Verbannt
war, dass ich nicht anders konnte, als ihn warmherzig anzulächeln.
„Genau.“
Irgendwie war er schon süß.
Unsere Blicke trafen sich, und er stolperte und wäre beinahe mit dem Kopf zuerst gegen einen Baum gerannt. Ich schaute schnell weg und tat so, als hätte ich es nicht bemerkt (während ich mir gleichzeitig beinahe ein Loch in die Wange biss, um mein Lachen zu unterdrücken).
Der schmale Pfad machte mit einem Mal eine scharfe Rechtskurve und ging dann steil bergauf, womit er uns zwang, unsere schwankende Konzentration auf das zu richten, was für meinen Geschmack viel zu anstrengendes Wandern war.
Kein Wunder, dass es keine Rucksack-Barbie gibt.
Der Weg schlängelte sich bergauf, und Clint gab ein zügiges Tempo vor. Ich merkte erfreut, dass mein Atem gleichmäßig ging und nicht abgehackt und stoßweise, obwohl es schon anstrengend für mich war, mit ihm Schritt zu halten. Tatsächlich fiel mir auf, dass ich mich umso kräftiger fühlte, je weiter wir in den Wald hineingingen. Ich grinste und genoss es, wie meine Muskeln sich anspannten, als ich stetig weiterkletterte und Clints breitem Rücken folgte.
Es fühlte sich so gut an, dass ich sogar Muße hatte, mich umzuschauen. Die Bäume standen dicht und erinnerten mich an Schnappschüsse, die ich im National Geographie gesehen hatte. Eichen und Nesselbäume wechselten sich harmonisch mit immergrünen Pinien und Wacholder ab; ihre Äste waren so miteinander verschlungen, dass sie nur ab und zu einen Blick auf den schiefergrauen Himmel erlaubten. Der Boden war mit toten Blättern bedeckt, mit abgebrochenen Ästen und piksenden Büscheln eines brombeerartigen Gewächses. Es sah aus, als hätten die Waldfeen vergessen, Staub zu saugen.
Dann hörte ich das Flüstern. Anfangs dachte ich, es wäre der Wind in den Bäumen, aber als ich nach oben schaute, sah ich, dass die Äste sich nicht bewegten. Es ging nur ein leichtes Lüftchen, ganz sicher nicht genug, um die kahlen Zweige geräuschvoll zu bewegen.
Ich kam an einem besonders großen Baum vorbei, um den ich herumgehen musste, weil sein dicker Stamm einen Teil des Weges blockierte. Mein Arm berührte im Vorbeigehen seine verwitterte Borke.
„ Willkommen, Geliebte.“
Die flüsternde Brise wurde in meinem Kopf zu Wörtern, und ich blieb abrupt stehen.
„Shannon?“ Ein paar Meter weiter blieb auch Clint stehen.
„Ich habe etwas gehört“, sagte ich dümmlich.
Er sah sich um und lauschte gebannt, bevor er antwortete: „Hier ist niemand außer uns.“
„Nein“, sagte ich langsam und zeigte auf meinen Kopf. „Ich habe hier drinnen etwas gehört.“
„Was hast du gehört?“ Seine Stimme klang aufgeregt, und er eilte den Weg zu mir zurück.
„Irgendetwas hat mich willkommen geheißen.“ Meine Stimme brach. „Und mich Geliebte genannt.“ Der Name, mit dem mich meine Göttin ruft, dachte ich, sagte es aber nicht laut.
Er schaute sich noch einmal um. Schließlich blieb sein Blick an dem Baum hängen, an dem ich gerade vorbeigegangen war.
„Vielleicht war es dieser alte Baum hier.“
Er trat näher heran und zog den Handschuh von der rechten Hand. Dann legte er die Handfläche gegen die raue Borke, schloss die Augen und konzentrierte sich. Die Falten auf seiner Stirn glätteten sich, und seine Lippen hoben sich zu einem leichten Lächeln. Er öffnete die Augen und nickte mir aufmunternd zu, es ihm gleichzutun.
Ich erinnerte mich an den elektrischen Schlag, den ich bei meinem letzten Versuch, einem Baum „zuzuhören“, erhalten hatte.
Als ich mich nicht rührte, ergriff er meine Hand und drückte sie fest gegen den Stamm.
Ich verspannte mich, wartete unbewusst darauf, dass etwas Fürchterliches passierte, aber dieses Mal war es anders. Zuerst fühlte ich angenehme Wärme unter meiner Hand, als würde sie auf der Haut eines lebendigen Tieres ruhen. Dann floss die Wärme durch meine Hand in meinen Körper, und mit sich brachte sie einen Gefühlsrausch. Es war, als hätte ich gerade unerwartet einen alten Freund getroffen.
„Willkommen, Geliebte der Eponal“
Dieses Mal hielt ich die Stimme nicht für den Wind; die Worte erklangen klar und deutlich in meinem Kopf.
„Oh!“ Ich atmete bezaubert aus und hob meine andere Hand, um sie ebenfalls fest gegen die Rinde zu drücken. „Du weißt, wer ich bin.“
„Jahhhhh ...“
Die innere Stimme verklang auf eine Art, die mich sehr an fröhliches Lachen einer Frau erinnerte.
„Oh, Clint!“ Ich trat näher an den Baum heran, legte
Weitere Kostenlose Bücher