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Verbannt

Verbannt

Titel: Verbannt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erin Hunter
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Brombeerkralle gerade. »Und wir sind dir besonders dankbar, weil du unsere mäusehirnigen Schüler gerettet hast. Aber du solltest dich nicht noch weiter von deinem Zuhause entfernen.«
    Mit letzten Abschiedsrufen an Charly trabten die Katzen zwischen den Bäumen davon. Löwenpfote und Distelpfote gesellten sich zu Häherpfote und liefen so dicht neben ihm, dass sich ihre Pelze berührten. Im Gegensatz zu den vergangenen Tagen wanderten sie unter nervösem Schweigen dahin, während die Sonne über die Bäume kletterte.
    Auf einmal legte Distelpfote ihren Schwanz auf Häherpfotes Schulter, um ihn aufhalten. Er spürte die Sonne warm auf seinem Fell und eine wispernde Brise zauste ihm die Schnurrhaare. Offenbar hatten sie das Ende des Walds erreicht.
    »Das ist unglaublich!«, flüsterte Distelpfote.
    »Was?« Ärger prickelte in Häherpfotes Pelz, Wut darüber, dass er nicht sehen konnte, worüber Distelpfote so staunte.
    »Die Berge.« Löwenpfote war es, der mit ehrfürchtiger Stimme antwortete. »Sie sind riesig!«
    »Sie sind wie eine gewaltige Steinwand«, erklärte Distelpfote. »Grau und steil und kahl, abgesehen von ein paar Spalten, in denen Gras wächst. Häherpfote, ich wünschte, du könntest sie sehen. Sie ragen endlos in die Höhe!«
    »Ich kann nicht mal die Gipfel sehen«, fügte Löwenpfote hinzu. »Sie sind in den Wolken verborgen.«
    »Endlich zu Hause.« Bachs Flüstern erklang direkt vor Häherpfote. Er spürte eine Mischung aus Sehnsucht und Furcht in ihr, ähnlich wie bei den anderen Stammeskatzen. Vermutlich hatten sie Angst vor dem, was vor ihnen lag: die Konfrontation mit Eindringlingen an einem Ort, den sie immer als allein ihnen gehörig betrachtet hatten.
    »Stamm der ewigen Jagd.« Es war Nacht, die diese Worte leise murmelte. »Behüte uns und leite unsere Pfoten.«
    Häherpfote erzitterte. Kann der SternenClan uns hier überhaupt noch sehen? Obwohl er wusste, dass er eines Tages mächtiger sein würde als der SternenClan, fühlte er sich unter einem Himmel, der ihm gleichgültig gesonnen war, entblößt und verwundbar.
    »Wir sind gut vorangekommen«, miaute Fang. »Wir könnten noch vor der Dunkelheit zu unserer Höhle hinaufklettern.«
    »Meinst du?« Eichhornschweifs Stimme klang zweifelnd. »Du darfst nicht vergessen, dass unsere Schüler keine geübten Kletterer sind. Wir wollen auf keinen Fall die Nacht in den Bergen im Freien verbringen.«
    »Dann halten uns die Schüler schon wieder auf?«, gab Fang zurück.
    Angesichts seines wütenden Tonfalls sträubte sich Häherpfotes Fell, vor allem, da der Vorwurf gerechtfertigt war. Was hatten sich Löwenpfote und Distelpfote nur dabei gedacht, in die Scheune zu schleichen und ihr Leben aufs Spiel zu setzen?
    »Die Schüler schaffen das schon«, bemerkte Sturmpelz ruhig. »Wir können ihnen helfen. Was meinst du, Brombeerkralle?«
    Es gab eine kurze Pause, ehe Brombeerkralle antwortete: »Gut, gehen wir.«
    Häherpfote sprang neben seinen Wurfgefährten dahin, als sie ein offenes Gelände überquerten. Allmählich neigte sich der Boden bergauf, das Gras unter seinen Pfoten wurde dünner, und immer wieder überquerte er Abschnitte mit loser Erde und kleinen Steinen, die in seinen Ballen stecken blieben. Bald war der Hang so steil, dass seine Pfoten ins Rutschen kamen.
    »Mäusedung!«, murmelte er und suchte nach Halt.
    »Hier.« Eichhornschweifs Geruch umgab ihn, und er spürte, wie ihr Schwanz ihn dorthin lenkte, wo seine Pfoten festeren Boden spürten.
    »Hier ist ein Pfad, dem wir folgen können«, miaute seine Mutter. »Auf der einen Seite fällt er steil ab, also achte gut darauf, dass dein Pelz immer das Gestein auf der anderen Seite streift.«
    Häherpfote ging hinter Bernsteinpelz bergauf, dicht gefolgt von Eichhornschweif. Ein Stück weiter vorn roch er seine Wurfgefährten. Nun erinnerte ihn der Weg ein bisschen an den Aufstieg zur Hochnase oder an den steilen Pfad zum Mondsee und er fühlte sich wieder sicherer.
    Zu Hause schaffe ich das ja auch ohne Probleme, dann krieg ich es hier auch hin.
    Doch als sich der Pfad immer steiler hinaufwand, ließ sein Selbstvertrauen nach. Er stellte sich den steilen Bergsturz vor, vor dem ihn seine Mutter gewarnt hatte, und war sich klar darüber, dass ihn ein einziger Fehltritt in die Tiefe stürzen ließe. Kalter Wind zerrte an ihm und drohte immer wieder, ihn umzustoßen. Das Gestein war hart, und blind, wie er war, konnte er den spitzen Steinen nicht ausweichen, die sich in seine Ballen

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