Welt zerstört hätten.“
    „Dann ist dieser Nuada sehr mächtig.“
    Anstatt schockiert zu sein, sah sie mich gedankenverloren an.
    „Rhiannon, er ist das Böse. Er wird niemanden

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