Verbannt
du hast aber geschockt ausgesehen.“
„Hab ich das, Shannon, mein Mädchen?“ Jetzt klang er amüsiert. „Glaub mir, meine Gefühle bei deinem Anblick hatten nichts mit einem Schock zu tun.“
Oh, oh. Ich schluckte.
Unsere Blicke trafen sich und hielten den Kontakt. Seine Augen waren dunkel und wirkten ernst und so verstörend vertraut, dass meine Brust eng wurde. Sein Gesichtsausdruck war das Spiegelbild von ClanFintans – er sah meiner Liebe so wahnsinnig ähnlich.
Er ist es aber nicht, erinnerte ich mich und nahm laut und nicht sehr ladylike einen Schluck Tee.
„Guter Tee“, sagte ich mit einem breiten Lächeln und hoffte, dass mir ein dicker Popel aus der Nase hing.
„Danke“, erwiderte er und fügte mit einem Lächeln hinzu: „Ich glaube, du hast da was zwischen den Zähnen.“
„Das hasse ich.“ Ich lachte und saugte wie ein Waldschrat mit der Zunge an meinen Zähnen.
Er lächelte immer noch und schüttelte den Kopf, bevor er sich wieder dem Herd zuwandte.
Nun, wo die Spannung gebrochen war, atmete ich erleichtert aus. Den Rest des Frühstücks verbrachten wir in angenehmem Schweigen.
Nachdem die Teller leer gegessen und gespült waren, trat Clint an einen Schrank, der in die Wand zwischen Küche und Bad eingebaut war.
„Hier ...“ Er reichte mir ein Paar dicke Socken und schmal aussehende Reitstiefel.
„Danke.“ Ich schenkte ihm ein Lächeln, bevor ich mich auf das Bett setzte. „Meine Füße wären mir fast abgefroren.“
„Du hättest was sagen müssen“, sagte er schroff. Dann nahm er zwei dicke Daunenmäntel aus dem Schrank.
„Ist schon okay.“ Ich zog die Stiefel an. „Ich war nur überrascht, wie kalt der Boden ist, das ist alles“, fügte ich sachlich hinzu, da mir seine offensichtliche Sorge um mein Wohlbefinden nicht ganz geheuer war.
„Es ist ungewöhnlich kalt für diese Jahreszeit. Sie haben sogar vorhergesagt, dass es heute Nacht oder morgen schon schneien soll.“
„Meine Güte, Schnee in Oklahoma im November!“
Er hielt mir einen Mantel hin. Ich schlüpfte hinein und schalt mich, dass es albern war, sich unwohl zu fühlen, wo er mir doch nur in den Mantel half. Ein echter Gentleman tat so etwas nun mal.
Sein Körper schien aber so verdammt dicht bei meinem zu sein.
„Ja.“ Sein Mund war direkt neben meinem Ohr, als er wiederholte: „Schnee im November.“
Ich zitterte unter seinem warmen Atem, trat schnell einen Schritt zur Seite und konzentrierte mich darauf, den Reißverschluss des Mantels zuzuziehen.
„Ich bin fertig“, flötete ich dann.
„Ich hatte vergessen, dass du ja in Eile bist.“
Seine Stimme klang angespannt, und erneut fielen mir die Linien um seine Augen und die silbergrauen Strähnen in seinem ansonsten schwarzen Haar auf.
Meine schnippische Bemerkung erstarb auf meinen Lippen. Ich lächelte ihn traurig an. „Ich bin nicht sie, Clint.“
„Ich will auch gar nicht, dass du sie bist.“
Frustriert stieß ich die Luft durch die Nase aus. „Du kennst mich nicht, also muss das, was du an mir so anziehend findest, irgendeine Erinnerung an die verdammte Rhiannon sein.“
„Ich habe Rhiannon nicht mehr gewollt, sobald ich ihre wahre Natur erkannt hatte.“
Ich wusste nicht, was ich darauf antworten sollte. Unsere Blicke trafen sich. In seinen Augen sah ich eine unglaublich tiefe Traurigkeit. Gott, es war hart, in seiner Nähe zu sein und sich nicht darum zu scheren, was er fühlte! Ich konnte nicht anders, als ständig zu bemerken, wie sehr er ClanFintan ähnelte, und zwar nicht nur, was sein Äußeres anbelangte. Ich konnte mir einreden, dass er ernsthafter und distanzierter war, aber dann musste ich nur sechs Monate zurückdenken und würde mich an einen gut aussehenden Zentauren erinnern, der anfangs auch distanziert und überaus zurückhaltend mir gegenüber gewesen war.
Bis ich angefangen habe, ihn zu lieben, erinnerte ich mich. Bis ich ihm gezeigt habe, dass ich nicht Rhiannon bin. Clint musste das nicht gezeigt werden, denn er wusste es bereits.
Ich zügelte meine mit mir durchgehenden Gedanken.
„Ich muss nach Hause.“ Ich brach den Blickkontakt ab, drehte mich um und ging mit zielgerichteten Schritten zur Tür.
„Das weiß ich, Shannon.“
Mit seinen langen Beinen war er schneller als ich und hielt mir die Tür auf.
Ich sagte nichts, sondern sah ihn nur zögernd an, wollte so gerne, dass er mich verstand. Dann trat ich hinaus in das neblige Licht eines kalten Oklahoma-Morgens.
„Brr.“ Ich stellte den
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