Verbannt
handelt und ihr Depot überwachen müsse, aber der Besitz, nach dem sie suchte, war mehr als nur Aktien und Handelswaren ...“ Seine Stimme verebbte.
„Sondern?“, hakte ich nach.
„Sie war hinter Männern her. Reichen, alten, alleinstehenden Männern.“
Ich blinzelte überrascht. „Hat sie einen gefunden?“
„Ja. Sinclair Montgomery III. Zweiundsiebzig, verwitwet und gestopft mit Millionen aus Ölgeschäften. Ein Philanthrop und ehrlich netter Mann, der seit den Siebzigern keinen Sex mehr gehabt hatte.“
„Das klingt nach einem leichten Fang für Rhiannon.“ Der Name des Mannes kam mir vage bekannt vor. Ich war mir sicher, ihn schon auf der „Ich habe mehr Geld als Gott“-Seite der Tulsa World gesehen zu haben.
Er nickte grimmig. „Sie fing eine E-Mail-Freundschaft mit ihm an. Sagte, dass sie eine örtliche Lehrerin sei, die gerne eine Karriere als öffentliche Sprecherin anfangen würde.“
„Guter Gott, Rhiannon als öffentliche Sprecherin? Worüber, zum Teufel, wollte sie denn reden?“ Die möglichen Themen ließen mich zurückschrecken.
„Darüber, wie man junge Leute dazu inspiriert, kreativ zu sein und so lange wie möglich die Schule zu besuchen.“
„Ich zögere, diese Frage zu stellen, aber wie wollte Rhiannon Schulkinder inspirieren?“
„Ich glaube nicht, dass sie das bis in alle Einzelheiten ausgearbeitet hatte. Soweit ich sagen kann, hat sie nur den Köder ausgeworfen und sich damit einen persönlichen Termin geangelt.“
„Und ein persönliches Treffen war alles, was Rhiannon brauchte, um sich den alten Fisch an Land zu ziehen“, vollendete ich seine Analogie.
Er nickte.
„Und du hast sie mit deinem Segen aus deinem Bett in Mister Geldbeutels Bett gehen lassen?“ Wenn er nur ein wenig wie Clan-Fintan war, wäre er nie damit einverstanden gewesen.
„Ehrlich gesagt war ich so damit beschäftigt, ihren Freund zu hassen ...“, er sprach das Wort aus, als würde es übel schmecken, „... dass ich gar nicht bemerkte, was los war, bis es zu spät war.“
„Warte.“ Ich schüttelte verwirrt den Kopf. „Sie hat einen Freund hier?“ Ich ging schnell die Liste meiner Freunde durch, fand aber keinen, der die Psychoschlampe Rhiannon toleriert hätte.
„Er nannte sich Bres und sagte, er sei ihr Jünger. Stell dir das mal vor.“
„Groß, dürr, mit schlechtem Atem?“, fragte ich trocken.
„Ja!“, sagte er überrascht.
„Er ist ihr verdammter Jünger. Er ist ihr hierher gefolgt. Nein, streich das – er ist als Erster hergekommen, um sicherzustellen, dass die Reise problemlos vonstattengehen kann. Sie ist ihm gefolgt.“ Alanna hatte mir von Bres’ seltsamer Besessenheit von Rhiannon erzählt. Sein Wechsel mit einer ihn spiegelnden Person aus dieser Welt hat Rhiannon eine Person zugeführt, die sie opfern konnte, damit ihre Reise ohne Zwischenfälle verlief.
„Der Bastard hat sie kaum aus den Augen gelassen.“
„Also hat Bres dich schön eifersüchtig gehalten, sodass dir gar nicht aufgefallen ist, dass sie schon längst den alten Mann vögelt.“
Er biss die Zähne zusammen, und eine Sekunde fragte ich mich, ob ich zu starken Druck ausgeübt hatte (oder zu sarkastisch gewesen war). Dann stieß er den angehaltenen Atem aus.
„Nein, er ist mir einfach nur auf den Geist gegangen, dieses Herumlungern in dunklen Ecken wie eine Kakerlake. Ich wusste nicht, dass sie es mit dem alten Mann trieb, weil ich nicht bei ihr in Tulsa geblieben bin.“
Neugierde flüsterte in meinem Kopf. Was war zwischen Bres, Rhiannon und Clint passiert? Warum hatte Clint nicht in Tulsa bei der Frau bleiben wollen, die er anbetete? Und was genau hatte Rhiannon an sich, dass die Männer sprichwörtlich über ihre Schwänze stolperten, um ihr zu Diensten zu sein?
Ich verspürte den plötzlichen Drang, mich zu kneifen (oder zu ohrfeigen). Wen interessiert das schon, rief der rationale Teil von mir. Ich wollte einfach nur hier weg. Ich war nicht hier, um mich in eine Miniversion vom Denver Clan verwickeln zu lassen.
„Hör zu“, sagte ich scharf. „Das ist alles sehr interessant, aber was ich wirklich wissen will, ist, wieso ich wieder im verdammten Oklahoma bin.“ Ich hob eine Hand, als er zum Sprechen ansetzte. „Nein – ich sage dir, was ich wissen will.“ Ich zählte es an meinen Finger ab: „Als Erstes – warum hast du mich hierher zurückgeholt? Zweitens – wie ist es dir gelungen, mich in diese Welt zu ziehen? Drittens – wie, zum Teufel, komme ich wieder zurück?“
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