Verbannt
Körper holte und mich auf eine Reise durch Partholon schickte, auf der ich ihr Augen und Ohren sein durfte. In dieser Nacht war es anders gewesen. Das war keine von der Göttin veranlasste Vision gewesen, die ich als magischen Schlaf kannte. Dessen war ich mir sicher. Die Ereignisse, die mir durch den Kopf gegangen waren, waren nicht wirklich passiert – in keiner mir bekannten Dimension. Es war ein Albtraum, ein schlechter Traum, Visionen, die so haltlos waren wie das Popelmonster oder die Zahnfee. Der Wechsel zwischen den Welten hatte vielleicht in meinem Kopf irgendwas gelöst, und nun hatte ich böse Träume wie jeder andere Mensch.
Das war alles. Wirklich.
Ich kniff die Augen fest zu, versuchte das Böse zu vergessen, das ich in Partholon zu spüren vermeint hatte. Die gleiche Dunkelheit, die ich gefühlt hatte, als Clint mich durch die Bäume nach Oklahoma gezogen hatte. Das gleiche Böse, an dem Bres und Rhiannon so interessiert zu sein schienen. Ich konnte daran jetzt nichts ändern. Ich musste schlafen. Ich zwang mich, mich zu entspannen.
Zum Glück war meine Erschöpfung größer als meine Paranoia und die Sorgen, sodass ich bald zurück in den Schlaf fand. Ich würde nicht an Dinge wie Vorahnungen denken – Dinge, die mich nur zu lebhaft an meinen Albtraum erinnerten.
Ganz wie Scarlett O’Hara es getan hätte, nahm ich einen tiefen, reinigenden Atemzug und ließ mich in traumlosen Schlaf fallen. Morgen war auch noch ein Tag ...
4. KAPITEL
Das unermüdliche Zwitschern einer Lerche weckte mich.
„Meine Güte, was für nervtötende Kreaturen“, murmelte ich und rieb mir die Augen. (Die Lerchen und ihr stetiges Gezwitscher waren Dinge gewesen, die ich an Oklahoma nicht vermisst hatte.)
„Guten Morgen, mein Shannon-Mädchen.“
Clint sah ausgeruht und frisch aus. Er zog sich einen dicken gestrickten Pullover über.
„Ich bin nicht dein Mädchen“, grummelte ich.
Er lachte nur herzhaft.
Großartig. Er ist ein Morgenmensch. Eine weitere Ähnlichkeit zwischen ihm und meinem Mann. Allerdings war es bei ihm nervend und nicht liebenswürdig.
Ich schwang meine Beine aus dem Bett und stand auf, sorgfältig darauf bedacht, die dicke Decke um meinen halbnackten Körper gewickelt zu behalten. „Wo kann ich hier für kleine Mädchen?“
„Durch die Küche.“ Er zeigte mit dem Kinn in Richtung des Durchgangs. „Im Schrank ist eine neue Zahnbürste, und ich habe dir ein paar Sachen herausgelegt, die Rhiannon hiergelassen hat.“
Er musterte mich eindringlich, sodass ich das Gefühl bekam, er könnte durch die Decke sehen (die ich deshalb noch enger um mich zog).
„Sie werden dir passen. Fühl dich wie zu Hause“, sagte er fröhlich.
„Hm“, machte ich und ging in die angezeigte Richtung.
„Ich setze Kaffee auf und mache uns ein paar Eier.“
Bei der Erwähnung von Essen hob mein Magen sich rebellisch. Die Erinnerung an meine Morgenübelkeit zauberte mir ein Lächeln ins Gesicht. Dem Baby ging es gut.
„Für mich nur Toast und Tee. Ich kann mich da auch selbst drum kümmern – mach dir keine Umstände“, rief ich ihm über die Schulter zu und stellte leicht befremdet fest, dass er bereits dabei war, mein Bett zu machen. Hatte er einen Putzfimmel oder so? Ohne auf eine Antwort zu warten, schüttelte ich den Kopf und ging schnell durch die blitzblanke kleine Küche; erst jetzt fiel mir auf, wie kalt der Holzfußboden war.
Das Badezimmer war überraschend groß und komfortabel. Es hatte eine geräumige Dusche, eine auf Löwenklauen stehende Badewanne und einen Uberfluss an Toilettenpapier. Ich seufzte entzückt auf.
Moderne Badezimmerinstallationen hatte ich auch vermisst.
Auf dem Rand des Waschbeckens lag ein ordentlich zusammengelegter Stapel Kleidung. Ohne sie näher anzusehen, wusste ich, dass sie unglaublich teuer gewesen waren. Ich nahm mir das zuoberst liegende Teil und sah, dass es eine schwarze Lederhose von Giorgio Armani war. Der braune Kaschmirpullover dazu hatte die Farbe von Herbstlaub und war am Halsausschnitt von schwarzem Pelz gesäumt, bei dem es sich nur um Nerz handeln konnte. Es sah so aus, als hätte Rhiannon sich mit „Saks Fifth Avenue“ in Tulsa sehr vertraut gemacht. Ein schwarzer Spitzen-BH mit passendem Slip komplettierte das Outfit. Ich wirbelte den Hauch von Nichts um meinen Zeigefinger und schüttelte den Kopf.
„Rhiannon, Rhiannon. Du hast wirklich ein Faible für Strings.“ Das war eines der vielen Dinge, in denen wir uns unterschieden. Sie war
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