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Verbannt zwischen Schatten und Licht (German Edition)

Verbannt zwischen Schatten und Licht (German Edition)

Titel: Verbannt zwischen Schatten und Licht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kira Gembri
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Aufprall, ich fuhr zusammen und drehte mich um, bevor
sich etwas auf mein Gesicht presste. Eine Hand hielt mich im Nacken fest,
während ich würgte und spuckte und nach Atem rang, bis mir von dem scharfen
Gestank die Tränen über die Wangen liefen. Mein Kopf sackte nach hinten. Die
Hand ließ mich los. Ich glaubte zu fallen … und dann nichts mehr.

 
    14.
Kapitel
     
    Das
Erste, was mir auffiel, war die Kälte. Sie kroch durch meine Hosenbeine, meine
Jacke, in meine Haare, und ich erkannte, dass ich auf dem Boden saß, den Rücken
gegen eine feuchte Wand gelehnt. Als ich mich bewegte, kippte mein Kopf nach
vorne, und mir fehlte die Kraft, um ihn wieder zu heben. Meine Kehle brannte,
als hätte ich mit Salzsäure gegurgelt. Vielleicht hatte ich das ja. Gott, war
ich müde. Meine Gedanken drifteten ab, und für einen Moment versank ich im weichen,
warmen Nichts, bis ich mich erneut auf dem ungemütlichen Felsboden wiederfand.
Ja, Felsboden, das war es. Konzentrier dich. Ich versuchte die Augen zu
öffnen, mir an den schmerzenden Hals zu greifen, und wie ein Stromschlag
durchzuckte mich die Erkenntnis, dass ich es nicht konnte. Der Schock holte
mich aus meinem Dämmerzustand heraus, und ich begriff, dass ich weder blind
noch gelähmt war. Meine Augen waren offen, bloß war es hier verdammt
finster, und meine Hände wurden von irgendetwas zusammengehalten. Jetzt
bemerkte ich auch, dass ich fast kein Gefühl mehr in den Armen hatte, weil mir
an den Handgelenken das Blut abgeschnürt wurde. Handschellen? Das war
lächerlich. Konzentrier dich.
    Langsam
zog ich meine Füße an mich heran und rollte mich auf die Knie. Dann versuchte
ich mich aufzurappeln; ich brauchte mehrere Anläufe, weil mir vor Schwindel
richtig schlecht wurde, doch schließlich stand ich aufrecht. Es fühlte sich so
an, als würde mein Körper von einem Bündel weichgekochter Spaghetti gestützt anstatt
von Beinen, aber es ging. Meine Hände hingen jetzt nach unten, und als das Blut
kribbelnd hineinfloss, spürte ich, dass meine Gelenke von etwas Metallenem
zusammengedrückt wurden. Das waren tatsächlich Handschellen – ich schob meine
Arme ein bisschen hin und her – die offenbar an Ketten befestigt waren. Ich
hörte das Klirren, als sie über die Felswand schabten. Verrückt. Abartig. Eine
Woge von Panik stieg in mir hoch, und ich drängte sie mit aller Kraft wieder
zurück.
    „Okay“,
murmelte ich, als könnte ich mich an diesem Wort irgendwie festklammern. „Okay,
okay, okay. Ich krieg das hin.“ Handy. Ich tastete mit dem Fuß links und
rechts von mir den Boden ab, bis ich auf etwas Weiches trat. Da lag wahrhaftig
meine Tasche, halb geöffnet, und mit einigen Verrenkungen gelang es mir, mein
Telefon hervorzuholen. Entführer, die mir all meine Sachen ließen? Ich
versuchte, nicht über die Absurdität dieser ganzen Situation nachzudenken, oder
darüber, dass die Typen ihren Fehler jeden Augenblick erkennen und zu mir zurückkehren
konnten. Stattdessen ließ ich meine immer noch tauben Finger über die Tasten
wandern und zwang mein benebeltes Hirn, jeden Schritt mitzudenken. Jinxy
zuliebe hatte ich schon oft genug blind unterm Tisch SMS schreiben müssen; vor
allem in den Mathestunden, in denen sie mich meistens irgendwie dazu brachte,
sie zu unterhalten. Mitteilungseingang – letzte Nachricht. Öffnen – Antwort.
Ich hielt den Atem an, als ich anfing zu tippen. Ich krieg das hin.
    Seit
sich meine Augen an die Dunkelheit gewöhnt hatten, wusste ich, wo ich war. Von
hier aus konnte ich nicht nach draußen sehen, aber die ovale Öffnung der
Felsnische, in der ich mich befand, war mir gleich bekannt vorgekommen.
Schließlich war ich die Szene, die sich damals auf der Plattform direkt vor dieser
Höhle abgespielt hatte, wieder und wieder in meinem Kopf durchgegangen, um
herauszufinden, was ich falsch gemacht hatte.
    Bin
im Steinbruch, schrieb ich an Rasmus. Hilfe. Und
senden. Das Handy glitt mir aus den Fingern und landete klappernd hinter mir
auf dem Felsboden. Es blieb mir nichts anderes, als zu warten.
    Als
meine Beine zu zittern anfingen – ich wusste nicht, ob das an der Kälte lag
oder an der Anstrengung, die mir das Stehen immer noch bereitete –, rutschte
ich an der Wand entlang wieder in eine sitzende Position. Dann zog ich die Knie
an die Brust und rollte mich möglichst eng zusammen, doch gegen das Frieren
half es wenig. Ich versuchte mir vorzustellen, wo Rasmus gerade war und wie
lange es dauern würde, bis er mich erreichte.

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