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Verbannt

Verbannt

Titel: Verbannt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Cast
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meine Wange an seine raue Seite. „Sie kennt mich.“ Ich blinzelte die Tränen fort und war unbeschreiblich glücklich, wieder als Geliebte der Epona gegrüßt zu werden.
    „Der Wald spricht zu dir.“ Er klang zufrieden.
    Ich nickte und wollte den Baum nicht loslassen.
    „Wenn sie wissen, wer ich bin, werden sie mir sicher helfen, nach Partholon zurückzukehren!“ Ich atmete tief ein und schickte eine stumme Bitte zu den uralten Geistern des Baumes.
    „Dann sollten wir uns in Bewegung setzen.“
    Die Freude war aus seiner Stimme verschwunden und einer düsteren Endgültigkeit gewichen.
    Ich blinzelte überrascht, als ich ein Echo seiner Traurigkeit im Baum widerhallen spürte.
    Mit einem letzten Streicheln löste ich meine Hände von der Rinde und flüsterte dem Baum zu, dass dieser Mann nicht mein Ehemann war ... nicht mein Ehemann ... nicht mein Ehemann. Langsam trat ich einen Schritt von der Eiche zurück.
    „Du hast recht.“ Ich wappnete mich gegen die in mir aufsteigenden Gefühle für diesen Mann, der so nah bei mir stand. „Ich muss los.
    Clint nickte kurz, drehte sich abrupt um und ging weiter. Ich folgte ihm. Dabei lauschte ich mit Erstaunen den Worten, die durch meinen Kopf flüsterten.
    „Heil dir, Epona.“
    „Seigegrüßt, Geliebte.“
    „ Wir heißen dich willkommen, Auserwählte der Epona.“
    Tiefe Freude erfasste mich angesichts der mir entgegengebrachten Akzeptanz und Anerkennung. Ich nahm jede Gelegenheit wahr, meine Fingerspitzen zärtlich über die Stämme und Äste der nah am Wegesrand stehenden Bäume gleiten zu lassen. Jedes Mal, wenn ich einen Baum berührte, vor allem einen der älteren, spürte ich Wärme wie eine Welle durch meine Finger in meinen Körper strömen. Bald schon merkte ich, dass mit dieser Wärme Energie auf mich übertragen wurde.
    „Hey!“, rief ich Clint hinterher. „Diese Bäume überschütten mich mit ihrer Kraft.“
    „Ich weiß“, sagte er, ohne sich zu mir umzudrehen oder seinen Schritt zu zügeln.
    Ich blieb lange genug stehen, um mit einer Hand an einem weiteren knorrigen Baumstamm entlangzufahren. Zack! Die Wärme floss in meinen Körper. „Oh, Mann! Das ist, als wenn ich die verdammte Wonder Woman wäre oder so.“ Ich presste meine Hände an meine kalten Wangen und spürte die Wärme, die nicht von meinem Körper kam. Ich schwöre, wenn ich meinen Zopf gelöst hätte, hätten meine Haare geknistert und wild vom Kopf abgestanden (noch mehr als sonst).
    Mit einem Mal blieb Clint stehen und drehte sich zu mir um. „Nicht wie eine Superheldin, sondern wie eine Göttin.“
    „Ja“, sagte ich atemlos, weil mein Herz bei seinen Worten taumelte. „Ja“, wiederholte ich. „Göttlich. Und zwar nicht aufgrund eines Fehlers, sondern weil ich mich dafür entschieden habe.“
    Clint hob eine Hand, als wollte er meine Wange berühren, tat es aber nicht. Der Ausdruck rohen Verlangens huschte über seine mir so vertrauten Gesichtszüge. Es tat mir in der Seele weh, aber ich ging nicht auf ihn zu. Ich konnte nicht. Seine Hand fiel schlaff an seiner Seite herunter, und er brach den Blickkontakt ab. Er wandte sich zur rechten Seite des Weges und zeigte mit einem Finger in diese Richtung.
    „Es geht hier entlang. Folge mir.“
    Ich nickte enthusiastisch und konnte es kaum erwarten, den Pfad zu verlassen und noch tiefer in den Wald einzutauchen. Ich zwang mich, seine traurige Miene und die gebeugten Schultern zu ignorieren.
    Wir waren noch keine hundert Schritte gegangen, als wir aus dem Unterholz hinaustraten und am Rande einer kleinen Lichtung standen. Ich schnappte nach Luft und schaute mich mit großen Augen um.
    „Heiliger Bimbam! Das ist ja genau wie in Partholon.“
    Der gleiche klare, ruhige Bachlauf gurgelte durch die Waldwiese, sein helles Wasser lief von uns fort in Richtung Wald. Mein Blick konzentrierte sich aber nicht auf den Bach, sondern wurde von den zwei riesigen Sumpfeichen angezogen, die sich an den beiden Ufern gegenüberstanden. Wie in Partholon waren auch ihre Äste mit grünen Blättern behangen, die das kalte Novemberwetter Lügen straften. Ihre Zweige waren so ineinander verwachsen, dass man nicht sagen konnte, wo ein Baum endete und der andere begann. Es war, als hätte die Zeit die beiden miteinander verwoben. Ihre dicken Stämme waren von leuchtendem Moos bedeckt, das mich mit seinem Glühen anlockte.
    Ohne ein Wort gingen Clint und ich gleichzeitig auf die Bäume zu. Mir fiel auf, wie ruhig die Luft geworden war und dass keine

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